Uelzen. Hanna Klein (LAV Stadtwerke Tübingen/31:40 Min.) und Nils Voigt (TV Wattenscheid/28:46) heißen die Deutschen Meister im 10-Kilometer-Straßenlauf 2021. Bei den Deutschen Straßenlauf-Meisterschaften im niedersächsischen Uelzen erzielten auch die Läuferinnen und Läufer aus den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe gute Zeiten und Platzierungen. Schnellster heimischer Läufer war Jonas Hoffmann (SG Wenden), der in 30:18 Minuten an der 30-Minuten-Marke kratzte.
Breite Spitze bei Straßenlauf-Meisterschaft: 112 Läufer liefen unter 33 Minuten!
Das war eine Deutsche Straßenlauf-Meisterschaft nach Maß. Bei bestem Laufwetter um 15 Grad, einem zuschauerfreundlichen 2-Kilometer-Rundkurs in der niedersächsischen Zuckerstadt Uelzen und großen Teilnehmerfeldern gingen nach fast zwei Jahren Corona bedingter Pause die nationalen Titelkämpfe im 10-Kilometer-Straßenlauf über die Bühne. Dicht gedrängt standen viele Zuschauer an der Strecke, um die besten Straßenläufer Deutschlands anzufeuern – der Wettkampf wurde zu einem echten Laufspektakel, denn sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen war der Ausgang der Rennen spannend bis zum Zielstrich. Diese Straßenlauf-DM wird auch als eine der schnellsten Meisterschaften der vergangenen Jahre in die Statistik eingehen: Drei Läufer unter 29 Minuten, 13 unter 30 Minuten, 46 unter 31 Minuten und 112 Läufer unter 33 Minuten bei den Männern – dazu die Siegerin Hannah Klein (LAV Stadtwerke Tübingen/31:40 Min.) mit der sechstschnellsten 10-Kilometer-Zeit einer Deutschen Läuferin überhaupt eine solch breite Spitze hatte es lange nicht mehr gegeben.
Schnell, schneller, Bestzeit: Corona und Carbon wirkten wie ein Leistungsbooster
Es gibt sicherlich mehrere Faktoren für diese Leistungsentwicklung: Viele Leistungsläufer haben die Corona-Zeit zu einem nachhaltigen Grundlagentraining genutzt und damit ihre Ausdauerfähigkeit enorm gesteigert. Einen Extra-Boost von etwa drei bis vier Sekunden pro Kilometer gibt es außerdem durch die neuen Carbon-Schuhe, ohne diese neue „Wunderwaffe“ ist bei solchen Rennen in der absoluten Spitze kaum mehr ein Staat zu machen. Faktor Nummer drei: Nach der langen Wettkampfpause waren die Athleten richtig heiß auf ein schnelles Rennen und direkten Wettkampf gegen die Konkurrenz.
Die Deutsche Meisterin Johanna Pulte fehlte verletzungsbedingt
Die Corona-Pause und damit ein gutes Training sowie die leichten Carbon-Schlappen mit Katapult-Effekt haben auch den heimischen Läuferinnen und Läufern Flügel verliehen, wenngleich einige Seniorenläufer eher auf die bewährten flachen Straßenrennschuhe setzten: Schnelle Zeiten, mitunter Bestzeiten, erzielten die Athleten aus der Region – die SG Wenden und der TuS Deuz hatten zudem noch Medaillen im Gepäck auf der 400 Kilometer langen Heimreise. Die SG Wenden war mit einem großen Aufgebot von zwölf Athleten gemeldet, kurzfristig mussten aber Judith Hacker und Marco Giese wegen Krankheit und Johanna Pulte (Wadenverhärtung) passen. Pulte, Deutsche U18-Meisterin über 3.000 Meter, U20-Meisterin über 5.000 Meter und Fünfte der U20-Europameisterschaften über 5.000 Meter, hätte in Uelzen bei einem guten Rennverlauf auch durchaus Chancen auf eine vordere Platzierung gehabt.
„Ich bin schon etwas enttäuscht. Ich hatte doch gedacht, es geht heute mehr.“
Jonas Hoffmann (SG Wenden),
nachdem er die 30-Minuten-Marke über 10 Kilometer und seine Bestzeit verpasst hatte.
