SG Wenden mit sieben Musketieren zur Team-Cross-EM nach Spanien

Das Läuferteam der SG Wenden bei dem European Champion Clubs Cup in Spanien (v.l.): Sven Sidenstein, Nils Schäfer, Marco Giese, Sven Daub, Niklas Bühner, Simon Huckestein, Tim Arne Sidenstein. Foto: SG Wenden
Das Läuferteam der SG Wenden bei dem European Champion Clubs Cup in Spanien (von links): Sven Sidenstein, Nils Schäfer, Marco Giese, Sven Daub, Niklas Bühner, Simon Huckestein, Tim-Arne Sidenstein. Foto: SG Wenden

Wenden/Guadalajara.   Für die Läufer der SG Wenden steht an diesem Wochenende der wohl bedeutendste Wettkampf der Vereinsgeschichte bevor. Als amtierender Deutscher Crossmeister hat die SG Wenden vom Europäischen Leichtathletikverband die Einladung zur Teilnahme an der Team-Cross-Europameisterschaft im spanischen Guadalajara erhalten. Das siebenköpfige Team von Trainer Egon Bröcher ist eines von insgesamt 21 Mannschaften aus 20 Ländern (Gastgeber Spanien stellt zwei Teams), das am Sonntag, 1. Februar, etwa 70 Kilometer nordöstlich von Madrid, auf die 10.000 Meter lange Crossstrecke gehen werden. Insgesamt werden 330 Läuferinnen und Läufer aus 59 europäischen Vereinen an den Start gehen.

Das Ticket zur Team-Cross-EM hatten sich die Querfeldeinläufer der SG Wenden bereits im März 2014 gesichert: im niedersächsischen Löhnungen holte sich das Trio Tim-Arne Sidenstein, Alexander Henne und Sven Daub die Goldmedaille  in der Mannschaftswertung im Crosslauf und darf somit – zumindest bis zur nächsten Cross-DM am 7. März in Markt Indersdorf – den Titel „Bestes Crosslauf-Team Deutschlands“ tragen. Es ist die erste Mannschaft aus Nordrhein-Westfalen in der Champions League der Crosselite seit 20 Jahren.

Vom DM-Trio fehlt in Spanien jedoch Alexander Henne. Der Sieger des Siegerländer AOK-Firmenlaufs 2014 zusammen mit Vereinskollege Tim-Arne Sidenstein ist aufgrund seines Hausbaus sportlich kürzer getreten. Durch Trainingsrückstand ist er derzeit außer Form und somit nicht unter den besten sieben Läufern der SG Wenden. Sechs Langstreckler dürfen in Guadalajara starten – hier die Läufer, die zum SG-Team in Guadalajara gehören:

