Netphen-Brauersdorf. Der Alchener Frederik Jonas Wehner (SG Wenden/33:09 Minuten) und die Burbacherin Nicole Scholz (TV Refrath/36:17 Minuten) sind die Sieger über 10 Kilometer beim 42. CVJM-Silvesterlauf 2021 an der Obernautalsperre. Die Schnellsten im Schülerlauf über 1.000 Meter waren Finn Schmidt (CLV Siegerland) und Amelie Kleemann (TuS Deuz). Der Straßenlauf konnte aufgrund der anhaltenden Coronapandemie nur mit einem strikten Hygienekonzept durchgeführt werden – insgesamt kamen 341 Läuferinnen und Läufer sowie Walker ins Ziel.
Meilensteine beim CVJM-Silvesterlauf an der Obernau
In der 44-jährigen Geschichte des CVJM-Silvesterlaufs an der Obernautalsperre gibt es etliche Meilensteine. Zum Beispiel das schnellste 10-Kilometer-Rennen im Jahr 1982, in dem mit dem Vize-Crosslauf-Weltmeister Hans-Jürgen „Sehne“ Orthmann (VfL Wehbach/29:38,9 Min./bis heute Streckenrekord) und dem ehemaligen Deutschen Jugendmeister Thomas Koch (LC Paderborn/29:52) die bisher einzigen Läufer unter der 30-Minuten-Marke blieben. Viele erinnern sich auch noch an das Kältejahr 1996, als bei Minus 15 Grad und eisigem Wind über 700 Sportlerinnen und Sportler den widrigen Bedingungen trotzten. Erinnerungen gibt es auch an das Jahr 2004, als mit 1487 Startern der Teilnehmerrekord aufgestellt wurde, oder aber an den für den 29. Dezember 2014 geplanten 36. Silvesterlauf, der dann aufgrund von Eis und Schnee abgesagt und dann als „Silvosterlauf“ an Ostern 2015 nachgeholt wurde. Nur zwei Mal – 2007 (Eis und Schnee) und 2020 (Corona) – musste der seit 1978 vom CVJM Siegen organisierte Traditionslauf komplett abgesagt werden.
Wellenstarts mit 50 Läufern pro Block
Der 42. CVJM-Silvesterlauf an der Obernau am letzten Tag des Jahres 2021 wird auch wieder in die Geschichtsbücher des heimischen Sports eingehen: Nach der Absage im Vorjahr war es der erste Silvesterlauf – und hoffentlich der letzte – der unter Pandemiebedingungen ausgetragen wurde. Startberechtigt war, wer die Auflagen der 2-G-Regelung erfüllte, also entweder nach einer Coronaerkrankung genesen, oder geimpft war. Pandemiebedingt gab es ein weiteres Novum: Um die Startfelder möglichst klein und die Kontaktzeiten zu minimieren wurden die Läuferinnen und Läufer im halbstündigen Abstand in sogenannten Wellenstarts zu je 50 Teilnehmern pro Startblock auf die 10-Kilometer-Strecke geschickt. Den Halbmarathonlauf, einen 5-Kilometer-Lauf und auch die abschließende Siegerehrung hatten die Organisatoren mit Blick auf die Kontaktreduzierung ganz gestrichen.
Nahezu optimale Bedingungen bei 14 Grad
Nachdem in den vergangenen Monaten viele Volksläufe ganz dem Rotstift zum Opfer gefallen waren, oder aber nur in der „virtuellen“ Variante über die Bühne gingen, hätte man eigentlich eine weitaus höhere Teilnehmerzahl erwarten können. Am Ende liefen dann 341 Sportler ins Ziel (280 über 10 Kilometer, 42 Walker/innen und 19 Schüler/innen über 1000 Meter). Es waren nahezu beste Bedingungen, bei schon fast frühlingshaften 14 Grad – lediglich der Asphalt war ein wenig feucht und somit für die Top-Läufer in ihren 200 Gramm leichten und wenig profilierten Carbonschuhen rutschig. Erwartungsgemäß blieben aber alle Rekorde „in Stein gemeißelt“.
