Wilnsdorf-Obersdorf. Deutschlands erfolgreichste Langstrecklerin, die 40-fache Deutsche Meisterin Sabrina Mockenhaupt, wechselt erneut den Trainer. Die 33-jährige Obersdorferin kehrt zum wiederholten Male zu ihrer, wie sie selbst sagt, „alten Liebe“, dem mittlerweile 77 Jahre alten Trainer Heinz Weber aus Brachbach, zurück.
Bereits mehrfach hatte „Mocki“ ihrem „Heiner“ (Spitzname) den Rücken gekehrt – doch immer wieder kam sie zum Trainer ihres Stammvereins LG Sieg, für den sie von 1997 bis 2005 und wieder seit 1. Januar 2011 startet, zurück. Die erste Trennung von Weber gab es im Herbst 2007, auch begründet durch den Vereinswechsel zum Kölner Verein für Marathon, für den Sabrina Mockenhaupt von 2006 bis 2010 gestartet ist. Die damals 26-Jährige schloss sich der Trainingsgruppe von Paul-Heinz Wellmann (Olympia-Bronzemedaillengewinner 1976 in Montreal über 1500 Meter) bei Bayer Leverkusen an. Doch nach nur wenigen Monaten der Zusammenarbeit kehrte sie im Mai 2008 überraschend von Wellmann zu Weber zurück. „Wir haben uns nach einem längeren Gespräch in beiderseitigem Einvernehmen getrennt. Zu den Gründen möchte ich mich nicht äußern“, hatte Wellmann damals im Gespräch mit dem Kölner Stadt-Anzeiger erklärt.
Trainerwechsel drei Monate vor Olympia
Der Zeitpunkt des Trainerwechsels kam sehr überraschend, denn bis zum 10 000-Meter-Rennen bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking waren es nur noch elf Wochen. Für „Mocki“ lief es sportlich gesehen zu diesem Zeitpunkt recht gut, die geforderte Olympianorm in Stanford/USA hatte die 27-Jährige problemlos unterboten und war somit auch vom DOSB nominiert worden. Zu den Gründen des Trainerwechsels erklärte Sabrina Mockenhaupt jedoch: „Ich habe gemerkt, dass mir mein Zuhause in Wilgersdorf, mein ganzes soziales Umfeld fehlt. Deshalb habe ich mich auch entschieden, den Wechsel mitten in der Saison vorzunehmen. Paul-Heinz Wellmann hatte mich sehr gut vorbereitet und dafür danke ich ihm. Dennoch hatte ich das Gefühl, dass das Gesamtpaket aus sozialem Umfeld und dem alten Trainingskonzept bei Heinz Weber besser zu mir passt.“
Nach Trainer Paul-Heinz Wellmann wieder zurück zu Heinz Weber
Knapp drei Jahre lang, von 2008 bis Ende 2010 setzte „Mocki“ wieder auf das Paket aus Webers Trainingskonzept mit vielen Tempowechselläufen auf der Bahn und einem familiären Umfeld. Eine durchaus erfolgreiche Kombination, denn fast alle ihre persönlichen Bestzeiten lief Sabrina Mockenhaupt unter der Ägide von Trainer Heinz Weber: Ihren 10.000-Meter-Rekord von 31:14,21 min. stellte sie am 15. August 2008 bei den Olympischen Spielen in Peking auf, den Halbmarathon lief sie am 5. April 2009 in 1:08:45 Stunden, ihre Bestmarke im 10-Kilometer-Straßenlauf schraubte sie am 1. August 2009 auf 31:49 min. herunter und auch die Marathonbestzeit von 2:26:21 Stunden eineinhalb Jahre später, am 26. September 2010, fällt in die Zeit der Zusammenarbeit mit Heinz Weber. Übrigens: alle drei Bestleistungen stellte Sabrina Mockenhaupt auf den Straßen Berlins auf.
