Bad Berleburg. Ein Läufertrio aus Kenia hat den 14. Citylauf Bad Berleburg, gleichzeitig der 4. Lauf zur Rothaar-Laufserie um den AOK-Cup, über 10 Kilometer (amtlich vermessen) gewonnen. Der 23-jährige Spencer Maiyo „flog“ als Erster in den Zielkanal der Firma Hucke Timing auf dem Berleburger Marktplatz und die Uhr zeigte 31:52,7 Minuten an. Nur zwei Sekunden dahinter folgte sein Teamkollege Isaac Yego (31:54,5) und Dritter wurde Francis Kiprop (32:23,5) – alle drei starten für das Team Complete Sports der Firma Burgwächter. Vierter, und damit schnellster Deutscher, war der gebürtige Herzhausener Thomas Tremmel im Trikot von ART Düsseldorf in 33:14,9 Minuten. Schnellste Läuferin des Tages war Franziska Espeter vom TV Laasphe in 40:23,2 Minuten.
Teilnehmerrekord beim 14. Citylauf Bad Berleburg – 4. Lauf Rothaar-Serie
Die Streckenrekorde bei den Männern (29:16,2 min./Collins Kibet/2005) und Frauen (34:19,8 min./Okzena Melzaeva)/2004) waren diesmal außer Reichweite, doch über einen Rekord freute sich der 1. Vorsitzende der LG Wittgenstein, Bernd Fuhrmann, dann doch ganz besonders: Insgesamt 605 Teilnehmer (inklusive Schulstaffeln) gab es beim 14. Citylauf Bad Berleburg – so viele Läufer wie noch niemals zuvor. 461 Starter waren es zusammengerechnet bei den Schülerläufen über 1,2 und 2 Kilometer (98), über 5 Kilometer im Jedermannlauf (88), 5 Kilometer Walking (44) und im Hauptlauf über 10 Kilometer im Rahmen der Rothaar-Laufserie (191) auf die Strecke der Odebornstadt. „Natürlich locken die Siegprämien bei den Männern und Frauen auch etliche Spitzenläufer an – doch mir ist wichtiger, viele Schülerinnen und Schüler und Schulstaffeln hier bei uns am Start zu haben“, betonte Fuhrmann. Und das schlägt sich auch in den Zahlen nieder: Während der Sieger bei den Männern 125 Euro Prämie einstreicht, darf sich die schnellste Schule sogar über 200 „Mäuse“ freuen.
Ansgar Klein enteilt der Konkurrenz
Den Anfang machten die Schüler über 1.200 Meter (8 bis 11 Jahre) und 2.000 Meter (12 bis 15 Jahre). Richtiges „Schietwetter“ hatte der Nachwuchs zu verkraften. Über 1.200 Meter waren es vor allem drei Läufer des VfL Bad Berleburg, die ihr Talent für den Laufsport demonstrierten: Allen voran Ansgar Klein. Der Zehnjährige gewann mit deutlichem Vorsprung von fast 20 Sekunden in 4:53,2 min. Hinter der elfjährigen Weißbachtalerin Lina Otto (5:11,5 min.) machte die ein Jahr jüngere Amelie Schmidt vom VfL Bad Berleburg auf sich aufmerksam in 5:12,4 min. Recht beachtlich auch die Leistung des erst achtjährigen Moritz Lauber vom SV Oberes Banfetal, der insgesamt als Achter im Gesamteinlauf ins Ziel kam und für die 1.200 Meter lange Strecke 5:29,8 Minuten benötigte.
Tim Henrich und Felix Lange vorneweg
2.000 Meter standen dann für die älteren Schüler auf dem Programm. Hier lieferten sich zwei Nachwuchsläufer des TuS Erndtebrück einen harten Zweikampf bis ins Ziel. Am Ende war der 15-jährige Tim Henrich in 7:44,9 Minuten (1. MJU 16) einen Tick schneller als sein gleichaltriger Teamkollege Felix Lange (2. MJU 16/7:45,3 min.). Dritter wurde Julian Hansmann von Sportfreunde Edertal (3. MJU 16) in 8:00,3 min. An dieser Stelle sei mal ein Vergleich angemerkt, der die drei Jungs in ihrem Lauftalent bestärken müsste: Tim-Arne Sidenstein lief 2004 als ebenfalls 15-Jähriger die Strecke in 8:10 min. – in diesem Jahr stieß der Wilnsdorf-Obersdorfer in 29:03 Minuten über 10.000 Meter in die Deutsche Langstreckenelite vor!
