20. Anzhäuser Gückellauf bei Dauerregen

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Schülerlauf über 1000 Meter mit dem Anzhäuser Gückel vorneweg.

Insgesamt 305 Läuferinnen, Läufer und Walker, dazu noch 20 Bambini, gingen beim 20. Anzhäuser Gückellauf des ASC Weißbachtal an den Start. Dauerregen, dazu das WM-Achtelfinalspiel Brasilien gegen Chile, waren nicht eben die idealen Voraussetzungen, um den Jubiläumslauf zu einem umjubelten Sportfest für Läufer und Zuschauer zu machen. Trotz des neu ins Programm aufgenommenen Landschaftslaufs über 15 Kilometer konnte auch in diesem Jahr der Teilnehmerrückgang nicht gestoppt werden, wie der Blick auf die Vorjahre zeigt: 360 Starter im Jahr 2011, 329 im Jahr 2012, 328 im Jahr 2013, auf nunmehr 305 Teilnehmer in diesem Jahr.

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Start frei zum 20. Anzhäuser Gückellauf über 10 Kilometer – gleichzeitig der 6. Lauf zum Ausdauer-Cup 2014. Auch die Läufer über 5,2 km und des neuen Landschaftslaufs über 15 Kilometer starteten in diesem Feld.

Petrus und WM-Plan als Bremser

Gab es so ein Wetter überhaupt schon einmal beim Lauf in Anzhausen? Regen, statt Sonne satt? Kämpften die Macher des Gückellaufs in den vergangenen Jahren meist gegen große Hitze, so kam das Wasser für die Läufer diesmal nicht aus den Schläuchen der Feuerwehr, sondern dafür reichlich vom Himmel herunter. Petrus und der Fußball-WM-Plan meinten es nicht gerade gut mit den Organisatoren des 20. Anzhäuser Gückellaufs, dem 6. Ausdauer-Cup-Lauf 2014. Ausgerechnet beim Jubiläumslauf, bei dem sich die Veranstalter richtig ins Zeug gelegt und sich zudem einige Neuerungen hatten einfallen lassen, gab es den ganzen Spätnachmittag und Abend Dauerregen. Nur ab und zu hatte der Himmel ein Einsehen mit wenigen trockenen Phasen.

Und so war der ansonsten mit Zuschauern gut gefüllte Zielbereich beinahe ausgestorben und nur die Hartgesottenen unter den Anzhäuser Anwohnern im Dorfkern hatten gut überdacht vor ihren Häusern Platz genommen, um die Läufer  lautstark anzufeuern. Und immer dann, wenn die Kuhglocken laut erschallten, wussten die Zuschauer an der Strecke: jetzt kommt eine weitere Läufergruppe. Vor der Spitzengruppe gab es erneut ein Führungsfahrzeug, diesmal der Obersdorfer Läufer Sven Sidenstein auf dem Mountainbike. Laut wurde es hingegen wieder beim Start der Bambini über 400 Meter. Vor allem bei den Jüngsten, zum Teil noch an der Hand der Eltern, ist der Lauf mit dem Gückel vorneweg ganz besonders beliebt.

Vier Jahre zuvor, im WM-Jahr 2010, steckte der Veranstalter ASC Weißbachtal schon einmal in der Zwickmühle, ob man den Wettkampf am Tage eines Fußball-WM-Spiels austragen sollte. Damals war jedoch der „Konkurrenzkampf“ Lauf gegen WM-Spiel noch härter, spielte doch am selben Tag Deutschland gegen Argentinien im Viertelfinale! Letztlich gingen 270 Teilnehmer bei Gluthitze von fast 30 Grad auf die Strecke…