Schnellster heimischer Athlet war Jonas Hoffmann: Der 25-Jährige, mit einer Bestleistung von 30:11 Minuten angereist, hatte sich nicht nur eine neuen Bestzeit, sondern auch eine 29er-Zeit zum Ziel gesetzt. Nach 14:48 Minuten für die ersten 5 Kilometer war er noch gut auf Kurs und auch bei Kilometer 8 lag er noch im Soll für unter 30 Minuten. Auf der letzten Runde fehlten ihm jedoch ein paar Körner, der Mitteldistanz-Triathlon auf Mallorca vor zwei Wochen und dann noch die Deutschen Meisterschaften im Cross-Duathlon mit dem Gewinn des DM-Vize-Titels, hatten doch mehr Substanz gekostet als gedacht. Am Ende lief Jonas Hoffmann auf Platz 25 in 30:18 Minuten ins Ziel. „Ich bin schon etwas enttäuscht. Ich hatte doch gedacht, es geht heute mehr“, so der Hademer im Ziel.
Alchener Frederik Jonas Wehner mit einer Leistungsexplosion: Bestzeit mit 30:49
Hinter Hoffmann sorgten zwei Vereinskollegen für die Überraschung des Tages bei den Männern: Ein bärenstarkes Rennen lief der Alchener Frederik Jonas Wehner. Nach Bestzeiten in diesem Jahr über 1.500 Meter (3:54,97 Min.), 3.000 Meter (8:28,19 Min.) und 5.000 Meter (15:10,71 Min.) zeigte er in Uelzen eine weitere Leistungsexplosion und unterbot in 30:49 Minuten seine bisherige Bestmarke um etliche Minuten. Zugleich belegte er in der U23 den 8. Platz. Kurz dahinter folgte mit Fabian Jenne der nächste im Dress der SG Wenden, auch er freute sich über die neue persönliche Bestzeit von 31:03 Minuten und komplettierte damit die Mannschaft der SG Wenden, die den 7. Platz in der Teamwertung belegte. Seine Erkältung eine Woche vor der DM hatte Simon Huckestein noch nicht vollständig überstanden. Nachdem er vor wenigen Wochen beim Südsauerlandlauf über 10.000 Meter im Alleingang 30:48 Minuten erzielte, blieb er diesmal in 32:15 Minuten deutlich unter seinem sonstigen Leistungsniveau. Eine neue Bestzeit gelang hingegen Timo Böhl von der LG Wittgenstein. Der Triathlet, Duathlet und Langstreckler aus Bad Berleburg freute sich über 31:42 Minuten. „Das war heute ein richtig geiles Rennen“, so sein Kommentar im Ziel.
Frauenmannschaft der SG Wenden wird überraschend Deutscher-Senioren-Meister
Einen richtig guten Auftritt hatten die heimischen Langstrecklerinnen. Drei Mal Edelmetall sammelten allein die Seniorenläuferinnen der SG Wenden: In der Mannschaftswertung der W35-W45 überraschten Stefanie Osthoff, Christel Dörschel und Verena Schneider (ehemals Dreier), die sich nach wenig Training extra in den Dienst der Mannschaft stellte, mit dem Deutschen Meistertitel. Steffi Osthoff, die sich trotz einer Erkältung für die Teamwertung durchgequält hatte, lief in 38:53 Minuten zu „Bronze“ in der W35 und Kollegin Christl Dörschel gelang in 39:13 Minuten „Silber“ in der W45 und komplettierte damit einen ganzen Medaillen-Satz für die SG Wenden. Auch Lea Laufer vom TuS Deuz bot in diesem Lauf der Frauen bis W45 eine starke Leistung. Die 22-Jährige aus Liebenscheid lief nach ihrem guten Halbmarathon vor zwei Wochen in Hamburg auch in Uelzen zu einer neuen Bestzeit. In 39:19 Minuten (30. Platz Frauenhauptklasse) verbesserte sie sich um fast eine halbe Minute.
Kuriosum bei einer DM: Geschwister-Team mit Franziska, Maria und Johlanda Espeter
Auch das gibt es nicht alle Tage bei einer Deutschen Meisterschaft: Mit Franziska, Maria und Johlanda Espeter von der LG Wittgenstein ging in Uelzen ein Geschwistertrio an den Start. Krankheitsbedingt hatten die Schwestern bis zum Schluss überlegt, ob sie überhaupt starten sollten. Am Ende waren sie mit ihren Leistungen zufrieden – Schnellste war erwartungsgemäß Franziska in 38:46 Minuten.
Gabi Müller-Scherzant läuft nach 800 und 1500 Meter zum dritten DM-Titel in der W50
Überraschend zum DM-Titel lief Gabi Müller-Scherzant vom TuS Deuz. Nachdem die „Überfliegerin“ Sandra Morchner (Laufteam Kassel), die vor zwei Wochen über die Halbmarathondistanz einen Europarekord aufgestellt hatte, das Rennen verletzungsbedingt frühzeitig beenden musste, rückte die 52-jährige Deuzerin an die Spitze des Frauenfeldes in diesem Seniorenlauf. Mit guten 39:26 Minuten verfehlte sie ihre Bestzeit aus dem Jahr 2015 nur um ganze drei Sekunden, durfte sich aber am Ende als neue deutsche Meisterin in der Altersklasse W50 feiern lassen. Es war nach ihren Titeln über 800 und 1.500 Meter und nach zwei weiteren Silbermedaillen, das dritte „DM-Gold“ in diesem überaus erfolgreichen Jahr 2021 in dem sie von 400 Meter bis zur Halbmarathon-Distanz zur nationalen Spitze in ihrer Altersklasse zählt.
