Siegen. Sonne, blauer Himmel, bis hin zu richtiger Hitze. Vier Mal hintereinander war Petrus ein wahrer Freund des Schülerlaufs. Doch diesmal hatte der Wettergott ganz offensichtlich keinen Bock auf Sommer, Sonne, Strahlemann und machte seine Himmelspforten ganz weit auf. Im Klartext: Beim 5. Siegerländer Volksbank-Schülerlauf goss es wie aus Kübeln. 2.350 Schülerinnen und Schüler aus 23 Schulen des Kreises Siegen-Wittgenstein wurden pitsche-patsche nass. Das wirklich Erstaunliche: Der Stimmung unter den Kids tat das keinen Abbruch.
Initiator und Organisator Martin Hoffmann hatte in den vergangenen Jahren stets einen guten Draht nach oben – aber diesmal war die Kommunikation völlig fehlgeschlagen: Einen Tag zuvor bestes Laufwetter, einen Tag danach bestes Laufwetter, nur dazwischen, am Mittwoch, 12. Juli 2017, da gab es in der Zeit von 8 Uhr Morgens bis 17 Uhr Nachmittags Regen, Regen und nochmals Regen. Und so war es vielleicht eine glückliche Fügung, dass dieser 5. Siegerländer Volksbank-Schülerlauf aufgrund der Bauarbeiten an der Brücke in der Weidenauer Poststraße sowieso in „abgespeckter“ Version über die Bühne gehen musste und nicht – wie zuletzt – 7.500 sondern „nur“ 2.350 Pennäler auf die Strecke gingen.
Natürlich ist das jammerschade, wenn nach vielen Vorbereitungsarbeiten eine Draußenveranstaltung, vor allem mit Kindern, derart ins Wasser fällt. Viele Veranstalter haben das bereits schmerzvoll erfahren müssen, denn gutes Wetter ist in vielen Belangen schon mehr als die halbe Miete. Aber irgendwie sind die Siegerländer ja „ihr“ Wetter auch schon gewohnt und so schlugen die, die von dem vielen Nass am meisten betroffen waren, dem Wetter ein Schnippchen: Die Grundschüler hatten trotzdem ihren Spaß und die Haltung, „Hey, du da oben, du kannst uns mal!“ Sie alle machten den „Großen Lauf der Grundschulen“ zu ihrem Lauf in die Sommerferien.
Weil die Organisatoren nicht das Wetter, jedoch die Auswirkungen beeinflussen können, wurden schon in den Bussen knapp 2.500 durchsichtige Regencapes verteilt und nach ein paar Fingerübungen und Verrenkungen übergestreift. Organisator Martin Hoffmann hatte diesen Regenschutz übrigens schon Jahr für Jahr auf Kommissionsbasis für den Fall der Fälle geordert und jedes Mal Retour geben können. Diesmal kamen die Schutzfolien zum Einsatz und erfüllten ihren Zweck, hielten die Schüler bis kurz vor dem Start noch relativ trocken. Und für die jungen Schüler schien es das reinste Vergnügen, denn sie tanzten im Regen, machten Pfützenspringen zu ihrem persönlichen Aufwärmeprogramm, stellten sich immer wieder für ein Selfie in Position, scherzten, alberten und lachten wie bei einem Freibadbesuch bei 30 Grad und Sonnenschein. Erst kurz vor dem Start mussten die Kinder die Capes ausziehen, um ein Stolpern und Verheddern auf der knapp einen Kilometer langen Laufstrecke zu vermeiden.
Zum 5. Siegerländer Volksbank-Schülerlauf gab es zugleich ein Geburtstagsständchen, denn der Schülerlauf war Bestandteil der Jubiläumsfeierlichkeiten zu 200 Jahre Kreise Siegen und Wittgenstein. Zunächst stimmte Dieter Lammersdorf, Rektor der Lindenschule, die Grundschüler mit der bereits bekannten Schülerlauf-Hymne „Theo, Theo – ist fit…“ von Volker Rosin ein. Danach folgte das von ihm eigens umgetextete Lied „Kreisgeburtstag – so ein Hit, Wittgenstein und Siegen, die sind fit! Step nach rechts – so so, Step nach links – ja ja, Wittgenstein und Siegen, ja das bringt’s.
„Ich wünsche euch allen ganz viel Spaß“, hatte Schulrätin Britta Halbe den Grundschülern mit auf den Weg gegeben. Danach schickten Bürgermeister Steffen Mues die Erstklässler, Jens Brinkmann vom Schülerlauf-Namensgeber Volksbank Siegerland die Schüler der Klassen 2, Landrat Andreas Müller die Klassen 3 und AOK-Regionaldirektor Dirk Schneider die Klassen 4 auf die Strecke mit Start vor dem Hallenbad und Ziel auf dem Bismarckplatz. Nachdem beim 1. Siegerländer Volksbank-Schülerlauf 2013 das große Feld aller Schulen gemeinsam an den Start ging und so natürlich spektakuläre Bilder präsentierte hatten die Organisatoren aus Sicherheitsgründen die Starterfelder immer weiter aufgeteilt. Und so war es auch diesmal eine weitere richtige Entscheidung die Grundschüler einzeln nach den Klassen 1, 2, 3 und 4 starten zu lassen. Vor allem beim ungestümen Start der Jüngsten sorgte das für deutlich mehr Sicherheit auf den ersten 200 Metern und vermied so gravierende Stürze.
Fazit: Es war die richtige Entscheidung, den Schülerlauf in diesem Jahr aufgrund der Baustellensituation nicht komplett ausfallen zu lassen. Vielleicht wäre es die Axt an einen jungen, in den nächsten Jahren noch weiter entwicklungsfähigen Baum gewesen. Maßgeblichen Anteil daran, dass es den Großen Lauf der Grundschulen 2017 überhaupt gegeben hat, sind die Hauptsponsoren, die ohne zu mäkeln die weniger marketingträchtige Abspeckversion durch gleichhohes Engagement mitgetragen haben. Somit steht auch dem 6. Siegerländer Volksbank-Schülerlauf wenig entgegen, der 2018 wieder am 12. Juli stattfinden soll. Das ist ein Donnerstag, zwei Tage vor den Ferien. Mal seh’n, ob dann Petrus wieder besser gelaunt ist und die Regenwolken beiseite schiebt…