Stefan Groß gewinnt zum dritten Mal

Nun sind Volksläufer alles andere als Schönwetter-Sportler, aber der nasse Asphalt und dazu die glitschigen Passagen auf den Feld- und Wiesenwegen waren an diesem Samstag so gar nicht nach dem Geschmack der Wettkampfläufer, die in wenig profilierten Rennschuhen über den Kurs jagen. „Da muss man gehörig aufpassen, damit man sich nicht in einer Kurve auf die Nase legt“, sagte Andreas Senner, Langstreckler des TuS Deuz, kurz vor dem Start des 10-Kilometer-Cup-Laufs, nicht ohne hinterherzuwerfen, „… aber die Bedingungen sind ja für alle gleich!“

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Stefan Groß (vormals TuS Deuz/jetzt SG Wenden) gewann zum dritten Mal den Anzhäuser Gückellauf. Diesmal in 32:52 Minuten.

Über die 10 Kilometer, Wertungslauf zum Ausdauer-Cup 2014, kam am besten Stefan Groß, mittlerweile im Trikot der SG Wenden, im 142-köpfigen Teilnehmerfeld mit den Bedingungen zurecht. Der 40-jährige hagere Schlaks lief im Stil eines Hans-Jürgen Orthmanns leichtfüßig über den nassen Asphalt und kam nach einem Sololauf mit zweieinhalb Minuten Vorsprung in den Zielkanal in der Dorfmitte. Seine Siegerzeit: 32:53 Minuten. Es war der dritte Sieg des gelernten Verfahrensingenieurs, denn schon 2010 gewann er in Anzhausen das Hitzerennen in 33:43 Minuten und auch im Jahre 2011 konnte Stefan Groß (beide Male im Trikot des TuS Deuz) niemand gefährden. Vor drei Jahren war er exakt zwei Sekunden schneller als jetzt beim Jubiläumslauf. Stefan Groß war in früheren Jahren ein Läufer der erweiterten deutschen Spitzenklasse. Sein erfolgreichstes Jahr hatte der groß gewachsene Läufer im Jahr 2002: Im Trikot der LG Bonn Troisdorf lief er die 5 000 Meter in 13:55 Minuten, seinen besten Marathon absolvierte er ebenfalls im Jahre 2002, als er bei den Deutschen Meisterschaften in Berlin in der Zeit von 2:21:29 Stunden Fünfter wurde. Über 10.000 Meter steht seine Bestzeit bei 29:37 Minuten.

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Der Wilgersdorfer Markus Mockenhaupt (SG Wenden) auf dem Weg zu Platz zwei im Gesamteinlauf.

Hinter Stefan Groß sorgten mit Markus Mockenhaupt (35:15 min.) und Knut Seelbach (36:49 min.) zwei weitere Langstreckler aus dem „Rennstall“ von Trainer Egon Bröcher für den Dreifach-Erfolg der SG Wenden.

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Frauengesamtsiegerin Ramona Wied von der SG Wenden vor Hans-Jürgen Lichte vom Laufzwang Wippetal.

Doch damit nicht genug: Auch die schnellste Frau des Jubiläumslaufs kam aus der Laufgilde der SG Wenden. Die 44-jährige Ramona Wied gewann in 40:24 Minuten, eine Minute hinter ihr folgte die 30-jährige Katharina Schäfers vom TuS Deuz (41:25 min.).

Stark zeigten sich auch wieder einige Altersklassenläufer. So der 56-jährige Jürgen Schmissek vom TuS Fischbacherhütte, der den nicht leicht zu laufenden 10-Kilometer-Rundkurs in der Dorfmitte in guten 37:54 Minuten zurücklegte. Die volle Punktzahl in der Cup-Wertung sicherten sich auch Andreas Senner (TuS Deuz/37:11 min.) in der Klasse M45, Frank Forster (LAG Siegen/38:27 min.) in der Klasse M50 und auch die starke W55-Altersklassenläuferin Conny Wagener von der LG Wittgenstein, die in 43:51 min. manch einer deutlich jüngeren Konkurrentin die Hacken zeigte. Die „Krone“ bei den Seniorenläufern holte sich aber wieder der älteste Läufer des Tages. Der 75-jährige Werner Stöcker von der LG Wittgenstein kam auf Platz 75 im Gesamteinlauf in starken 47:21 Minuten ins Ziel. Damit war er fast zwei Minuten (!) schneller als im Vorjahr.