Von Heinz Weber zu Ronald Weigel und Thomas Eickmann
Im Dezember 2010, kurz bevor Sabrina Mockenhaupt wieder zur LG Sieg (ab 1. Januar 2011) zurückkehrte, trennte sie sich erneut von Trainer Weber. Mit dem Fokus auf den Marathonlauf schien Ronald Weigel, der als früherer Weltklasse-Geher (Weltmeister über 50 km Gehen 1983, Silbermedaillen-Gewinner über 20 und 50 Kilometer bei den Olympischen Spielen in Seoul) ein halbes Jahr zuvor neben seiner Tätigkeit als Geher-Trainer etwas überraschend auch mit der Rolle des Marathon-Bundestrainers beauftragt worden war, und der bereits André Pollmächer (Rhein Marathon Düsseldorf), damals die größte deutsche Hoffnung im Männer-Marathon, betreute, der richtige Fachmann für die Wilgersdorferin zu sein. Zusätzlich zu Weigel trainierte Sabrina Mockenhaupt zu Hause unter Anleitung von Thomas Eickmann in Siegburg. Eickmann war in den 80er Jahren einer der besten bundesdeutschen Marathonläufer und hat eine Bestzeit von 2:13:24 Stunden.
Carsten Eich Trainer von 2012 bis Juni 2013
Die Trainer-Ära Weigel/Eickmann dauerte nur ein knappes Jahr, nämlich bis Ende 2011. Nach einem beim Silvesterlauf von Werl nach Soest 2011 erlittenen Ermüdungsbruch im linken Fuß, es war bereits der zweite Ermüdungsbruch ihrer Karriere (2006 Ermüdungsbruch im Oberschenkel) musste Sabrina Mockenhaupt die Marathonpläne für die Sommerspiele 2012 in London an den Nagel hängen. Stattdessen stellte sie nach der Genesung ihre Olympia-Vorbereitung auf die 10.000 Meter im Bahnlauf um – und dabei setzte sie auf ein neues Trainergespann: Seit Anfang 2012 wurde sie von einem vierköpfigen „Kompetenzteam“ aus Europarekordler Carsten Eich (Trainingsmethodik), erneut ihrem langjährigen Heimtrainer Heinz Weber, Olaf Ernst (IAT Leipzig) und Oliver Mintzlaff (Manager) betreut.
Carsten Eich war über fast 20 Jahre ein äußerst erfolgreicher Langstreckler. Er wurde 1989 DDR-Meister über 5000 und 10.000 Meter, Deutscher Meister im 10.000-Meter-Lauf (1992), 10-km-Straßenlauf (2003, 2004, 2006), Halbmarathon (1997, 1999-2004, 2006) und Marathon (1999). 1993 stellte Carsten Eich beim Berliner Halbmarathon in 1:00:34 Std. einen Europarekord auf. Diese Zeit wäre sogar Weltrekord gewesen, wenn nicht am Vortag des Rennens der Kenianer Moses Tanui in Mailand mit 59:47 min. als erster Mensch die 21,0975 km in weniger als einer Stunde zurückgelegt hätte. Wenige Tage später stellte Eich mit 27:47 min beim Paderborner Osterlauf über 10 km einen Streckenrekord und neuen Deutschen Rekord auf. Seine Bestzeiten liegen bei 13:27,90 min. (5.000 Meter), 27:41,94 min. (10.000 Meter) und 2:10:22 Std. (Marathon, Hamburg 1999). Zu Silvester 2007 zog sich Eich aus dem Leistungssport zurück und arbeitet seit Beendigung seiner Profilaufbahn als Trainer, Sport- und Gesundheitsmanager. Für Neckermann Reisen bietet Eich auf Mallorca und an der Mecklenburgischen Seenplatte Laufcamps an. Sabrina Mockenhaupt trainierte von Anfang 2012 bis im Juni 2013 mit Eich zusammen.