Nicole Scholz in 36:17 Minuten schnellste Läuferin seit zehn Jahren
Für viele hat der Start beim Silvesterlauf zum Jahreswechsel längst Tradition – in diesem Jahr lagen am Ende jedoch einige „Premierenläufer“ vorn. „Für mich war es der erste Silvesterlauf und nach meiner Verletzung auch der erste Wettkampf im ganzen Jahr 2021“, erklärte die Burbacherin Nicole Scholz im Ziel. Die 22-jährige Studentin der Fachhochschule der Wirtschaft in Bergisch Gladbach, Siebte der DLV-Bestenliste 2020 in der U23 über 10 Kilometer (35:18 Min.), startet für den TV Refrath und war als klare Favoritin an den Start gegangen. Für die 22-Jährige, die sich im Vorfeld des Laufs beim SZ-Reporter über das Streckenprofil erkundigt hatte, war der Lauf ein „Blindflug“. „Ich hatte an den Feiertagen keine Lust, extra noch hier nach Netphen zu kommen und mir in einem Trainingslauf die Strecke einzuprägen. Da waren dann ja doch ein paar ordentliche Anstiege drin“, lachte Scholz. Erst seit einigen Wochen wieder verletzungsfrei und im Training lief Nicole Scholz in 36:17 Minuten einen ungefährdeten Start-Ziel-Sieg heraus. Seit zehn Jahren war keine Läuferin an gleicher Stelle so schnell – zuletzt war nur Sabrina Mockenhaupt im März 2011 beim nachgeholten Silvesterlauf in 34:26 Minuten noch schneller. Hinter Scholz freute sich Kathi Schäfers vom TuS Deuz, Silvesterlaufsiegerin von 2016 und 2019, über Platz zwei und über ihre Zeit von 39:15 Minuten. „Damit hatte ich nicht gerechnet“, sagte die Niederscheldenerin im SZ-Interview.
Frederik Jonas Wehner mit flottem Trainingslauf zum Sieg
Auch bei den Männern gewann ein heimischer Läufer, der zuvor noch nie an der Startlinie an der Obernau gestanden hatte. Der Alchener Frederik Jonas Wehner, seit 2016 im Trikot der SG Wenden, war nach seiner Bestzeit vor wenigen Wochen bei den Deutschen Straßenlaufmeisterschaften (30:49 Min.) der Favorit auf den Sieg – eine leichte Verletzung unter der Woche hatte den 21-Jährigen jedoch ausgebremst. Sein Tempodauerlauf mit „angezogener Handbremse“ in 33:09 Minuten reichte dann jedoch zum ungefährdeten Gesamtsieg. „Ich hatte mir eine 3:15er Pace pro Kilometer vorgenommen, das hat auch ungefähr gepasst.“
Ultra-Läufer Frank Merrbach überrascht auf Platz zwei
„Ein schöner Lauf. Aber für mich war das hier ein Sprint. Ich laufe sonst viel längere Strecken.“
Ultra-Läufer Frank Merrbach (LG Nord Berlin) aus Niederdresselndorf
Auch für den Zweitplatzierten war der Silvesterlauf an der Obernau eine Premiere: Frank Merrbach (LG Nord Berlin), Ultra-Spezialist aus Friedrichroda/Thüringen mit einer Marathonbestzeit von 2:31 Stunden, lebt seit einem Jahr in Niederdresselndorf und da lag für den 38-Jährigen an Start in Netphen quasi vor der Haustür. Im Ziel nach 33:30 Minuten sagte er: „Ein schöner Lauf. Aber für mich war das hier ein Sprint. Ich laufe sonst viel längere Strecken.“ Apropos längere Strecken: Frank Merrbach wurde 2018 überraschend Deutscher Meister über 50 Kilometer und im vergangenen Oktober gewann er den Supermarathon beim 48. Rennsteiglauf über 73,9 Kilometer von Eisenach nach Schmiedefeld in 5:32,28 Stunden.
Schneller Nachwuchs über 1000 Meter der Schülerinnen und Schüler
Zutritt nur mit rotem Armbändchen
- „Endlich wieder ein richtiger Lauf zum Jahreswechsel. Virtuell, das will doch niemand mehr!“ – so lautete das einhelliges Fazit der Volksläufer zum Silvesterlauf 2021.
- Um die Abstände möglichst groß und die Infektionsgefahr gering zu halten gab es vor Ort für Sportler und Besucher ein strenges Hygiene-Konzept. Die Devise lautete: „Kommen – Laufen – Gehen!“ An der Zufahrtsstraße zur Talsperre gab es strikte 2G-Kontrollen. Nur wer Bescheinigung und Pass vorlegen konnte bekam die „Eintrittskarte“: Ein rotes Armbändchen.
