50. Berlin-Marathon: Siegerländer bei der großen Party

Karl Steiner vom TuS Deuz im Ziel am Brandenburger Tor nach seinem 30. Berlin-Marathon mit Maskottchen „Fridolin Flink“. Genau vor 40 Jahren lief „Carlos“ aus Salchendorf hier seinen ersten Berlin-Marathon.  Foto: privat

BERLIN. Bestes Wetter, so viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer wie noch nie – der 50. BMW Berlin-Marathon wurde wie erhofft zur größten Läuferparty der Welt. 58.212 Läuferinnen und Läufer aus 161 (!) Nationen hatten sich für die 42,195 Kilometer lange Strecke durch die Straßen der Bundeshauptstadt angemeldet. Ein neuer Rekord. Auch einige Siegerländer waren bei der größten Laufparty aller Zeiten mit dabei.

Berlin-Marathon – größer als New York, London und Paris

Der 50. BMW-Berlin-Marathon geht in die Geschichte ein: Nach Angaben der Veranstalter erreichten letztlich 54.280 Läuferinnen und Läufer das Ziel und damit überholte Berlin die bisher führenden Marathonläufe in New York (2019: 53.640 „Finisher“), London (2024: 53.915) und den bisherigen Rekordhalter, den Marathon in Paris (2024: 54.175). Bei den Männern siegte der Äthiopier Milkesa Mengesha in 2:03:17 Stunden, auch die schnellste Frau kommt aus Äthiopien: Tigist Ketema gewann souverän in 2:16:42 Stunden. Schnellster Deutscher war Sebastian Hendel von der LG Braunschweig (17./2:07:33 Std.) und beste deutsche Läuferin war Melat Kejeta als Elfte in 2:23:40 Stunden.

„Mocki“ lief 2010 in Berlin 2:26:21 Std. – ohne Carbon-Schuhe!

Bei der großen Jubiläumsfeier waren auch einige Partygäste aus dem Siegerland dabei. Für die gebürtige Wilgersdorferin Sabrina Mockenhaupt-Gregor war es eine Rückkehr an den Ort ihres besten Marathonlaufs in ihrer über 20-jährigen Laufkarriere. Die dreimalige Olympiateilnehmerin und 45-fache Deutsche Meisterin hatte etliche Marathonläufe absolviert, darunter in Köln (2007: 2:29:33 Std.), Frankfurt (2008: 2:26:22 Std.), New York (2013: 2:29:10 Std.) und Boston (2013: 2:30:09 Std.), aber so schnell wie in Berlin war sie nirgendwo. Vor 14 Jahren, am 26. September 2010, war die damals 29-Jährige in 2:26:21  Std. ihre Bestzeit gelaufen – und das war wohlgemerkt noch ohne „Carbon-Schuhe“, die nachweislich eine Leistungssteigerung von drei bis vier Prozent ausmachen.

„Sabrina hat das großartig gemacht. Eine absolute Bereicherung für unser Team.
Ihre Expertise hat uns schon im Vorfeld geholfen. Vor und hinter der Kamera
war es eine riesige Freude, mit ihr zusammen zu arbeiten. Fachlich und menschlich eine Weltklasse-Leistung.“

Timo Latsch, stellv. RTL-Sportressortleiter

Laufexpertin Sabrina Mockenhaupt (links) zusammen mit dem stellvertretenden RTL-Ressortleiter Sport Timo Latsch und der RTL-Sportmoderatorin Laura Papendick. Foto: privat

Beim Jubiläumsmarathon tauschte die mittlerweile 43-Jährige die Wettkampfschuhe gegen das Mikrofon ein. Der TV-Sender RTL hatte „Mocki“ als Laufexpertin engagiert, um die Sportjournalistin Laura Papendick bei der Moderation zu unterstützen. Als Co-Kommentatorin machte „Mocki“ dann auch einen richtig guten Job, war bestens vorbereitet, überzeugte nicht nur mit Fachwissen zu den Spitzenathleten und ihren speziellen Ernährungsgewohnheiten sowie Trainingsplänen, sie war auch immer wieder nah dran an der Lebenswirklichkeit der vielen, vielen ambitionierten Freizeitläufer, die sich so lange mit Fleiß und Entbehrungen auf diesen großen Tag vorbereitet hatten. „Sabrina hat das großartig gemacht. Eine absolute Bereicherung für unser Team. Ihre Expertise hat uns schon im Vorfeld geholfen. Vor und hinter der Kamera war es eine riesige Freude, mit ihr zusammen zu arbeiten. Fachlich und menschlich eine Weltklasse-Leistung“, lobte denn auch Timo Latsch, stellvertretender Sportressortleiter RTL, der „Mocki“ für den Moderationsjob gewinnen konnte.

Manuel Schräder (SG Wenden) knackt Olper Kreisrekord

Nur in einem kurzen Augenblick musste die ehemalige Spitzenläuferin bei der Moderation passen. Als die Kamera auf die beste Deutsche, Melat Kejeta, schwenkte, erklärte „Mocki“: „Oh, da ist ja auch ein Läufer aus meiner ehemaligen Heimat. Es tut mir jetzt schrecklich leid, dass ich ihn nicht kenne.“ Dafür hätte sie sich eigentlich nicht entschuldigen müssen, denn den Läufer im roten Dress kennen auch hierzulande nur wenige in der Laufszene. Der da durchs TV-Bild huschte war Manuel Schräder, der Neuzugang der SG Wenden. Der 32-Jährige war etwas sehr forsch angelaufen, hatte die Halbmarathon-Marke bei 1:09:38 Std. passiert, lief dann in der zweiten Hälfte vier Minuten langsamer, schaffte aber in 2:23:07 Std. dennoch eine neue persönliche Bestzeit und war damit auch schnellster Läufer aus der Region. Schräder verbesserte damit auch den Marathon-Rekord für den Kreis Olpe, den hatte bislang Jonas Hoffmann gehalten (2:25:54 Std./Frankfurt 2022). Schnellster Läufer aus dem Kreis Siegen-Wittgenstein war der Siegener Cedric Elsbach in 2:42:36 Std. (365. M30), dahinter folgten im Dress des TuS Deuz mit guten Laufleistungen Rainer Bonn (128. M45/2:45:02 Std.), Christian Becker (322. M40/2:47:21 Std.), Iris Hähner (442. W30/3:28:32 Std.), Stephan Heidrich (2685. M35/3:39:44 Std.).