Lea Reichel schnellstes Mädchen
Als Vierter im Gesamteinlauf über 5 Kilometer folgte schon der noch zwei Jahre jüngere Birger Hartmann vom VfL Bad Berleburg (1. MJU 14/8:25,8 min.). Schnellstes Mädchen über den Rundkurs an der Odeborn war Lea Reichel vom VfL Bad Berleburg (1. WJU 16) die den Heimvorteil in 9:03,5 min. zum Sieg nutzte.
Torben Henrich mit starker Vorstellung über 5 Kilometer
Nach den Schülern folgten die Bambini über 400 Meter – und auch die hatten ihren Spaß am Laufen. Der anschließende 5 Kilometer Jedermannlauf wurde zur Solovorstellung von Torben Henrich vom TuS Erndtebrück, der in 17:40,9 min. die drittschnellste jemals gelaufene Zeit auf der Strecke an der Odeborn erzielte. Der Rekord steht bei 17:18,1 min., gehalten von Torsten Kramer von Blau Gelb Marburg (2010). Auf Platz zwei folgte am Sonntag der 18-jährige Marco Hoffmann (2. MJU 20/19:18,3), Drittplatzierter war Niklas Bender vom SV Lützel in 19:21,2 min. Schnellste Läuferin im Teilnehmerfeld: die 16-jährige Davina Bohn vom TuS Deuz in 21:07,06 min.
Beim Citylauf Bad Berleburg wird traditionell auch die schnellste Schule Wittgensteins ermittelt. Dazu eingeladen sind alle Grundschulen und weiterführenden Schulen der Sekundarstufe 1 aus dem Altkreis Wittgenstein. Eine Mannschaft besteht aus jeweils acht Teilnehmern (vier Schülerinnen und vier Schüler) sowie einem Lehrer als Team-Captain. Mit viel Spannung stehen dann Mitschüler und Eltern am Streckenrand und fiebern mit und feuern das eigene Team lautstark an.
Realschule Bad Berleburg schnellste bei den weiterführenden Schulen
Bei den weiterführenden Schulen mussten acht Mal 1000 Meter (Wendepunkt in Höhe Graf-Casimir-Straße) gelaufen werden. In dem Staffelwettbewerb hatte im Vorjahr das Städtische Gymnasium Bad Laasphe die Nase vorn – doch diesmal war der Schlussläufer der Realschule Bad Berleburg einfach zu stark. Sieger wurde die Realschule in 25:37 Minuten vor dem Städtischen Gymnasium in 25:41 min. Platz drei ging an die JAG Bad Berleburg I (26:00 min.) und Vierte wurde die Staffel JAG Bad Berleburg II (27:54 min.). Bei den Grundschulen wiederholte die Grundschule Erndtebrück I den Sieg und war mit 13:37 Minuten sogar noch zwei Sekunden schneller als 2013.
Pünktlich zum Hauptlauf hatte sich dann auch das schlechte Wetter aus Bad Berleburg verabschiedet. Es blieb trocken und bei der abschließenden Siegerehrung unter freiem Himmel auf dem Marktplatz kam sogar die Sonne wieder zum Vorschein. Das Rennen begann mit einer Kuriosität: Während der Starter, offenbar für die Läuferschar viel zu leise, den Countdown von „Zehn, neun, acht…“ herunter zählte, waren die Läufer an der Startlinie noch ins Gespräch vertieft und als dann der Startschuss fiel, traute sich zunächst niemand los zu laufen. War das schon der Start zum Citylauf? Ja! Und so ging es erst nach ein paar „verschlafenen“ Sekunden und ein wenig Gelächter im Feld richtig zur Sache. Es waren drei Läufer aus Kenia, die aus dem 10-Kilometer-Rennen auf der amtlich vermessenen und Bestenlisten tauglichen Strecke ein Schaulaufen machten.
