Hamburg. Sabrina Mockenhaupt (LG Sieg) hat beim 30. Haspa Hamburg-Marathon in 2:32:41 Stunden den sechsten Platz belegt und war die schnellste Deutsche Läuferin. Bei ihrer Premiere in der Hansestadt verfehlte die 34-jährige Wilgersdorferin damit ihr gestecktes Ziel, eine Zeit von unter 2:30 Stunden – am Ende war sie dann aber doch zufrieden mit ihrer Leistung: „Das war heute ein Sieg über mich selbst. Ein mentaler Sieg, ich bin froh, dass ich mich am Ende noch so durchgekämpft habe“, erklärte Deutschlands erfolgreichste Langstrecklerin im Interview mit dem NDR-Fernsehen kurz nach dem Zieleinlauf.
Platz sechs und eine Zeit von 2:32 Stunden, das wäre im Vorfeld des Marathons wohl nicht nach Sabrina Mockenhaupts Geschmack gewesen. Doch nach dem Zieleinlauf postet sie wenig später an ihre zahlreichen Facebook-Freunde: „Hätte nie gedacht, dass ich mich mal über einen 6. Platz beim Marathon in Hamburg in 2:32:41 so freuen würde wie heute. Jeden Schritt, den ich heute gemacht habe, war ein Schritt zurück zum Erfolg. Die Vorbereitung war alles andere als optimal, vor vier Wochen hatte ich sogar überlegt, vielleicht gar nicht zu starten, aber ich wusste, ich muss jetzt das auf die Straße bringen was geht und den Marathon mental durchstehen.“
Für „Mocki“ war der Marathon in Hamburg eine erklärte Herzenssache. Hier war stets ein gutes Pflaster für die Familie Mockenhaupt: Vater Alfred hatte hier vor vielen Jahren mit 2:24:59 Stunden den Familienrekord aufgestellt. Mutter Hildegard (Marathonbestzeit 2:40:41 Stunden) ist in der Hansestadt einmal als Drittschnellste in 2:42 Stunden ins Ziel gekommen und Zwillingsbruder Markus hatte 2013 in Hamburg seine Bestzeit auf 2:32 Stunden geschraubt. Irgendwann wollte „Mocki“ diese Mockenhaupt-Marke unterbieten – war die 40-fache Deutsche Meisterin, die ihre Marathon-Bestzeit von 2:26:21 Stunden im Jahre 2010 in Berlin gelaufen ist, doch gar nicht so weit vom „Hausrekord“ entfernt. „Aufgrund meiner Leistungen auf den kürzeren Strecken müsste ich theoretisch 2:24 bis 2:25 Stunden laufen können”, hatte Sabrina Mockenhaupt noch auf der großen Pressekonferenz im Januar in Hamburg vorgerechnet – doch das Rennen über die 42,195 Kilometer gehorcht nur selten den Gesetzen der Mathematik, das musste die 1,56 Meter kleine und 46 Kilo leichte Läuferin auch am gestrigen Sonntagmorgen wieder durchleben.
Die äußeren Bedingungen waren mit Temperaturen von rund 13 Grad und gelegentlichen Regenschauern nicht schlecht und bei Kilometer 10 lag Sabrina Mockenhaupt in 35:44 Minuten auch noch im Soll auf eine Zeit von um die 2:30 Stunden. Bei Kilometer 16, erklärte sie später, habe sie erstmals gespürt, dass es mit dem Erreichen der gesteckten Ziele schwer werden würde. „Von der Luft her war alles in Ordnung, aber muskulär lief es sehr schwer.“ Auch bis zur Halbmarathonmarke (1:15:15 Std.) lief es noch fast planmäßig, doch dann bei Kilometer 25 zwang sie ein nicht eingeplanter Toilettengang zum „Boxenstop“. Das hat dann Zeit und natürlich auch den Laufrhythmus gekostet. Spätestens jetzt war ihr klar, dass es nicht mehr zu einer Endzeit von unter 2:30 Stunden reichen würde. Doch jetzt zeigte sie nochmal Kämpferqualitäten. Es ist noch gar nicht so lange her, da hätte sie sich in diesem Moment aufgegeben und das Rennen vorzeitig beendet. Dies war diesmal sicher auch ein Verdienst der beiden Tempomacher Marcel Bräutigam und Tobias Sauter, die ihr auch in den schweren Momenten nicht von der Seite gewichen sind. „Marathon ist eben kein Zuckerschlecken, da gibt es immer wieder schwere Momente“, erklärte sie später – froh darüber, die Strapazen durchgestanden zu haben. „Mir hat jemand gesagt, jeder Schritt, den du in diesem Jahr machst, ist ein Schritt in ein neues Leben und lässt das Jahr 2014 vergessen.“ Das Vorjahr war für „Mocki“ vor allem durch die Trennung von ihrem langjährigen Freund Georg Stiegler zum Seuchenjahr geworden, in dem sie sich sportlich wie privat neu orientieren musste.
Dass sie noch nicht wieder die Leistungsstärke früherer Jahre hat, zeichnete sich bereits beim Halbmarathon in New York Mitte März ab, als sie in dem Vorbereitungsrennen zum 30. Haspa Marathon Hamburg in der Zeit von 1:13:07 Stunden mehr als zwei Minuten über dem gesteckten Ziel von Heimtrainer Heinz “Heiner” Weber und noch deutlicher hinter ihrer Bestzeit von 1:08:45 Stunden aus dem Jahr 2009 lag. Nur wenn in der Vorbereitung alles optimal gelaufen wäre, hätte sie eines ihrer Ziele erreichen können: Entweder einen neuen Familienrekord und damit eine Zeit von unter 2:24:59 Stunden, oder eine neue persönliche Bestzeit (schneller als 2:26:21) oder zumindest eine Zeit von unter 2:30 Stunden. Sabrina Mockenhaupt startete ihr Marathondebüt im Oktober 2007 in Köln als die damals 26-Jährige auf Anhieb in 2:29:33 Stunden die 2:30-Marke unterbot. Ein Jahr später gewann sie überraschend den Frankfurt Marathon in 2:26:22 Stunden, zwei Jahre später lief sie dann in Berlin in strömendem Regen eine Sekunde schneller und mit 2:26:21 Stunden ihre bisher schnellste Zeit.
Jetzt hat Sabrina Mockenhaupt erst einmal Zeit zur Regeneration. In zwei Wochen, am 10. Mai, erlaubt sie sich dann einen ganz besonderen Gaudi: Sie hat den Organisatoren des Triathlon Buschhütten die Zusage für ihren ersten Triathlon-Wettkampf gegeben. Wenn sie frei von Verletzungen ist, wird die 34-Jährige dann auch an den Start gehen.