Yohannes Hailu Atey vom TuS Deuz und Seriensiegerin Sabrina Mockenhaupt (LG Sieg) heißen die Sieger des 25. Deuzer Pfingstlauf, gleichzeitig der vierte Wertungslauf im Ausdauer-Cup 2014, über anspruchsvolle 15 Kilometer. Während der 23-jährige schlaksige Läufer aus Eritrea den Landschaftslauf bei seiner Premiere nach einem Sololauf in 51:11 Minuten zum ersten Mal gewann, trug sich Titelverteidigerin „Mocki“ als Gewinnerin bei den Frauen in 1:01:23 Stunden bereits zum elften Mal als Siegerin in die Statistik des bei vielen Läufern beliebten Volkslaufs ein.
Der größte Gegner der insgesamt 289 Teilnehmer (30 über 1000 Meter, 19 Starter über 3 Kilometer, 85 über 5 Kilometer, 155 im Hauptlauf über 15 Kilometer) und vielen Bambini über 600 Meter war jedoch die Hitze. Selten war es an Pfingsten so heiß. Der Deuzer Pfingstlauf hat in seinen 24 Jahren schon so einiges an Wetterkapriolen erlebt: Nasskalt, schwülwarm, total verregnet, nach Sturmschäden im Jahr 2007 sogar eine Streckenverkürzung – aber so eine Hitze, mit Temperaturen von über 30 Grad, das war beim Jubiläumslauf eine Premiere.
Im Hauptlauf über 15 Kilometer galt die größte Aufmerksamkeit natürlich Deutschlands derzeit erfolgreichster Langstreckenläuferin, Sabrina Mockenhaupt. Nur einen Tag nach ihrem vierten Platz beim 17. Sparkassen Citylauf in Oelde über 10 Kilometer (33:39 Minuten) nutzte die 39-fache Deutsche Meisterin den anspruchsvollen Volkslauf zu einem weiteren Trainingswettkampf zur Vorbereitung auf die Leichtathletik EM in Zürich (12. bis 17. August). Wenn „Mocki“ in heimischen Gefilden startet, dann ist sie ein Promi zum Anfassen. Schon vor dem Start stand die 33-Jährige wie gewohnt sympathisch, locker und unkompliziert für Autogramme und für Fotos zur Verfügung. „Ja, komm her, wir stellen uns zusammen, mache ich doch gerne…“ Dass ihr auch bei der 25. Auflage des Deuzer Pfingstlaufs keine Konkurrentin das Wasser würde reichen können, das stand schon beim Startschuss vor dem Naturfreibad fest. Im Rennen hatte sie dann mit dem Triathleten Marco Göckus vom EJOT-Team TV Buschhütten einen idealen Begleiter. Nach 201 Höhenmetern kamen „Mocki“ (1:01:23 Stunden) Marco (4. M45/1:01:24 Std.) unter dem Beifall der Zuschauer ins Ziel.
Ein gutes Rennen lief hinter Mockenhaupt die 32-jährige Dr. Caprice Giehl. Die schnelle Ärztin aus dem Marienkrankenhaus, Triathlon-Europameisterin in der Altersklasse W30 über die Ironman-Distanz, war lange Zeit Seite an Seite mit ihrem Lebensgefährten Dr. Patrick Löhr, Oberarzt für Orthopädie am Marienkrankenhaus, gelaufen. Doch in der Schlussphase musste Patrick seine Caprice enteilen lassen. „Er hatte starke Rückenbeschwerden, deshalb ist er bergab langsamer gelaufen“, sagte die Zweitplatzierte, nur eine knappe Minute hinter „Mocki“ im Ziel.
Dritte im Gesamteinlauf war Ramona Wied von der SG Wenden, die in 1:03:23 Stunden Siegerin der Klasse W40 wurde und der zum Teil deutlich jüngeren Konkurrenz davon geeilt war. Trotz der Hitze lief auch Anna Schneider vom Ausrichter TuS Deuz ein gutes Rennen. Die 24-Jährige war Viertschnellste des Tages in 1:06:38 Stunden und somit Gewinnerin der Frauenhauptklasse. Trotz der widrigen Bedingungen präsentierte sich eine weitere Altersklassenläuferin äußerst stark: Conny Wagener vom TV Laasphe. Die kleine Wittgensteinerin, immerhin schon 58 Jahre alt, lief nach nur 1:07:46 Stunden über die Ziellinie nach schweißtreibenden 15 Kilometern. Zum Vergleich: Im Vorjahr war sie bei guten äußeren Bedingungen mit 1:07:15 Stunden nur unwesentlich schneller.