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Über 5,2 Kilometer gewann der Wilgersdorfer Polizist Sven Daub im Trikot der SG Wenden in 17:58 Minuten.

Auch über 5,2 Kilometer siegte ein Läufer der SG Wenden. Es war einmal mehr der schnelle Polizist Sven Daub. Der gebürtige Wilgersdorfer lief diesmal in 17:58 Minuten deutlich voraus und war damit nur neun Sekunden langsamer als bei seinem Sieg im Jahre 2012. Ein ungleicher Vergleich, war die Strecke vor zwei Jahren noch exakt 5 Kilometer lang und damit 200 Meter kürzer. Sven Daub im Ziel: „Ich habe seit einiger Zeit Probleme mit der Achillessehne und deshalb kann ich nicht richtig trainieren. Aber für die 5 Kilometer hier in Anzhausen reicht es noch…“

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Der 16-jährige Nils Wehner (Alcher TG) war über 5,2 Kilometer schnellster Jugendlicher in der U18 in 19:15 Minuten.
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Der noch zehnjährige Lukas Steinseifer (TV Niederschelden) führt nach seinem dritten Platz die Cup-Wertung in der U18-Klasse über 5 Kilometer an.

Schnellster Jugendlicher über 5,2 Kilometer war wieder Nils Wehner (ATG Turboschnecken). Der 16-Jährige gewann die Klasse U18 in 19:15 Minuten. Fünf Mal holte er sich nun für die Cup-Wertung die volle Punktzahl von 20 Zählern, da er aber einen Wettbewerb ausgesetzt hat (Straßenlauf in Kirchen) führt in der Cup-Wertung der U18 weiterhin der erst 10-jährige Lukas Steinseifer vom TV Niederschelden, der diesmal in 22:50 Minuten auf dem dritten Platz in dieser Altersklasse punktete.

Schnellste Frau im Jedermannlauf war Gresia-Grace Jochindke vom TuS Deuz in 19:45 Minuten.

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Die Siegerin des Tages im 5,2 Kilometer-Lauf: Gresia-Grace Jochindke vom TuS Deuz gewann in 19:45 Minuten.

Wie nach einer Runde „Schlamm-Catchen“ kamen die Läuferinnen und Läufer des 15 Kilometer Landschaftslaufs ins Ziel. Der ASC Weißbachtal hatte diese Strecke erstmals im Programm und wollte damit den Waldläufern unter den Volksläufern ein Zusatzangebot bieten. Mit einem Bus wurden die Läufer auf die 557 Meter hoch gelegene Kalteiche zum Startpunkt transportiert, dann ging es über Teile des Rothaarsteigs bis hinunter nach Anzhausen. Auch wenn die Strecke weitestgehend bergab verläuft, so beinhaltet sie dennoch einige giftige Anstiege mit bis zu 15 Prozent Steigung.

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Die Sieger über 15 Kilometer: Tim Dally und Anna Schneider vom TuS Deuz freuen sich über das Angebot eines neuen Landschaftslaufs beim Anzhäuser Gückellauf.

„Wirklich toll der Lauf, das ist so richtig meins“, lobte die Siegerin, Anna Schneider vom TuS Deuz, die Organisatoren für die Streckenführung. Mit schlammigen Beinen  kam die sie als Dritte im Gesamteinlauf nach starker Laufzeit von 1:03:45 Stunden ins Ziel. Die anspruchsvolle Strecke war so richtig nach dem Geschmack der 24-Jährigen, die ungern auf der Straße, dafür aber im Wald läuft. Auch der Tagessieg bei den Männern ging an den TuS Deuz. Für Tim Dally, der sich in bergigem Gelände besonders wohl fühlt, wurde der Landschaftslauf wie auch für seine Vereinskollegin Anna Schneider   zu einem einsamen Rennen. Dalli, der noch eine Woche zuvor mit Patrick Löhr und Caprice Giehl (beide TuS Deuz) die besondere Herausforderung „Dachstein-Krippenstein-Berglauf“ im Salzburger Land/Österreich über 8,5 Kilometer mit  insgesamt fast 1600 Höhenmeter bewältigt hatte (11. Platz), gewann souverän in 52:35 Minuten mit beinahe zehn Minuten Vorsprung vor dem Altersklassenläufer Frank Löschner vom TV Büschergrund, der 1:01:11 Stunden benötigte. Löschner hat derzeit ein „Abo“ auf zweite Plätze, denn bereits den Biggesee-Marathon vor einer Woche beendete er als Zweiter.

