
Ubstadt-Weiher. Werner Stöcker hat bei den Deutschen Meisterschaften der Deutschen Ultramarathon-Vereinigung (DUV) über 50 Kilometer in der M85 eine neue Weltbestzeit für seine Altersklasse aufgestellt. In der Zeit von 5:21:27 Stunden hat er den bisherigen Seniorenrekord geradezu pulverisiert. Die Titelkämpfe in Ubstadt-Weiher waren auch für den seit einigen Jahren in Oberdresselndorf wohnenden Frank Merrbach von der LG Nord Berlin ein gutes Pflaster, der Thüringer wurde Deutscher Vizemeister in 2:56:54 Stunden.
Dass der Mann ein echtes Ausdauer-Phänomen ist, das haben wir an dieser Stelle schon so oft geschrieben. Während andere Senioren-Langstreckenläufer naturgemäß von Jahr zu Jahr ein wenig von ihrer Leistungsfähigkeit einbüßen, setzt der Ausnahmesportler Werner Stöcker von der LG Wittgenstein, die Gesetzmäßigkeiten des Alterns scheinbar außer Kraft. Für den Ausnahmesportler aus Erndtebrück, Jahrgang 1939, ist das Laufen Jungbrunnen und Lebenselexier zugleich. Und so langsam gehen auch den Sportjournalisten bei der Beschreibung der unglaublichen Leistungen des mittlerweile 85-Jährigen die Superlative aus. Bei der Aufzählung seiner sportlichen Erfolge weiß man gar nicht mehr, wo man anfangen und wo aufhören soll: Werner Stöcker ist Weltmeister in der Altersklasse M80 über 100 Kilometer, er hält die Deutschen M80-Rekorde über 6, 12 und 24 Stunden sowie über 50 und 100 Kilometer und auch in seiner neuen Altersklasse M85 hält er bereits die Deutschen Bestmarken über 50 Kilometer und im 6-Stunden-Lauf. Ein Ergebnis fehlt sogar noch in der Rekordliste der International Association of Ultrarunners (IAU), denn Stöcker hat im Vorjahr die M80-Weltbestzeit über 50 Kilometer mit 5:23:23 Stunden aufgestellt – der offizielle Eintrag in der Statistik fehlt jedoch noch.
Bisherigen Rekord um 1 Stunde und 40 Minuten unterboten
Am vergangenen Wochenende hat der Erndtebrücker seine lange Liste an Erfolgen um ein neues Kapitel erweitert. Bei den Deutschen Meisterschaften der Deutschen Ultramarathon-Vereinigung (DUV) über 50 Kilometer rund um den Hardtsee im badischen Ubstadt-Weiher wurde Werner Stöcker im Ziel nach 5:21:27 Stunden mit viel Jubel empfangen und begeistert gefeiert. Das Leichtgewicht hatte nicht nur den Deutschen Meistertitel in der Altersklasse M85 gewonnen, sondern zugleich auch eine neue Weltbestzeit für diese Altersklasse aufgestellt. Stöcker hatte die alte Bestmarke buchstäblich pulverisiert und lief sage und schreibe 1 Stunde, 40 Minuten und 43 Sekunden schneller als der Brite Geoffrey Oliver im Jahr 2018. Wie ein Uhrwerk hatte Stöcker die zehn 5-Kilometer-Runden abgespult, insgesamt in einem Durchschnittstempo von 6:26 Minuten pro Kilometer – nahezu unvorstellbar für einen 85-Jährigen. Über 100 deutlich jüngeren Ultraläufern im Feld der Männer hatte er die Hacken gezeigt.
Eigentlich hatte Werner Stöcker den Seniorenweltrekord der M85 schon im Vorjahr in Rodgau unterboten, doch für die neue Bestmarke war der Wittgensteiner Wunderläufer damals noch etwas „zu jung“. Der Ultralauf-Weltverband wertet anders als der Deutsche Leichtathletikverband (DLV) nach exaktem Geburtsdatum und nicht nach dem Jahrgang, daher galt Stöckers Laufzeit nur als Deutsche Bestleistung, nicht jedoch als Weltrekord. „Dann muss ich den Weltrekord nächstes Jahr eben nochmal angreifen“, hatte Werner Stöcker im vergangenen Jahr lachend die Zielsetzung für 2025 festgelegt. Gesagt, getan: Jetzt hat er die neue Weltbestzeit geschafft. Und das Beste: Er war sogar noch rund zwei Minuten schneller als im Vorjahr. Von Alterserscheinung also keine Spur.

Wundermittel? Geheimnisvolle Trainingsmethoden?
Wundermittel? Geheimnisvolle Trainingsmethoden? Wie lautet eigentlich das Erfolgsrezept, um über viele Jahre hinweg diese konstanten Ausdauerleistungen vollbringen zu können? „Ich weiß auch nicht was ich richtig mache, aber es lief bei mir wieder richtig gut“, lacht Werner Stöcker im Interview nach seinem Rekordlauf. Die neuartigen Carbonschuhe, die nachweislich schneller machen, sind es jedenfalls nicht. „Ich habe es probiert, mit denen komme ich bisher gar nicht zurecht.“ Vielleicht lag es diesmal aber an der eher ungewöhnlichen Vorbereitung auf die 50-Kilometer-DM. Bekanntlich fühlt sich der Wittgensteiner nur bei Hitzerennen ganz besonders wohl und Läufe im Winter stehen nicht oben auf seiner Beliebtheitsskala. „Ich habe vor der DM nur ein, zwei Mal richtig auf der Straße trainiert. Mir war es in den letzten Wochen Draußen einfach zu kalt.“ Stattdessen hat er seine Dauerläufe von über drei Stunden (!) auf dem heimischen Laufband absolviert. „Damit es mir nicht zu langweilig wurde habe ich dabei die spannenden Biathlonwettkämpfe geguckt.“ Vielleicht war das ja auch der Schlüssel zum Erfolg. Sein nächstes Ziel sind die Deutschen Meisterschaften im 6-Stunden-Lauf in Mörfelden Anfang April. Dann will Stöcker den nächsten M85-Weltrekord knacken, der steht bei 48,558 Kilometer – in Normalform ein Kinderspiel für Stöcker, der jetzt in weniger als fünfeinhalb Stunden bereits 50 Kilometer gerannt ist.
Frank Merrbach Vizemeister in 2:56:54 Stunden

Neben Werner Stöcker waren auch weitere Siegerländer bei der Ultra-DM in Ubstadt-Weiher am Start. Der seit ein paar Jahren in Oberdresselndorf lebende Frank Merrbach von der LG Nord Berlin wurde Deutscher Vizemeister und siegte in der Klasse der M40. Der Thüringer, Sieger des CVJM-Silvesterlauf an der Obernau 2022, Deutscher Meister 2018 über 50 Kilometer und 2024 überraschend Deutscher Meister im 6-Stunden-Lauf in 81,404 Kilometer, gewann seine Altersklasse in neuer persönlicher Bestzeit von 2:56:54 Stunden. Erstmals trug sich mit einem Trio der LG Kindelsberg Kreuztal auch eine heimische Männer-Mannschaft über 50 Kilometer in die Siegerländer Bestenliste ein. Auf den 8. Platz in der Klasse M30 lief Markus Plett in 3:37:58 Std., Dominic Mues belegte in der Klasse M40 in 3:40:08 Std. den 14. Platz und Manuel Tuna lief in der AK M55 in 4:16:46 Std. auf Platz 12. In der Mannschaft belegte das LGK-Trio den 10. Platz in 11:34:52 Std.
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