Rafael Fuchsgruber: Running wild – oder „Laufen macht echt glücklich!“

"Running wild": Rafael Fuchsgruber begeisterte im Kino der Krombacher Brauerei mit seinem Vortrag über seine Erlebnisse als Extremläufer  in den Wüsten der Welt.
„Running wild“: Rafael Fuchsgruber begeisterte im Kino der Krombacher Brauerei mit seinem Vortrag über seine Erlebnisse als Extremläufer in den Wüsten der Welt.

Kreuztal-Krombach. Als DJ und Konzertveranstalter führte Rafael Fuchsgruber ein wildes und extrem ungesundes Leben. Viel Alkohol, viele Zigaretten, viele Partynächte. Im Jahr 2002 rettete dem damals 41-Jährigen die Diagnose seines Arztes „Verdacht auf Herzinfarkt“ das Leben, das er von da an total umkrempelte: Zigaretten und Alkohol wanderten in die Mülltonne und mit Anfang Vierzig beginnt er wieder mit dem Laufen. Für den ehemaligen Partykönig war es der Start in ein neues Leben. Heute ist er der erfolgreichste deutsche Extremläufer in den Wüsten dieser Welt. Im Rahmen der Gala „Läufer des Jahres 2016“ des Onlineportals Laufen.de und des DLV in der Krombacher Brauerei begeisterte Rafael Fuchsgruber rund 300 Gäste von seinem zweiten Leben als „Wüstenfuchs“.

„Ich war lange Jahre Alkoholiker, deshalb freue ich mich ganz besonders, dass es hier heute das Krombacher alkoholfrei gibt. Heute bin ich nämlich seit 13 Jahren trocken.“ Mit dieser Einleitung hatte der 55-Jährige natürlich den Gastgeber und die Sportler schon mit den ersten Worten auf seiner Seite. Dass Fuchsgruber, der mit Familie (verheiratet, 2 Töchter) in Hennef lebt und durch das Laufen eine neue Lebensqualität und -Perspektive gewonnen hat, wurde in dem Vortrag „Running wild – vom Partykönig zum Extremläufer“ (unter dem gleichen Titel veröffentlichte er 2015 sein Buch) im Kinosaal der Krombacher Brauerei schnell deutlich. Ganz am Anfang quälte er sich noch über 3 Kilometer – schnell wurden daraus 30, 300, ja sogar bis zu 520 strapaziöse Kilometer, die ihn bis ans Ende seiner Leistungsgrenze führten. „Laufen ist meine große Liebe und Leidenschaft. Nur so kann ich das machen, was ich da mache in der Wüste. Und Laufen macht echt glücklich – und wir brauchen viel mehr glückliche Menschen auf der Welt!“

Laufen bei über 55 Grad Gluthitze im Iran

Hielt einen außergewöhnlichen und mitreißenden Vortrag: Extremläufer Rafael Fuchsgruber.

Er nahm die Zuhörer, eindrucksvoll veranschaulicht mit Filmbeiträgen, mit zu seinen Laufabenteuern in den Wüsten dieser Welt – vom australischen Outback bis in die Wüste Lut im Iran, die mit Temperaturen von bis zu 70 Grad der heißeste Ort der Welt ist und wo er den Wüstenlauf über 180 Kilometer bei Temperaturen von 55 Grad erfolgreich überstanden und sogar als Sieger beendet hat. „Das muss man sich vorstellen wie einen Lauf in der Sauna. Es sind ja nicht nur die 55 Grad, das Schlafen wird zur besonderen Herausforderung. Ich schlafe ja eher selten im Stehen und wenn man weiß, dass die Temperaturen in Kniehöhe sogar bis zu 65 Grad betragen, dann kann man sich ungefähr vorstellen, was ich mit Hitze meine. Ich habe pro Tag 12 Liter Wasser getrunken!“

Zusätzliches Handicap: Ein 10-Kilo-Rucksack auf dem Buckel

„Läufer des Jahres 2016“ – eine gemeinsame Wahl durch die Community laufen.de sowie dem Deutschen Leichtathletikverband (DLV)

Laufen durch die Wüste, dass bedeutet auch: Da steht nicht alle 5 Kilometer ein schattiger Verpflegungsstand mit kühlen und erfrischenden Elektrolytgetränken – Extremläufer in der Wüste, das sind zum großen Teil Selbstversorger. Am Anfang einer Etappe wiegt der Rucksack, in dem alles verstaut ist, was man für eine Woche Laufen in sengender Hitze benötigt, bis zu 10 Kilogramm. Und zum Beweis, was er da täglich auf den Schultern mit sich herumschleppt, reichte er das Gepäckstück zu den Zuhörern in der ersten Reihe herüber und die staunten dann natürlich über dieses zusätzliche Handicap. Während der „Normalläufer“ mit Lebensziel Marathon die 42,195 Kilometer nur einmal bewältigt, bedeutet diese Streckenlänge für Rafael Fuchsgruber lediglich die Distanz einer Tagesetappe – und das aber durch beschwerlichen Wüstensand und bei Hitze, die ihm wie von einem Heißluftfön entgegenbläst. Fuchsgruber lief in der Sahara, in Kamerun, durch die Wüste Gobi und er erzählte eindrucksvoll von dem Lauf über 520 Kilometer im Outback von Australien. Er schilderte anschaulich die Strapazen, von einem Läufer, der eines Nachts im Zelt aufgrund der Belastung gestorben ist. Er erzählte ergriffen und mit den Tränen kämpfend, dass sein Lauffreund Dennis Grüne, der sich in der Wüste verlaufen hatte und 50 Kilometer weit vom Weg abgekommen war, um ein Haar in der Wüste gestorben wäre. Nur dank einer großen Suchaktion, völlig  dehydriert nach 24 Stunden ohne Wasser, wurde er gerettet.