Bei den Männern enteilte Yohannes Hailu Atey vom Start weg dem restlichen Läuferfeld. Leichtfüßig und locker hatte er bereits bei der 3-Kilometer-Marke einen großen Vorsprung und vieles deutete daraufhin, dass das 23-jährige Leichtgewicht aus Eritrea, seit September 2013 für den TuS Deuz startberechtigt, den Streckenrekord des Kenianers Wilson Kiplagat Samoei aus dem Jahre 1994 von 46:53 Minuten knacken könnte. Doch dann schaltete der 50 Kilogramm leichte und 1,70 m große Läufer, dessen Bestzeiten bei 14:31 Minuten (5000 m), 30:46 Minuten (10.000 m) und 1:07 Stunden (Halbmarathon) liegen, einen Gang zurück. Eigentlich müsste sich Yohannes Hailu Atey bei diesen Temperaturen pudelwohl fühlen, liegen die Tagestemperaturen in seinem Heimatland in Nordostafrika doch noch deutlich über den hiesigen. Mit einem Becher Wasser in der Hand stand er im Ziel, freute sich über den Anblick seines schlafenden, erst einen Monat alten Sohnes Abyan Yohannes und sagte: „Today, it’s to warm for me. I could not run very fast“ („Heute ist es zu warm für mich, ich konnte nicht schnell laufen“).
Vier Minuten später folgte Knut Seelbach, der zum Jahreswechsel das Trikot der SG Niederhausen-Birkenbeul gegen das der Läufermacht SG Wenden eingetauscht hatte. Als Zweiter im Gesamtklassement in 55:28 Minuten gewann er die Klasse M40 und sicherte sich so die Maximalpunktzahl 20 in der Wertung zum Ausdauer-Cup 2014. Der drittschnellste Läufer des Tages war ein Radsportler. Tobias Lautwein vom RSC Betzdorf hatte den Reißverschluss seines Radtrikots weit aufgerissen und vermisste sicherlich den Fahrtwind, den er als Radfahrer bei diesen Temperaturen gut hätte gebrauchen können und lief nach 56:09 Minuten ins Ziel.
Vierter im Gesamteinlauf war dann Stefan Klöckner vom VfL Kirchen in 56:50 Minuten, der sich mit dem Klassensieg in der M30 die Höchstpunktzahl für die Cup-Wertung holte. Es folgten auf den Plätzen sechs und sieben die beiden Lokalmatadore des TuS Deuz, Stefan Brockfeld (58:21 min.) und Andreas Senner (58:26 min.). Starke Laufleistungen zeigten trotz der Hitze zwei Dauer(b)renner: Der Klafelder Gerhard Schneider im Trikot des TuS Deuz gewann die Klasse M60 in beachtlichen 1:02:23 Stunden und lag damit nur eine Minute hinter Sabrina Mockenhaupt. Auch die Energieleistung des 75-jährigen Erndtebrückers Werner Stöcker (LG Wittgenstein), der nach 1:14:47 Stunden im Gesamteinlauf den 81. Rang von 155 Teilnehmern belegte, nötigt Respekt ab.
Im Jedermannlauf über 5 Kilometer, integriert die Cup-Wertung der U18- Klassen, war ein großes Feld von 85 Teilnehmern am Start. Traditionell mit dabei die Herren im schwarzen Frack mit Zylinder, die Salchendorfer Wurstekommissare. Die Würste, die sie wieder auf der Stange ins Ziel trugen, waren am Ende schon beinahe durchgegart. Den Gesamtsieg sicherten sich zwei Läufer des TuS Deuz. Tim Dally und Teamkollege Nils Wagner liefen bei der Pfingsthitze mit 17:24 Minuten ein starkes Rennen. Auch der Drittplatzierte Torben Henrich vom TuS Erndtebrück blieb mit 17:39 Minuten noch sechs Sekunden unter der Vorjahressiegerzeit. Flott unterwegs war auch wieder Nils Wehner von der LAG Siegen. Der 16-jährige kam nach 19:02 Minuten als Gesamtvierter und damit Sieger der Klasse U18 ins Ziel. Schnellste Frau im 5-Kilometer-Lauf war die 19-jährige Maria Espeter vom TV Laasphe, die in 20:05 Minuten vor Davina Bohn vom TuS Deuz (20:28 min.) die U18-Wertung in der Cup-Wertung gewann.
Beim Deuzer Pfingstlauf wird für den Nachwuchs auch eine 3-Kilometer-Strecke angeboten. Tagesschnellster im 19-köpfigen Teilnehmerfeld war der 14-jährige Daniel Trinkner von der LAG Siegen in exakt 11:00 Minuten und weitem Vorsprung vor dem ein Jahr jüngeren Jan Eiden vom Skiclub Olpe (11:45 min.). Einen packenden Zielsprint gab es kurz dahinter – den gewann unter großem Zuschauerbeifall die talentierte 13-jährige Brenda-Cataria Byll (CLV Siegerland) in 12:02 Minuten vor Frederik Wehner (LAG Siegen/1. M14) in 12:05 Minuten.
Wie der 3-Kilometer-Lauf so wurde auch der Schülerlauf über 1000 Meter als Wendepunktlauf ausgetragen. Umso beachtlicher sind hier die gelaufenen Zeiten. Es gewann ein Trainingspärchen des ASC Weißbachtal, Lina Marike Otto (11/3:47 min.) vor Susanne Mittler (11/3:51 min.). Ein Lauftalent scheint der erst 9-jährige Mika Bertelmann vom CVJM Dreis-Tiefenbach zu sein, der die 1000 Meter in 3:53 Minuten lief.
Ergebnisse unter: http://www.martin-stinner.de/Ergebnisse/2014/deu14ges.html