
STOCKHOLM/MÜSEN. Orientierungsläufer Felix Späth war bei Welt- und Europameisterschaften erfolgreich und lief 86 mal im Nationaltrikot. Jetzt hat der gebürtige Müsener seine internationale Karriere beendet. Doch mit Sport ist noch lange nicht Schluss. Seine sportlichen Ziele und was er im Trikot der LG Kindelsberg Kreuztal noch erreichen will hat er im Interview mit Laufen57.de verraten.
Drohender Rauswurf aus dem Kader als Initialzündung
Im Leben eines Leistungssportlers gibt es oft den einen magischen Moment. Von da an ist klar, für welche Sportart man besonders brennt und das Herz schlägt. Für den gebürtigen Müsener Felix Späth wurde es die hierzulande kleine Randsportart Orientierungslauf. „Es war damals mein erstes Kadertraining und das hatte riesengroßen Spaß gemacht. Ich hatte eine tolle neue Freundesgruppe gefunden. Irgendwann habe ich dann gefragt, ob man aus diesem Kader denn auch wieder rausfliegen kann?“, erinnert sich der heute 33-Jährige und lacht über seine eigene jugendliche Unbekümmertheit. „Dann war ich ziemlich geschockt, als mir der damalige Landeskadertrainer Götz Hofmann zu verstehen gab: Ja klar Junge, wenn die Leistung nicht stimmt, dann ist man raus.“
Karriere von Felix Späth: 86 Einsätze im Nationaltrikot
Es war so etwas wie eine Initialzündung, denn diese Freundesgruppe wollte er um keinen Preis verlieren. Für Felix Späth war dieser Moment der Startschuss zu einer herausragenden internationalen Karriere im Orientierungslauf. Vom Mitglied der Jugendnationalmannschaft entwickelte er sich zum Startläufer der Deutschen Herrenstaffel. Bei sechs Welt- und fünf Europameisterschaften im Jugend- und Seniorenbereich kann er auf herausragende Staffelergebnisse und insgesamt 86 Einsätze im Nationaltrikot zurückblicken. Nach 17 Jahren beendet Späth, der seit Jahren mit seiner Freundin Susen Lösch (Deutsche Meisterin im Orientierungslauf und Achte bei den World Games 2022) in der Gemeinde Järfälla nördlich von Stockholm lebt, seine herausragende internationale Karriere.
Silvesterlauf an der Obernau als „erfolgreiches Pflaster“


Im September 2024 lief er in Finnland zum letzten Mal im Nationaldress und eigentlich wollte er den Schlusspunkt des Sportjahres 2024 beim Silvesterlauf in Netphen setzen. Der Wettkampf an der Obernau war in der Vergangenheit schon oft ein gutes Pflaster für den Läufer des TuS Müsen. Zum Beispiel 2018, als er über 10 Kilometer in 33:45 Minuten Dritter wurde und zuletzt 2022, als er den Halbmarathon nach einem Sololauf in 1:18:36 Stunden gewann. Seinen Sieg konnte er diesmal nicht wiederholen, bekanntlich wurde der Silvesterlauf witterungsbedingt abgesagt und so blieb es beim Heimatbesuch und Treffen mit der Familie in Müsen.
9. Platz bei den Deutschen Jugendmeisterschaften 2010
In seiner Karriere hat Felix Späth vor allem von seinen großen läuferischen Fähigkeiten und seiner enormen Physis beim „Triathlon“ Orientierungslauf – mit den drei „Disziplinen“ Orientierung mit Karte und Kompass, dazu ganz viel Kondition sowie mentale Stärke – profitiert. Als Leichtathlet des TuS Müsen begann er bei der LG Kindelsberg zunächst mit dem Mehrkampf. „Ich bin dem Verein für dieses Grundlagentraining sehr dankbar“, erzählt Felix Späth mit hörbar schwedischem Akzent im Interview. Doch sein eigentliches Talent lag auf den Mittelstrecken. So lief er als 19-Jähriger bei den Deutschen Jugendmeisterschaften 2010 in Ulm über 2.000 Meter Hindernis in 6:05,54 Minuten auf den 9. Platz.
Zweigleisig mit Leichtathletik und Orientierungslauf
Zunächst ist er mit der Leichtathletik und dem Orientierungslauf noch zweigleisig gefahren, doch nach dem ersten Orientierungslauf auf internationaler Bühne bei der Jugend-EM in Ungarn 2007, dem 4. Platz beim Jugend-Europacup im Sprint 2009 traf der damals 18-Jährige eine Entscheidung: Im Laufsport auf der Bahn immer nur Rundendrehen, das war ihm zu langweilig und so spezialisierte er sich auf den Orientierungslauf – und der Laufsport über Felsen, durch Sümpfe und durch herrliche Wälder wurde zu seiner Herzenssache.
