Turin. Johanna Pulte (SG Wenden) hat sich bei der Crosslauf-Europameisterschaft vor den Toren Turins im Rennen der Weiblichen Jugend U20 über knapp 4 Kilometer auf den 33. Platz gekämpft. Nach ihrer Corona-Erkrankung vor drei Wochen fehlten der 19-jährigen Olperin die Kraft in der Schlussphase des Rennen.
„Im ersten Moment war ich
Johanna Pulte – kurz nach ihrem EM-Rennen in der U20
schon ziemlich enttäuscht!“
Der erste Moment im Ziel bei der Crosslauf-Europameisterschaft war für Johanna Pulte frustrierend. Vorne im Feld wollte sie eigentlich angreifen, doch nach kraftraubenden 3.812 Metern im Geländeparcours im La Mandria Regionalpark hatte sich die EM-Fünfte über 3.000 Meter von 2021 im Rennen der Weiblichen Jugend U20 nur auf den 33. Platz retten können. „Im ersten Moment war ich schon ziemlich enttäuscht“, gesteht sie im Interview, „ich hatte ein wenig gehofft, es würde besser laufen. Mir war aber schon vor dem Start bewusst, dass das kein großes Rennen von mir werden würde, dafür war der Trainingsrückstand einfach zu groß“, erklärte die 19-jährige Olperin, die vom Vorjahr nach einem starken Rennverlauf bei der Cross-EM in Dublin auf den 9. Platz stürmte und als viertbeste Deutsche mit der DLV-Mannschaft auch noch die Goldmedaille geholt hatte.
„Mich hatte es schon schwer erwischt.
Johanna Pulte – über ihre Coronaerkrankung 3 Wochen vor der Cross-EM
Das war echt heftig.“
Diesmal waren die Vorzeichen gänzlich anders. Aufgrund ihrer Corona-Erkrankung könnte man die Querfeldeinmeisterschaft in Italien für Johanna Pulte auf die Kurzformel bringen: Aus dem Krankenbett auf die Rennstrecke. „Mich hatte es schon schwer erwischt. Das war echt heftig. Ich hatte über 39 Fieber und habe zwei Wochen lang fast nur im Bett gelegen. Da war an Training gar nicht zu denken.“ Lange Zeit war unklar, ob sie in Italien überhaupt für Deutschland starten kann. Erst ein sportmedizinischer Check-Up gab grünes Licht und als dann auch noch der Formtest mit einem Tempolauf fünf Tage vor der EM halbwegs positiv verlaufen war, stand einem Start im Piemont zumindest aus gesundheitlichen Gründen nichts mehr im Wege. Doch drei Wochen kompletter Trainingsausfall lassen sich eben nicht kompensieren, wenn es in einem stark besetzten internationalen Rennen um die vorderen Plätze geht.
„Ich war komplett voll mit Adrenalin,
vielleicht bin ich auch deshalb etwas
zu schnell angegangen.“
Die Cross-Strecke in dem weitläufigen Parkgelände vor den Toren Turins hatte es in sich: Steile Rampen, matschige Gefällstücke, kraftraubende Sandpassagen – und als Kuriosum ein Teilstück mitten durch eine Pferdekutschen-Ausstellung im Schloss. Alina Reh (SCC Berlin), Drittplatzierte im Lauf der Frauen, sagte nach dem Rennen, dies sei in sieben Jahren die bisher anspruchsvollste EM-Strecke gewesen. Sonniges, aber kaltes Wetter mit Temperaturen um den Gefrierpunkt, die äußeren Bedingungen waren recht gut am Wettkampftag. An der Startlinie hatte Johanna Pulte auch noch ein gutes Körpergefühl: „Ich habe mich so auf den Lauf gefreut. Endlich wieder ein internationales Rennen gegen starke Konkurrenz. Ich war komplett voll mit Adrenalin, vielleicht bin ich auch deshalb etwas zu schnell angegangen. Doch im Crosslauf darfst du nicht langsam anlaufen, sonst sind vorne alle weg.“
Starkes Teilnehmerfeld mit 88 Läuferinnen aus 27 Nationen
Nach dem Startschuss ging sie das hohe Anfangstempo im Feld der 88 Läuferinnen aus 27 Nationen mit und lag nach dem ersten Drittel noch hoffnungsvoll auf Rang 17. Doch in der Schlussrunde war dann der Akku leer. „Mir fehlte hinten raus einfach die Kraft. Ich bin gefühlt den letzten Berg gar nicht mehr hochgekommen,“ erzählt sie. Am Ende reichte es für sie dann nur zu Platz 33 (14:04 Minuten), mit einer Minute Rückstand auf die Siegerin Maria Forero aus Spanien (13:04 Min.) die dem Feld enteilt war. Doch kaum im Ziel war bei Läuferin der SG Wenden die erste Enttäuschung schnell verflogen. „Der Lauf hat trotzdem viel Spaß gemacht. Die Stimmung mit den vielen Zuschauern war riesig. Es war ein richtig geiles Gefühl. Ich bin mega glücklich, dass ich hier überhaupt laufen konnte. Wenn man bedenkt, dass ich noch vor drei Wochen Corona hatte und tagelang im Bett gelegen habe, ist Platz 33 ja jetzt auch keine Katastrophe, ich bin ja nicht komplett durchgereicht worden.“
Johanna Pulte fünftbeste Deutsche – Bronzemedaille als „Trostpflaster“
Ein schönes „Trostpflaster“ gab es dann für Johanna Pulte noch mit dem Gewinn der Bronzemedaille in der Mannschaftswertung. Nachdem das U20-Team des DLV bei den Cross-Europameisterschaften im vergangenen Jahr in Dublin (Irland) über Gold jubeln durfte, lief die deutsche Mannschaft mit Kira Weis (KSG Gerlingen/13:32 min.), Lisa Merkel (LG Region Karlsruhe/13:46), Sofia Benfares (LC Rehlingen/13:48), Carolina Schäfer (TG Schwalbach/14:00) und Johanna Pulte (SG Wenden/14:04) zu Team-Bronze. Obwohl nur die drei Bestplatzierten nach Platzziffer in die eigentliche Mannschaftswertung kommen, gilt seit vergangenem Jahr die Regelung, dass alle Starter einer Nation bei der Siegerehrung ausgezeichnet werden und an alle auch eine Medaille ausgegeben wird.
DM-Titel über 10 Kilometer in 34:17 das Highlight des Jahres
Für Johanna Pulte war es bereits der dritte internationale Start im Nationaldress, zugleich das letzte Rennen im Jahr 2022 sowie auch der letzte Wettkampf in der Altersklasse U20. „Verletzungsbedingt und durch die Corona-Erkrankung war 2022 für mich ein echt schwieriges Jahr“, so das Fazit der Olperin. Nur die 10 Kilometer bei den Deutschen Straßenlauf-Meisterschaften in Saarbrücken, bei der sie in 34:17 Minuten zum DM-Titel und zum neuen Westfalenrekord in der U20 gelaufen war, seien „richtig gut“ gewesen. Zu den Zielen in 2023 sagt Pulte: „Puh, schwer zu sagen. Ich muss mich dann erst mal in der neuen Altersklasse zurechtfinden. Die U23 ist nämlich richtig stark besetzt.“
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