- Netphens Bürgermeister Paul Wagener und die stellvertretende Landrätin Ulla Belz hatten die Veranstaltung eröffnet. „Ich freue mich ganz besonders, heute als Schirmherr der Veranstaltung, den Silvesterlauf doch noch freigeben zu können,“ so Wagener vor dem Start des ersten Laufs.
- Ausgerechnet der Läufer mit der Startnummer 1 erreichte nicht das Ziel. Triathlet Ersen Albayrak vom EJOT Team TV Buschhütten hatte sich nach einem Drittel der Strecke verletzt und musste das Rennen aufgeben.
- Martin Hansel vom TuS Deuz ist bekannt für verrückte Herausforderungen. Im vergangenen Jahr absolvierte er beim Lichterlauf die Distanzen von 5, 10, und 21,1 Kilometer sowie den Marathonlauf innerhalb von 24 Stunden. Natürlich war für den 57-Jährigen Ultraläufer „nur“ ein Start beim Silvesterlauf zu wenig. „Meine Beine waren heute zu schlecht für eine gute Zeit. Da bin ich dann zwei Mal die 10 Kilometer gelaufen!“
- Die beiden ältesten Teilnehmer waren in diesem Jahr der Erndtebrücker Werner Stöcker von der LG Wittgenstein und Winfried Kurze vom Lauftreff Eiserfeld – beide Jahrgang 1939! Beachtlich Stöckers Zeit im Ziel: der 82-Jährige lief leichtfüßig mit 53:52 Minuten noch vielen Jungspunden auf und davon.
ERGEBNISSE
10 Kilometer – Gesamtwertung aus allen 6 Läufen
Männer
Gesamteinlauf: 1. Frederik Jonas Wehner (SG Wenden) 33:09 Minuten; 2. Frank Merrbach (LG Nord Berlin Ultra) 33:30; 3. Lukas Engelbert (TCEC Mainz) 34:13.
MU18: 1. Nikolas Decker (EJOT Team TV Buschhütten) 39:54; 2. Tom Luca Krumm (ASC Weißbachtal) 44:42; 3. Keanu Stöcker (LG Wittgenstein) 46:15.
MU20: 1. Florian Daub (RSV Osthelden) 43:25; 2. Paul Kühn (EJOT Team TV Buschhütten) 53:14; 3. Ben Silas Otminghaus (CVJM Obersdorf) 1:05:43 Std.
Hauptklasse: 1. Frederik Jonas Wehner (SG Wenden) 33:09; 2. Lukas Engelbert (TCEC Mainz) 34:13; 3. Dominik Weise (LG Wittgenstein) 34:26.
M30: 1. Matthias Weber (TWC/Laktatbude) 36:18; 2. Sebastian Mauthe (LGV Marathon Giessen) 37:34; 3. Daniel Sauer 39:05.
M35: 1. Frank Merrbach (LG Nord Berlin Ultra) 33:30; 2. Viktor Horch (TuS Deuz) 35:59; 3. Pascal Friedhoff (Team TVE Netphen) 36:36.
M40: 1. Christian Becker (TuS Deuz) 36:40; 2. Sedric Haus (LC Diabü Eschenburg) 36:54; 3. Steffen Co (TG Viktoria Augsburg) 36:56.
M45: 1. Christoph Bergmann (TVE Netphen) 35:47; 2. Tobias Schmechel (TuS Deuz) 37:33; 3. Andreas Gertz (LG Kindelsberg/TV Eichen) 37:41.
M50: 1. Marco Göckus (EJOT Team TV Buschhütten) 39:23; 2. Erik Laszlo-Meier (Wuppertal) 45:45; 3. Andreas Hoffrichter (EJOT Team TV Buschhütten) 47:27.
M55: 1. Thomas Grell (BSG Sparkasse Siegen) 41:37; 2. Frank Lauber (VfL Bad Berleburg) 41:56; 3. Jörg Wendland 43:05.
M60: 1. Andreas Christl (Transdia Sport) 51:03; 2. Detlef Wittwer 51:40; 3. Hans Ruby 53:58.
M65: 1. Bernd Loock (Skifreunde Hüttental) 51:56; 2. Karl Steiner (TuS Deuz) 51:58; 3. Michael Scholze (TuS Deuz) 55:37.
M70: 1. Rainer Müller (TuS Deuz) 47:02; 2. Hans-Reinhard Moll (SV BW Dodenhausen) 49:17; 3. Günter Henze (TV Attendorn) 51:44.
M75: 1. Dietmar Lehmann (CVJM Siegen SG) 53:08.