Auf Carsten Eich folgte Dietmar Bittermann
Vier Wochen nach ihrem Sieg beim 10.000-Meter-Europacup der Leichtathleten wechselte sie erneut den Trainer. Neben Bundestrainer Wolfgang Heinig, der als DLV-Trainer für Langstrecke und Marathon 2013 den bisherigen Bundestrainer Weigel abgelöst hatte, trainierte „Mocki“ ab Juni 2013 dann unter Heimtrainer Dietmar Bittermann, der lange Zeit auch Stephan Freigang, der bei den Olympischen Spielen 1992 in Barcelona Dritter im Marathonlauf wurde, trainiert hat. Mit dem Cottbuser war die Zusammenarbeit, fast analog zu Wellmann, ebenfalls nach rund einem halben Jahr beendet.
Egon Bröcher für „Mocki“ eine Stütze in schwerer Zeit
Seit dem Frühjahr 2014 holte sich Sabrina Mockenhaupt zur Vorbereitung auf die Europameisterschaften in Zürich sportlichen Rat und Unterstützung beim Lauftrainer der SG Wenden, dem Ottfinger Egon Bröcher, ehemaliger Langstreckler im Trikot des TV Niederschelden. Vor allem in der Zeit der Trennung von ihrem langjährigen Lebensgefährten Georg Stiegler war Bröcher eine große Stütze, wie Sabrina Mockenhaupt auf ihrer Internetseite betonte: „An dieser Stelle möchte ich mich noch besonders bei Egon Bröcher von der SG Wenden bedanken, der mich dieses Jahr in einer Phase aufgefangen hat, als ich sportlich und privat total am Boden war.“
Jetzt ist Sabrina Mockenhaupt also zum dritten Mal zu Heinz Weber zurückgekehrt. Auf ihrer Homepage erklärte die 33-jährige Wilgersdorferin dazu: „Die Alte Liebe rostet nicht… Und somit habe ich nach langen Überredungskünsten meinen ersten Trainer Heinz Weber, der mittlerweile schon 77 Jahre ist, aktiviert, mich wieder dahin zu bringen, wo ich mit ihm schon mal vor Jahren war. Eine Rechnung haben wir zwei nämlich noch offen…und das ist, dass meine Marathon-Bestzeit auch zu meinen Unterdistanzleistungen passt! Ich hatte genug Zeit nach der EM nachzudenken, wie es weitergehen soll und ich bin zu der Erkenntnis gekommen, dass wenn einer mich noch mal führen kann, dann ist das Heiner! Ich habe die letzten drei Jahre überall gesucht, was ich bei ihm hatte und es aber nie gefunden. Ich bin froh, dass Heiner, nachdem ich ihm sage und schreibe schon dreimal den Rücken zugekehrt habe, das Selbstbewusstsein und die Stärke hat, es auch mit mir nochmal zu versuchen.“
Nach einer schweren Trainingseinheit am Dienstagabend schrieb „Mocki“: „Er fordert sehr viel, aber von nichts kommt ja bekanntlich nichts. Aller Anfang ist schwer und so haben wir heute auf regennasser Bahn 12 Kilometer in 44:15 Minuten absolviert! Es hat aber tierisch Spaß gemacht!“
Die Trainer von Sabrina Mockenhaupt:
1997 – Herbst 2007 Heinz Weber
Okt. 2007 – Mai 2008 Paul-Heinz Wellmann
Mai 2008 – Dez. 2010 Heinz Weber
Jan. 2011 – Dez. 2011 Thomas Eickmann/BT Ronald Weigel
Jan. 2012 – Juni 2013 Carsten Eich/Heinz Weber
Juni 2013 – Jan. 2014 Dietmar Bittermann/BT Wolfgang Heinig
Jan. 2014 – Okt. 2014 Egon Bröcher/BT Wolfgang Heinig
seit November 2014 Heinz Weber/BT Wolfgang Heinig
*BT Bundestrainer
Trainer sind schon gewöhnungsbedürftig 😉 Aber so viele Trainerwechsel … Puh .. Tja irgendwie typisch Frau eben ?