  • Tim-Arne Sidenstein (25): Der gelernte Konditor ist der Leitwolf im Team. Da die Crossstrecke über 10.000 Meter führt, dürfte der Läufer aus Wilnsdorf-Obersdorf mit einer Bestzeit von 29:03 Minuten über 10.000 Meter (7. Platz in der Deutschen Bestenliste 2014) wohl die besten Karten gegen die internationale Konkurrenz haben. Vor allem dann, wenn die Strecke schwer und tief werden sollte.
  • Sven Christian Sidenstein (27): Der zwei Jahre ältere Bruder, der mit Bestzeiten von 15:18 min. über 5.000 Meter und 32:11 min. über 10.000 Meter aufwarten kann, ist der Papierform nach wohl der schwächste im Sechser-Team. Hieran erkannt man das „Luxusproblem“ der SG Wenden…
  • Simon Huckestein (29): Der Mittelstreckler im Team hat seine Stärke vor allem auf der Unterdistanz und hat immerhin eine 800-Meter-Betszeit von 1:48 min. zu bieten. Wird das Rennen schnell, dürfte er dagegen halten können. Ist die Piste schwer und matschig, sind eher Langstreckler-Qualitäten gefragt.
  • Niklas Bühner (25): Vier Jahre lang war er als Student der Universität Auburn in Alabama in den USA – und dort auch sportlich sehr erfolgreich. So lief er 2013 bei den Stanford Invitational Trials in Kalifornien über 5000 Meter eine neue persönliche Bestzeit in 14:07,92 Minuten. Der 25-Jährige, der in der DLV-Bestenliste des Jahres 2014 über 1.500 Meter in 3:46,49 min. den 17. Platz und über 5.000 Meter in 14:09,30 min. den 17. Platz belegt, dürfte wohl die größte Tempohärte haben wenn es gleich zu Beginn mit schneller Fahrt zur Sache geht.
  • Nils Schäfer (24): Für den Langstreckler, der 2014 den 50. Rang in der DLV-Bestenliste mit einer Zeit von 32:01,16 min. belegte, wird es schwer werden, unter die besten vier der SG Wenden und damit in die Mannschaftswertung zu gelangen.
  • Sven Daub (34):  Der schnelle Polizist ist der alte Hase im Team der SG Wenden. Der frischgebackene Vater könnte seine lange Laufsportkarriere noch einmal mit einem Highlight krönen. Sollte es dem  gebürtigen Wilgersdorfer nicht gelingen unter die besten Vier des Teams zu kommen, so kann sich Sven Daub mit dem großen DM-Erfolg aus dem Vorjahr trösten, ohne den es gar nicht zum Start in Spanien gekommen wäre.
  • Marco Giese (22): Der Mittelstreckler ist das „Küken“ im Team und muss sich mit der Rolle des Ersatzmanns zufrieden geben. Für den Jungspund, der vor einer Woche mit seinem Sieg beim Ausdauer-Wintercup-Rennen in Wehbach über 10 Kilometer eine starke Vorstellung gab, ist allein schon die Nominierung und Reise nach Spanien eine riesige Sache.

In einem Interview erklärte Trainer Egon Bröcher wenige Tage vor der Abfahrt noch die Modalitäten zur Team-Cross-Europameisterschaft, zu der die SG Wenden mit einer kleinen Gruppe reist:

Frage: Wie geht es den sieben Teammitgliedern?
Egon Bröcher: Bisher sind alle noch gesund und auch das Training der letzten Wochen war gut. Marco Giese hat am vergangenen Wochenende in Wehbach auf der 10 km Strecke einen starken Eindruck gemacht. Simon Huckestein hat die Quali für die deutschen Hallenmeisterschaften über 1500 m schon geschafft – das entspannt die Situation schon etwas. Ich glaube alle freuen sich riesig auf das Rennen und es liegt Adrenalin in der Luft. Es sind aber noch ein paar Tage bis zum Start, da kann sich noch viel ändern.

Frage: Wie sind die Bedingungen in Spanien?
Egon Bröcher: Guadalajara liegt etwa 700 m über NN und in Zentralspanien. Da ist es im Februar auch nicht besonders warm. Zur Zeit sagt der Wetterbericht 7-10 Grad und es könnte sogar etwas regnen. Also ähnlich wie im Sauer-Siegerland.

Frage: Wer trifft sich dort in Spanien?
Egon Bröcher: Das sind die besten Crosslaufvereine Europas mit ihren Top-Athleten. Die jeweiligen Landesmeister der europäischen Staaten bekommen dazu die Einladung vom europäischen LA-Verband. Die SG Wenden ist deutscher Crossmeister. Man könnte es mit der Europa- oder Champions-League im Fußball vergleichen. Zumindest sportlich.

Frage: Wie stehen die Chancen auf eine gute Platzierung?
Egon Bröcher: Das wir einen der vorderen Plätze belegen ist nicht realistisch. In den letzten Jahren haben dabei immer die Spanier, Portugiesen, die Franzosen und die Türken den Ton angegeben. Der LC Friedrichshafen (Bodensee) war dort in den letzten zwei Jahren vertreten. Die haben 2013 Platz 16 und 2014 Platz 14 belegt. Wenn wir in Bestbesetzung auflaufen, wäre das auch für uns eine Marke. Einmal konnte eine deutsche Mannschaft gewinnen – das war in den 60er Jahren der ASC Darmstadt. Eine westfälische Mannschaft war in den letzten 20 Jahren nicht dabei.