„Beim Orientierungslauf bestimme ich meinen eigenen Weg,
mit Karte und Kompass in der Hand. In einem guten Lauf
bist du wie im Tunnel, fokussiert, im Flow.
Wie erreiche ich am besten und schnellsten den nächsten Kontrollposten.
Natürlich sind gute Beine wichtig, aber fast alles spielt sich im Kopf ab.
Es ist wie die Lösung einer Mathematik-Aufgabe.“Felix Späth über den Orientierungslauf
Bis zu 18 Stunden Training in der Woche, zwei Mal am Tag, mit Kartenstudium, langen Dauerläufen, Intervall- und Krafttraining haben viel Organisationstalent erfordert. Was den Reiz dieser Sportart ausmacht beschreibt er so: „In der Leichtathletik wird dir die Strecke immer vorgegeben. Beim Orientierungslauf bestimme ich meinen eigenen Weg, mit Karte und Kompass in der Hand. In einem guten Lauf bist du wie im Tunnel, fokussiert, im Flow. Wie erreiche ich am besten und schnellsten den nächsten Kontrollposten. Natürlich sind gute Beine wichtig, aber fast alles spielt sich im Kopf ab. Es ist wie die Lösung einer Mathematik-Aufgabe. Diese Kombination hat mir immer riesengroßen Spaß gemacht.“
Spagat zwischen Sport und Beruf und Reisen in viele Länder
Auch der Spagat von zeitaufwendigem Hochleistungssport und Beruf ist Felix Späth bestens gelungen. Den gelernten Physiotherapeuten zog es zunächst zu einem sozialen Jahr ins schottische Aberdeen, dann nach Österreich und für über drei Jahre in den Kanton Bern in der Schweiz. Danach erfüllte er sich für ein Jahr den Traum vom Reisen kombiniert mit dem Orientierungslauf mit einem Projekt in Südamerika, Neuseeland und Australien.
Weltcup in China 2019 bleibt im Gedächtnis
Felix Späth ist viel herumgekommen in der Welt, auch durch den Orientierungslauf, der in anderen Ländern, vor allem in der Schweiz und Skandinavien, einen viel größeren Stellenwert hat als hierzulande. Portugal, Ungarn, Österreich, Italien, Baltikum, Dänemark und natürlich in Schweden, wo er seit 2015 lebt und arbeitet, ist er über Stock und Stein und wilde Wälder gelaufen. Viele Wettkämpfe in fernen Ländern bleiben ihm im Gedächtnis, wie die WM in Schottland aber ganz besonders der Weltcup in China 2019: „Die Luftfeuchtigkeit war extrem und das Essen war echt ungewohnt. Und ja, es gab Hühnerfüße.“
„Es bleiben viele schöne Erinnerungen in meinem Sportlerleben,
ich bin mega zufrieden mit meiner Karriere.“Felix Späth
Neben den guten Platzierungen als Startläufer in der Nationalmannschaft erinnert er sich an viele weitere Erfolge. Zum Beispiel an den 3. Platz beim 5-Tage-Orientierungslauf im schwedischen O-Ringen mit insgesamt 18.000 Teilnehmern, an die riesigen skandinavischen Nachtstaffeln Tio-Mila in Schweden und die Jukola in Finnland mit vielen Tausend Startern, oder an die Teilnahme am legendären Wasalauf, dem größten Ski-Rennen der Welt. „Es bleiben viele schöne Erinnerungen in meinem Sportlerleben, ich bin mega zufrieden mit meiner Karriere“, wirft Felix Späth den Blick zurück auf 17 erfolgreiche Jahre.
Erfahrungen als Trainer weitergeben – Start für LG Kindelsberg
So ganz lassen kann er es mit dem ambitionierten Sport dann aber doch nicht. In drei Monaten zieht er um nach Uppsala. Dort will er als Trainer den Talenten im Orientierungslauf „etwas zurückgeben“. Und dann kehrt er nochmal zu seinen Leichtathletik-Wurzeln zurück: „In Schweden ist es schön, aber mein Herz schlägt immer noch für das Siegerland und für die LG Kindelsberg Kreuztal.“ Im Herbst dieses Jahres geht er mit der M30-Mannschaft der LGK bei den Deutschen Mannschaftsmeisterschaften (DMM) an den Start. „Mal seh’n, was über 800 und 3.000 Meter mit 34 Jahren noch so geht.“
Lieber Frank,
Danke für den schönen Bericht und das nette Interview.
Bis demnächst einmal im Siegerland.
Felix Späth
Järfälla, Schweden