Spencer Maiyo siegt in 31:52,7 Minuten
Runde für Runde liefen die Ostafrikaner einträchtig beisammen leichtfüßig und scheinbar mühelos vorneweg – lediglich der gebürtige Herzhausener Thomas Tremmel im Trikot von ART Düsseldorf versuchte zu folgen, musste dann aber auch abreißen lassen. Im Schlussspurt hatte dann mit dem 25-jährigen Spencer Maiyo ein Läufer mit einer 5000-Meter-Bestzeit von 13:33 Minuten das bessere Spurtvermögen. Im Ziel nach 31:52,7 Minuten erklärte der junge Mann aus Kaptagat, einem Ort 40 Kilometer von Eldoret entfernt, im Interview mit Laufen57: „Es war für mich heute der erste 10 Kilometer-Lauf. Es war schön hier zu laufen“, aber beim Blick auf seine Beine fügte er hinzu, „but very slippy!“ Der Weg entlang der Odeborn und im abgesteckten Parcours im Park war aufgrund des Regens doch ein wenig glitschig, da fanden die flachen, federleichten Straßenrennschuhe ohne Profil, quasi die Slicks der Läufer, wenig Halt.
Zwei Sekunden später flog schon Isaac Yego in den Zielkanal auf dem Marktplatz. Yego ist auf der 3000 Meter Hindernis-Strecke zu Hause und ist mit 8:28 min. seine schnellste Zeit gelaufen. Für den 30-jährigen Francis Kiprop war das Rennen in Berleburg eher ein Sprint. Der Marathonspezialist mit einer persönlichen Bestzeit von 2:12 Stunden, hat bereits die Marathonläufe in Münster und Kassel gewonnen. Kiprop kam in Berleburg nach 32:23,5 Minuten ins Ziel – für ihn nicht mehr als eine Durchgangszeit über die 42,195 Kilometer. Alle drei Läufer starten für das ganzheitliche, christliche SRS („Sportler ruft Sportler“)-Team Complete Sports, das von der Firma Burgwächter unterstützt wird. Das Trainingszentrum von Complete Sports in Kenia existiert nun schon seit zweieinhalb Jahren, auch mit Unterstützung von SRS. Einer der erfolgreichsten Läufer des Camps ist Spencer Maiyo, der bei den „Kenyan Trials“ der Junioren den 5.000 Meter-Lauf gewann. Die drei Kenianer befinden sich auf Lauftour durch Deutschland. Betreuer und Manager ist Jean Pierre Talon aus Altenkirchen. Talon plant den nächsten Start von zwei seiner drei Läufer in Gummersbach.
Feuerwehrmann Thomas Tremmel bester Deutscher auf Platz vier
Nach seiner langen Verletzungsodyssee hinterließ auch der Berufsfeuerwehrmann Thomas Tremmel wieder einen guten Eindruck. Für den 30-Jährigen geht das Jahr 2014 als „Seuchenjahr“ in seine Sporthistorie ein: Nach einem effektiven Trainingslager in Portugal zusammen mit dem Deutschen Spitzenläufer André Pollmächer kehrte er mit großen Zielen und guter Form nach Deutschland zurück. Doch nach einem 30-Kilometer langen Dauerlauf ein paar Wochen später klagte er über Rücken- und Beckenschmerzen. Ein MRT gab Aufschluss: Beckenbruch. Thomas Tremmel: „Das sah auf den Bildern aus, als habe da jemand mit einer Axt reingehauen.“
Es folgten 14 Wochen Laufpause! Nach einem guten Aufbautraining und dank der guten Betreuung durch den Düsseldorfer Orthopäden Dirk Pajonk (Deutscher Meister im Zehnkampf 1998 und Teilnehmer an den Olympischen Spielen von Atlanta) war er dann vor den Deutschen Straßenlauf-Meisterschaften in Düsseldorf wieder guter Dinge, als ihn dann quasi über Nacht eine Erkältung heimsuchte. „Es ist eben nicht mein Jahr“, fluchte er, ging am nächsten Tag aber dann doch an den Start und lief zumindest eine 31:48 Minuten, „für den Aufwand, den ich betrieben habe, war das zu wenig“. Beim Citylauf in Berleburg wurde er diesmal Vierter in 33:14,9 Minuten. Bei seinem Gesamtsieg im Jahre 2011 war er exakt eine Minute schneller und ist damit auf Platz 23 der schnellsten Laufzeiten immerhin der schnellste Deutsche in der Bestenliste des Citylaufs Bad Berleburg. Übrigens: Seine Schwester Tina Tremmel gewann im Jahre 2003 in starken 38:07,9 Minuten.