Starke Leistungen bei den Schülerinnen und Schülern

Bei den Schülerläufen musste sich der Anzhäuser Gückel, der traditionell beim Nachwuchs vorneweg läuft, mächtig sputen. Gerade einmal 100 Meter führte er die Meute an, dann musste der bunte Gockel ausscheren und dem Feld Platz machen. Über 800 Meter der Schülerinnen C und D lagen im Ziel mit Lina Otto (2:59 min.), Annika Sophie Tarfeld (3:00 min.) und Madita Tazelar (3:01 min.) gleich drei Kinder des ASC Weißbachtal vorn und mit der erst achtjährigen Tessa Malin Felbinger, die in 3:16 min. auf Platz acht ins Ziel kam, hat der ASC offenbar ein Talent in seinen Reihen. Bei den gleichaltrigen Jungs auf dieser Strecke gewann Anton Pieper (Jahrgang 2003) von der SG Wenden in 2:58 min. vor den ein Jahr jüngeren Julius Kölbach (VfB Wissen/3:02 min.) und Tom-Luca Krumm (CLV Siegerland/3:06 min.).

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Endspurt im Schülerlauf über 1000 Meter: Alexander Lind (Nr. 31/SG Wenden) im Zweikampf mit Jörn Sauer (Nr. 62/EJOT TVG Buschhütten).

Im Schülerlauf über 1000 Meter sicherte sich Frederik Wehner, der jüngere Bruder des U18-Siegers über 5,2 Kilometer Nils Wehner, den Sieg in 3:11 Minuten vor dem Zweitplatzierten Dominik Jung vom ASC Weißbachtal (3:14 min.). Dass mit Brenda Cataria-Byll vom CLV Siegerland eine große Entdeckung aus dem Nachwuchsprojekt „Mocki-Cup“ hervorgegangen ist, ist längst kein Geheimnis mehr. Die Läuferin aus der Trainingsgruppe von Armin Kring und Oliver Schmidt war auch diesmal schnellste Schülerin und lief in 3:20 min. der Konkurrenz einmal mehr auf und davon. Ebenso beachtlich die Leistung des erst 12-jährigen Alexander Lind von der SG Wenden, der in 3:17 min. Dritter im Gesamteinlauf wurde.

7. Lauf zum Ausdauer-Cup 2014: 16. August in Friesenhagen

Nicht nur der Veranstalter ASC Weißbachtal feierte mit seinem Anzhäuser Gückellauf ein Jubiläum – auch drei Läufer sind seit 20 Jahren mit dabei wenn der Gockel aus Anzhausen kräht: Inge und Hugo Behau vom TV Eichen und Wolfgang Schefczyk vom TV Jahn Siegen haben bislang bei keinem Wettkampf durchs Wilnsdorfer Dörfchen Anzhausen gefehlt.

Nun legt der Ausdauer-Cup eine Sommerpause ein. Der nächste Wertungslauf findet erst am 16. August 2014 beim Friesenhagener Volkslauf statt. Das ist dann der 7. Lauf zum Ausdauer-Cup 2014.

Alle Ergebnisse vom 20. Anzhäuser Gückellauf gibt es bei Martin Stinner hier.
Fotogalerie zum 20. Anzhäuser Gückellauf hier.

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