Frage: Wie erfolgt das Rennen und die Wertung?
Egon Bröcher: Der Start ist am Sonntag, 1. Februar, um 12.20 Uhr. Das Rennen der Männer geht über 10 Kilometer. Jedes Team darf maximal 6 Läufer an die Startlinie stellen. In die Mannschaftswertung kommen die ersten vier. Dabei werden die Platzierungen addiert. Das Team mit der geringsten Punktzahl ist dann Team- Europameister. Friedrichshafen hatte im letzten Jahr 250 Punkte. Wenn man sich die Ergebnislisten anschaut, sieht man, dass die ersten 20-30 Plätze alle an Läufer mit afrikanischen Wurzeln gehen. Aber wir haben eine ausgeglichen gute Mannschaft.

Frage: Wie ist die Strecke beschaffen?
Egon Bröcher: Am östlichen Stadtrand ist ein großes Sportzentrum mit Stadion und einem Park in unmittelbarer Nähe. Dort ist die Strecke abgesteckt. Ich glaube es ist eine sehr schnelle Strecke. Pro Runde sind nur 6 Höhenmeter zu bewältigen, aber durch viele enge Kurven gibt es viele Richtungs- und somit auch viele Tempowechsel. Wahrscheinlich gibt es dann noch Strohballen oder andere Hindernisse, das müssen wir uns vor Ort noch genau anschauen. Der Start erfolgt aus vorher ausgelosten Boxen.

Frage: Wie waren die Vorbereitungen auf dieses Event?
Egon Bröcher: Das hat schon andere Dimensionen. Allein die Ausschreibung ist schon 29 Seiten lang und in Englisch. Zahlreiche Regeln der EA müssen beachtet werden. So mussten wir Fotos vom Trikot und Trainingsanzug zur Kontrolle an den europäischen Verband schicken. Bei der Buchung der Flüge hat uns unser Sportkollege Hajo Siewer aus Olpe unterstützt. Dass wir überhaupt in Spanien am Start stehen haben wir der Firma WeberHaus zu verdanken. Die Firma unterstützt uns mit 3000 Euro. Wir laufen ja nicht im Deutschlandtrikot sondern im Vereinstrikot. Gewinnen können wir nur Ehre leider keine Prämien.

Frage : Die SG Wenden ist ja bekannt für eine starke Fan Gemeinde – gibt es noch Fans die vor Ort sind?
Egon Bröcher: Ja, die offizielle Delegation besteht aus sieben Athleten und drei „Offiziellen“. Mir ist bekannt, dass zudem noch mindestens zehn Fan´s vor Ort sind – mit dabei auch unser Vorsitzender Holger Keller. Das zeigt auch die Verbundenheit innerhalb der Gruppe. Neben den Spaniern hat die SG Wenden wahrscheinlich wieder den größten Fanclub.
Die Fans die zuhause geblieben sind sollen auch nicht zu kurz kommen. Wir werden, wenn es möglich ist, über unsere Internetseite www.sgwenden.de, alle mit aktuellen Informationen, Fotos und Filmchen, versorgen. Nach der Landung in Düsseldorf am Montag geht es sofort durch ins Vereinslokal Wurm (Bützers) nach Schönau. Etwa so gegen 20:30 Uhr werden wir dort sein und feiern noch mit allen die wollen. Nach solch einer Aktion kann man die Läufer nicht einfach ins Bett schicken.

Auf der offiziellen Seite zur Crossmeisterschaft des European Champion Clubs Cup in Guadalajara ist für Sonntag ein Livestream der Wettkämpfe geplant.

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