Senner und Senner immer besser
Wie Thomas Tremmel klagte auch Andreas Senner in den vergangenen Monaten über Rückenprobleme, doch die Ursachen scheint der Läufer des TuS Deuz mehr und mehr in den Griff zu bekommen. Auch wenn der 45-Jährige noch nicht wieder „der Alte“ ist, so konnte er mit dem sechsten Platz in dem Klassefeld mit 36:06,3 Minuten doch zufrieden sein – ebenso wie seine Ehefrau Bianca Senner (früher Schneider), die nach Babypause wieder in Tritt gekommen ist und diesmal in 42:52,7 Minuten (1. W35) drittschnellste Läuferin war. Vor der Deuzerin platziert war die starke, 58-jährige Seniorin der LG Wittgenstein, Conny Wagener. Sie gewann unterstützt mit Applaus vom Streckenrand in 42:39,7 min. die Klasse W55.
Franziska Espeter gewinnt zum zweiten Mal Marathon-Startplatz
Auch die tagesschnellste Läuferin stammt aus Wittgenstein: Franziska Espeter vom TV Laasphe. Die 25-jährige Lehramtsstudentin für Sport und Deutsch an der Uni Marburg lief die 10 Kilometer als Trainingswettkampf in 40:23,2 Minuten und hatte bis zum Zieleinlauf ein Lächeln im Gesicht. Bei der Siegerehrung durfte sie die Siegprämie und einen dicken Pokal mit nach Hause nehmen.
Die Fitness-Trainerin kann immerhin eine Bestzeit von 37:57 Minuten vorweisen – eine Zeit unter 40 Minuten ist ihr aber in Bad Berleburg noch nie gelungen. Im Jahr 2011 wurde sie Zweite in 40:17,2 min. hinter der Erndtebrückerin Nina Stöcker von der LG Ratio Münster (37:11,4). Franziska Espeter hat am kommenden Wochenende wieder etwas ganz Besonderes vor. Zum zweiten Mal hat sie einen Startplatz bei einem Marathonlauf gewonnen. Im Jahre 2012 hatte sie für den Hamburg-Marathon das Ticket bei einem Wettbewerb gewonnen und dann vergeblich versucht, die Startnummer weiter zu geben. „Ich musste dann selbst laufen, obwohl ich eigentlich immer nur für die 10 Kilometer trainiert habe.“ Doch das Resultat konnte sich durchaus sehen lassen: 3:37 Stunden – und das bei einem Marathon-Debüt. Jetzt hat sie wieder das große Los gezogen: Am Wochenende geht’s auf nach Berlin. Ihr Ziel: „Ach, ankommen, vielleicht in 3:35 Stunden. Weh tut das ja immer, aber das ist schnell vergessen…“
Als echtes Ausdauer-Phänomen präsentierte sich erneut Werner Stöcker. Tags zuvor noch beim Ausdauer-Cup-Lauf in Alsdorf am Start, lief der 75-Jährige vom TuS Erndtebrück ohne viel Anstrengung zu zeigen 47:00,3 Minuten. Der Älteste im Feld war er damit noch nicht. Heinz Wagner vom VfL Wehbach lief 50:17,0 min. – und das mit 78 Jahren!
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