M80: 1. Werner Stöcker (LG Wittgenstein/TuS Erndtebrück) 53:52; 2. Winfried Kurze (Lauftreff Eiserfeld) 1:07:29.
Frauen
Gesamteinlauf: 1. Nicole Scholz (TV Refrath) 36:17 Minuten; 2. Katharina Schäfers (TuS Deuz) 39:15; 3. Hanna Hofstetter (TSV Krofdorf-Gleiberg) 39:58.
Hauptklasse: 1. Nicole Scholz (TV Refrath) 36:17; 2. Hanna Hofstetter (TSV Krofdorf-Gleiberg) 39:58; 3. Sophie Hofstetter 45:37.
W30: 1. Friederike Haß 47:31; 2. Anne-Maren Stücher (CVJM Kredenbach) 47:32; 3. Desiree Thelen 54:01.
W35: 1. Katharina Schäfers (TuS Deuz) 39:15; 2. Sonja Kölsch (ASC Weißbachtal) 43:28; 3. Christina Rudolph (UNI Blutbank Magdeburg) 45:44
W40: 1. Nadine Koch (TuS Dotzlar) 47:02; 2. Rebekka Krumbeck (TuS Kaan Marienborn) 54:01; 3. Jessica Yasmin Schneider (TV Arfeld) 56:13.
W45: 1. Tanja Sunder 48:39; 2. Manuela Friedreich 51:55; 3. Nadine Schneider 54:02.
W50: 1. Elke Göbel (CVJM Oberndorf) 53:56; 2. Ingrid Köhler (TVE Netphen) 58:36; 3. Katrin Dörner-Rockstroh 1:01:14.
W55: 1. Christina Dintelmann (LC Diabü Eschenburg) 47:23; 2. Ira Uebach (TuS AdH Weidenau) 56:31; 3. Doris Zöller 1:00:10.
W60: 1. Ursula Cordes (RW Kirchhundem) 52:00; 2. Gerlind Quast 52:27; 3. Birgit Zöllner (LT Roßbachtal) 1:03:54.
W65: 1. Marianne Scholze (TuS Deuz) 55:44; 2. Christa Siller (ASC Weißbachtal) 57:14; 3. Ute Münker 1:12:28.
W70: 1. Ingrid Ebener (TG Rudersdorf) 1:08:27; 2. Anne Eickhoff 1:11:00.
10 Kilometer Walking
Männer: 1. Dietmar Röhnisch (DNM) 1:17:08; 2. Marco Buschjäger (LG Boppard-Bad Salzig) 1:19:50; 3. Wolfgang Rohne 1:20:05.
Frauen: 1. Monika Schäfer (DNM) 1:19:04 Std.; 2. Bianca Görnig (Bierwächter) 1:21:06; 3. Kerstin Rohne 1:23:02; 3. Petra Josting (Die Dienstagsläufer) 1:23:02.
1000 Meter Schüler/innen
Schüler
M15: 1. Finn Schmidt (CLV Siegerland) 3:26 Minuten.
M13: 1. Jannis Becker (CLV Siegerland) 3:52; 2. Simon Krumm (ASC Weißbachtal) 4:39; 3. Leon Müermann (TuS Ferndorf) 6:25.
M12: 1. Julien Noel Klein (TuS Deuz) 3:43.
M11: 1. Theo Utsch (ASC Weißbachtal) 4:06; 2. Noah Menn (TuS Hilchenbach LGK) 4:13.
M10: 1. Janis Semmerling (TuS Deuz) 4:02; 2. Leonard Uebach (CVJM Dreis-Tiefenbach) 4:16; 3. Gabriel Lorsbach (TV Littfeld) 4:46.
Schülerinnen
W14: 1. Amelie Kleemann (TuS Deuz) 4:19 Minuten; 2. Ida Sauvant (TV Würgendorf) 5:48.
W11: 1. Finja Dürr 4:57; 2. Freda Sauvant (TV Würgendorf) 5:37.
W10: 1. Katharina Weyand (TuS Deuz) 4:25; 2. Romeisa Birou (TuS Deuz) 5:06.
Geschichte des CVJM-Silvesterlaufs von 1978 – 2019 HIER
Danke für Bericht und Fotos … wir hoffen wieder auf mehr Normalität am 31.12.2022. Danke an alle die dabei waren und vor allem auch an die, die in der schwierigen Planung und Durchführung dabei waren. Allen ein FROHES NEUES JAHR mit den besten Wünschen für 2022 !
Uwe Runkel, OrgaTeam CVJM-Silvesterlauf