Blutige Füße und strahlende Kinderaugen

Fuchsgruber erzählte von blutigen Füßen, von einem Sturz kopfüber aufs Gesicht, der zu einer Gehirnerschütterung und damit beinahe zur Aufgabe des Rennens geführt hatte. Aber Fuchsgruber, der Mann, der im Leben immer die Extreme auslotet, erzählte auch von den vielen einzigartigen Laufmomenten: Zum Beispiel von Kindern in Kamerun, die ihn begeistert beim Laufen umjubelten. „Da schenkst du einem Jugendlichen ein paar Laufschuhe in Größe 44,5 und dann rennt der mit den Dingern so schnell er kann nach Hause, damit ihm die keiner mehr wegnehmen kann.“ Oder er spricht im Ziel nach dem 520-Kilometer-Lauf in Australien fix und fertig und kaum noch bei Sinnen in die laufende Kamera: „Jetzt freue ich mich auf meine Tochter. Mara, ich habe Wort gehalten. Ich bin zwischendurch nicht ein Mal gegangen, nicht ein einziges Mal, so wie ich es versprochen hatte…!“

Zu Gast bei Markus Lanz und in der ZDF-Sportreportage

„Läufer des Jahres 2016“ – eine gemeinsame Wahl durch die Community laufen.de sowie dem Deutschen Leichtathletikverband (DLV)

Die Geschichte des ehemals alkoholabhängigen Rafael Fuchsgruber hin zum Extremsportler ähnelt ein wenig der des Top-Triathleten Andreas Niedrig, dessen Buch „Lauf um dein Leben – vom Junkie zum Ironman“ verfilmt wurde und seinen Kampf gegen die Drogensucht, seinen Aufstieg vom Junkie zum Ironman beschreibt. Auch die Lebensgeschichte von Rafael Fuchsgruber wollten plötzlich alle hören. Bei Markus Lanz, in der ZDF-Sportreportage, im RTL-Nachtjournal und bei SAT1 Reportage erzählte er von seinen Lauferlebnissen und natürlich machte er auch in Krombach mit seinem Vortrag auch Werbung für sein Buch „Running wild – vom Partykönig zum Extremläufer“.

Extremsportler Joey Kelly schrieb: „Neu war für mich, dass Rafael früher richtig gesoffen hat und mit 40 Jahren im Krankenhaus lag. Er hat sich echt die Flossen verbrannt, doch noch die Kurve gekriegt. Wenn mal wieder jemand kommt und sagt „Das schaffe ich nicht …“, drücke ich ihm dieses Buch in die Hand!“

 

Auch Deutschlands erfolgreichste Langläuferin, die Wilgersdorferin Sabrina Mockenhaupt, ist begeistert von Fuchsgrubers Erzählungen: „Dieses Buch ist Inspiration pur! Rafael ist ein tolles Beispiel dafür, dass es sich lohnt, jeden weiten Weg in Angriff zu nehmen, um sein eigenes „Ich“ zu finden.“

Fuchsgruber nimmt im „Little Desert Runners Club“ Läufer mit auf Reisen

Rafael Fuchsgruber stellte in Krombach auch sein neuestes Projekt vor: Er hat den „Little Desert Runners Club“ gegründet, um Läufer, die von der Wüste fasziniert sind und sich ein Etappenrennen zutrauen, auf ein Rennen in Namibia vorzubereiten – das „Sahara Race 2017“. „Es ist ein Club für alle, die mit mir durch die älteste Wüste der Welt laufen wollen – die Namib Wüste. Sie ist Unesco Weltkulturerbe und deshalb im Mai 2017 genau das richtige Ziel für mein 10-jähriges Wüstenlaufjubiläum“, sagte Rafael Fuchsgruber, der 2013 bereits ein Etappenrennen in Namibia gewonnen hat.  Das Rennen, das offiziell „Sahara Race 2017“ heißt,  gehört zur 4desert Serie. Die 250 Kilometer werden in sechs Etappen bewältigt.

Auch Siegerländer wollen zum 250-Kilometer-Lauf durch die Sahara

Noch in der Krombacher Braustube fanden sich spontan eine Handvoll Läuferinnen und Läufer, die sich vorstellen konnten, dieses Laufabenteuer in Angriff zu nehmen. Auch einige Siegerländer waren von dem Projekt begeistert. So auch Heike Schürbusch, Trainerin der :anlauf-Laufschule: „Es war ein toller Vortrag der mich begeistert hat. Ich überlege nun ernsthaft, ob ich nicht im Mai nächsten Jahres mitlaufen soll. Es würde bestimmt ein einmaliges Lauferlebnis.“ Die Erfahrung von einem 100-Kilometer-Lauf hat die Siegenerin bereits.

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