Auch Christian Becker vom TuS Deuz lief beim 50. BMW Berlin-Marathon ein gutes Rennen. Becker überquerte die Ziellinie am Brandenburger Tor nach 2:47:21 Std. ©Archivfoto: Frank Steinseifer

Ein ganz besonderer Marathon war der Jubiläumslauf auch für den 70-jährigen Karl Steiner, langjähriger Leiter der Laufabteilung des TuS Deuz. „Carlos“ hatte vor genau 40 Jahren seinen ersten Berlin-Marathon in 2:57 Std. absolviert, hatte 1989 in Berlin seine Bestzeit von 2:41:56 Std. aufgestellt, war 1990 beim Wiedervereinigungsmarathon dabei und stand jetzt erneut beim 50. Berlin-Marathon wieder an der Startlinie. Es war sage und schreibe sein 30. (!) Berlin-Marathon und sein 69. Marathon insgesamt. Seine Vorbereitung war alles andere als optimal gelaufen: Sein letzter Wettkampf lag lange zurück (Herdorf 2022), 18 Monate konnte er verletzungsbedingt keinen Meter laufen und er war einige Wochen vor dem Start in Berlin noch schwer mit dem Fahrrad gestürzt. „Ich wollte aber unbedingt in Berlin dabei sein und es war dann auch einer der schönsten Marathonläufe für mich. Da waren Läufer aus Indonesien und aus Vietnam, als die an meiner Rückennummer sahen, dass ich schon zum 30. Mal in Berlin am Start bin, wollten alle Fotos mit mir machen. Wenn man hinten im Feld läuft, dann erlebt man ganz andere Sachen.“ Für seinen Erlebnismarathon brauchte er 5:38:11 Std. – ob es auch sein letzter Marathon überhaupt war, das hat der Deuzer noch nicht endgültig entschieden. „Ich habe für nächstes Jahr schon eine Einladung erhalten, mit einem Ticket für den Freistart in Berlin.“ Ein Start wäre verlockend, denn dann wäre es der 70. und definitiv letzte Marathonlauf.

„Laufwunder“ Werner Stöcker wie ein Schweizer Uhrwerk

Wie ein Schweizer Uhrwerk lief der 84-jährige Werner Stöcker – erst auf den letzten 7 Kilometern wurde er etwas langsamer und lief nach 4:11:19 Std. kurz hinter dem Brandenburger Tor ins Ziel. Der M85er gewann in der AKM80 mit einer (!) Stunde Vorsprung. Foto: privat

Der erste Start in Berlin war es für das Wittgensteiner „Laufwunder“ Werner Stöcker von der LG Wittgenstein und auch für Conny Wagener (LC Diabü Eschenburg). Karl Steiner hatte den beiden noch auf den letzten Drücker einen Startplatz in Berlin besorgt, das sollte sich dann für beide Wittgensteiner lohnen. Nach einer viel zu schnellen ersten Hälfte (1:42:11 Std.) überquerte die Fischelbacherin die Ziellinie dann nach guten 3:35:11 Std. – damit war sie die schnellste in ihrer Altersklasse W65. Wie ein Schweizer Uhrwerk lief der 84-jährige Werner Stöcker Kilometer um Kilometer knapp unter einem 6-Minuten-Schnitt – erst auf den letzten 7 Kilometern wurde er etwas langsamer und lief nach 4:11:19 Std. kurz hinter dem Brandenburger Tor ins Ziel. Es war zugleich der Sieg in der AKM80 – übrigens war er 1 Stunde (!) schneller als der Zweitplatzierte in seiner Altersklasse. Eine Wertung in seiner Klasse M85 war in Berlin nicht vorgesehen. Seine Laufzeit gilt aber dennoch als M85-Rekord im Kreis Siegen-Wittgenstein und zudem als neuer AK-Westfalenrekord, denn es zählt der Jahrgang und nicht die Startklasse. „Selbst wenn Werner Stöcker in der M35 gestartet wäre, so zählt seine Leistung doch in der M85“, bestätigte Kreis-Statistikerin Marianne Schmidt die neuen Bestleitungen.

Siegerländer beim 50. BMW Berlin-Marathon – hintere Reihe (von links): Rainer Bonn, Ulrike Piethan, Stefan Küthe, Uli Vitt, Karl Steiner, Ingo David, Christian Becker – vordere Reihe (von links): Conny Wagener, Werner Stöcker und Susanne Hein. Foto: privat

Weitere Resultate: Sebastian Vollmers (TV Rönkhausen) 2:51:56 Std. (562. M35); Marc Duchardt (LG Wittgenstein) 3:19:48 Std. (1512. M30); Ingo David (TSG Helberhausen) 3:55:44 Std. (2015. M50); Susanne Hein (LG Kindelsberg Kreuztal) 4:27:39 Std. (232. W60); Jochen und Leonie Ermert (RSV Daadetal) 5:09:59 Std.; Frank Schneider (M50) und Carolin Schneider-Denss (W50/beide TV Langenholdinghausen) 6:10:22 Std.

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