Mocki EM-Sechste über 10.000 Meter

24. Deuzer Pfingstlauf des TuS Deuz am 18.05.2013

Zürich. Sabrina Mockenhaupt lief bei der Leichtathletik-Europameisterschaft in Zürich ein beherztes Rennen – hat aber ihr großes Ziel, eine Medaille, verpasst. Die 39-fache Deutsche Meisterin lief bei der EM im Züricher Letzigrundstadion über 10.000 Meter auf den sechsten Platz in 32:30,49 Minuten.

Europameisterin wurde nach einem schnellen letzten Kilometer die Britin Jo Pavey, die im nächsten Monat 41 Jahre alt wird,  in 32:22,39 Minuten. Die Britin war schon bei den Olympischen Spielen in Sydney (Australien) Zwölfte über 5.000 Meter – das war vor 14 Jahren. Silber und Bronze gingen in Zürich nach Frankreich – an Clémence Calvin (32:23,58 min) und Laila Traby (32:26,03 min).

Es war schon beinahe ein Bummelrennen im legendären Letzigrund, das Feld blieb lange Zeit geschlossen beisammen. In dem typischen Meisterschaftsrennen (3000 Meter-Durchgangszeit 9:55 min.) lief Mocki bis zur 9000-Meter-Marke (29:27 min.) im Hauptfeld mit, hielt sich stets zwischen Position acht und zehn taktisch klug zurück. Vor dem letzten Kilometer schob sich die 33-Jährige auf Rang sechs vor – doch dem Endspurt auf den letzten zwei Runden konnte die 1,55 Meter kleine Wilgersdorferin dann doch nicht mehr folgen. Nach einem letzten 1000er in 3:03 Minuten lief sie als Sechste nur knapp hinter der Portugiesin Sara Moreira (32:30,12 min.), Halleneuropameisterin über 3000 Meter (2013) ins Ziel.

„Ich bin stolz, dass ich mich heute durchgebissen habe“

Das linke Bein von den Spikes der Kontrahentinnen am Knie und Oberschenkel aufgeritzt saß Sabrina Mockenhaupt („… es war ein Hauen und Stechen…“) blutverschmiert auf der Tartanbahn und war mit ihrem Rennen zufrieden. „Ich hab kurze Zeit ans Aufgeben gedacht“, gestand sie im ZDF-Interview, doch dann habe sie nochmal alles rausgeholt. „Ich bin stolz, dass ich mich heute durchgebissen habe“. Schon im Vorfeld der Meisterschaft hatte sie auf Facebook an die Fangemeinde gepostet: „Ein DNF wird es in Zürich nicht geben!“ Die Versalien DNF stehen bekanntlich als Abkürzung für die Aufgabe des Rennens, also „Did not finish“.

Durchlaufen, das war nicht immer so. Wenn die internationale Spitze enteilte und der Kampf gegen den Schweinehund aussichtslos schien, da ging Deutschlands erfolgreichste Langstrecklerin auch schon mal von der Bahn. So zuletzt 2013 im WM-Rennen über 10.000 Meter im strömenden Regen in Moskau als sie aufgab, oder bei der WM 2003 in Paris. Doch diesmal hat sie Wort gehalten und sich durchgebissen.

EM-Vierte im Jahr 2006

Das beste Resultat bei einer Europameisterschaft gelang Sabrina Mockenhaupt bislang nur in der Halle über 3000 Meter (2005) mit dem Gewinn der Bronzemedaille, die ihr erst nachträglich nach einer überführten Dopingläuferin, zuerkannt wurde. Das beste Freiluft-Resultat erzielte die Sportsoldatin bei der EM 2006 über 10.000 Meter, als sie zunächst im Ziel als Sechste einlief, dann aber durch die nachträgliche Doping-Disqualifikation zweier Läuferinnen auf Platz vier gewertet wurde. 2010 gelang Mocki über 10.000 Meter Rang fünf.

Auch wenn es wieder nicht zu einer Medaille gereicht hat, so ist der sechste Platz, nach einer schweren Zeit mit privaten Problemen, doch ein persönlicher Erfolg. Die  Trennung von ihrem langjährigen Lebensgefährten, mit dem sie über sieben Jahre zusammen war, hatte Mocki total aus der (Lauf-) Bahn geworfen. So stand sie noch vor einigen Wochen bei der Team-Europameisterschaft in Braunschweig über 5000 Meter total neben sich, lief kraftlos und wie in Trance der Konkurrenz hinterher. Dann holte sie sich Hilfe bei einer Mentaltrainerin und Rat von anderen Trainern wie dem Wendener Egon Bröcher und nach einem Erfolg versprechenden Höhen-Trainingslager in Davos/Schweiz mit Bundestrainer Wolfgang Heinig kam die Form und die Liebe zum Laufen zurück. Souveräner Sieg bei den Deutschen Meisterschaften über 5000 Meter in Ulm, nun der sechste EM-Platz über 10.000 Meter, immerhin nur acht Sekunden hinter der Spitze.

Nur vier Tage Erholung bis zum Marathon

Für Sabrina Mockenhaupt ist nach den 10.000 Metern aber bekanntlich noch nicht Schluss bei der EM. Geplant ist ein Doppelstart und so will sie bereits am Samstagmorgen (9 Uhr) an der Startlinie zum Marathon stehen. Damit stellt sich die Obersdorferin in den Dienst der DLV-Mannschaft. Der Deutsche Leichtathletik-Verband wollte den zwei Nachwuchstalenten Katharina Heinig und Mona Stockhecke einen Start über die 42,195 Kilometer ermöglichen, doch dazu brauchte es eine Läuferin mit der A-Norm im Team – die hatte nur Sabrina Mockenhaupt erfüllt.

Vor der Europameisterschaft gefragt, auf welcher der beiden Strecken sie sich größere Erfolgschancen ausrechnet, erklärte  Sabrina Mockenhaupt: „Das kann ich nicht sagen. Jedes Rennen ist anders.“ Entscheidend wird nun sein, wie schnell sich Mocki in den kommenden drei Tagen von den Strapazen des 25-Runden-Rennens erholt. Doch in der Vorbereitung auf die EM hat sie sich mit vielen langen Dauerläufen auf diese Doppelbelastung vorbereitet.

Bestleistungen:

Marathon: 2:26:21 (2010) Berlin
10.000 Meter: 31:14,21 (2008)
5.000 Meter: 14:59,88 (2009) Koblenz

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