Rainer Müller läuft 44:56 Minuten und holt damit „Bronze“ in der M70
Auch für Vereinskollege Rainer Müller war Uelzen ein erfolgreiches Pflaster. Nach seiner Goldmedaille im Halbmarathon vor zwei Wochen sicherte er sich mit einem starken Endspurt in 44:56 Minuten „Bronze“ in der Altersklasse M70. Nicht ganz zufrieden war Altmeister Werner Stöcker von der LG Wittgenstein, der nach vielen Erfolgen in diesem Jahr diesmal mit 51:20 Minuten lediglich auf den 4. Platz in seiner Altersklasse M80 kam. „Ach, egal. Nach den vielen Wettkämpfen war einfach jetzt die Luft bei mir raus“, erklärte er dennoch gut gelaunt nach dem Rennen. Nach dem krankheitsbedingten Ausfall von Stefan Brockfeld, platzte das aussichtsreiche M50/55-Team des TuS Deuz und so verzichteten auch Andreas Senner und Andreas Rottler auf einen Einzelstart.
„Ach, egal. Nach den vielen Wettkämpfen war einfach jetzt die Luft bei mir raus.“
Werner Stöcker (LG Wittgenstein) nach seinem 4. Platz in der M80.
Ergebnisse Deutsche Straßenlauf-Meisterschaften 2021
10 Kilometer in Uelzen
Männer
Gesamteinlauf: 1. Nils Voigt (TV Wattenscheid) 28:46 Minuten; 2. Samuel Fitwi Sibhatu (LG Vulkaneifel) 28:52; 3. Richard Ringer (LC Rehlingen) 28:54.
… 25. Jonas Hoffmann (SG Wenden) 30:19; … 42. Frederik Jonas Wehner (SG Wenden) 30:51; … 51. Fabian Jenne (SG Wenden) 31:05; … 71. Timo Böhl (LG Wittgenstein) 31:45; 89. Simon Huckestein (SG Wenden) 32:15; … 170. Jan Philipp Weller (LG Wittgenstein) 34:35; … 176. Dominik Weise (LG Wittgenstein) 34:52.
Mannschaftswertung: …7. SG Wenden (Hoffmann 30:18; Wehner 30:49; Jenne 31:03) 1:32:10 Std.; … 31. LG Wittgenstein (Böhl 31:42; Weller 34:26; Weise 34:34).
U23: …8. Frederik Jonas Wehner (SG Wenden) 30:51 Minuten.
M35: … 6. Simon Huckestein (SG Wenden) 32:15.
M70: … 3. Rainer Müller (TuS Deuz) 44:56.
M80: … 4. Werner Stöcker (LG Wittgenstein) 51:20.
Frauen
Gesamteinlauf: 1. Hanna Klein (LAV Stadtwerke Tübingen) 31:40 Minuten; 2. Alina Reh (SCC Berlin) 31:43; 3. Miriam Dattke (LG Telis Finanz Regensburg) 32:49.
… 77. Franziska Espeter (LG Wittgenstein) 38:50; … 78. Stefanie Osthoff (SG Wenden) 38:55; … 85. Christl Dörschel (SG Wenden) 39:15; … 87. Lea Laufer (TuS Deuz) 39:21; … 93. Sandra Clemens (SG Wenden) 39:30; … 103. Verena Schneider (ehem. Dreier/SG Wenden) 40:09; … 131. Rebecca Huckestein (SG Wenden) 42:45; … 136. Maria Espeter (LG Wittgenstein) 43:05; … 154. Johlanda Espeter (LG Wittgenstein) 47:42.
Mannschaftswertung: … 14. SG Wenden (Osthoff 38:53; Dörschel 39:13; Clemens 39:27) 1:57:33 Std.; 23. LG Wittgenstein (F. Espeter 38:46; M. Espeter 43:01; J. Espeter 47:38) 2:09:25 Std.
W35: … 3. Stefanie Osthoff (SG Wenden) 38:55; 4. Verena Schneider (ehem. Dreier/SG Wenden) 40:09.
W45: … 2. Christl Dörschel (SG Wenden) 39:15.
Mannschaftswertung W35-W45: 1. SG Wenden (Osthoff 38:53; Dörschel 39:13; Schneider 40:06) 1:58:12 Std.