Sabrina Mockenhaupt mit DM-Titel zur EM-Qualifikation

Sabrina Mockenhaupt (LG Sieg) ist auf einem guten Weg zu alter Stärke. Bei den Deutschen 10-Kilometer Straßenlauf-Meisterschaften in Bad Liebenzell wurde die Titelträgerin Vizemeisterin in 32:59 Minuten. Archivfoto: Frank Steinseifer
Sabrina Mockenhaupt (LG Sieg) gewinnt bei den Deutschen Halbmarathon-Meisterschaften ihren 41. DM-Titel und knackt in 1:12:41 Stunden zudem die Norm für die Leichtathletik-EM im Juli in Amsterdam.   Archivfoto: Frank Steinseifer

Bad Liebenzell. Sabrina Mockenhaupt hat sich bei den 40. Deutschen Halbmarathon-Meisterschaften in Bad Liebenzell eindrucksvoll zurückgemeldet. Die Obersdorferin lief nach dem „Seuchenjahr“ 2015, nach  überstandener Fuß-OP und einem verletzungsbedingten Rückschlag vor dem Jahreswechsel, zum 41. Deutschen Meistertitel – und sie knackte in der Siegerzeit von 1:12:41 Stunden die Halbmarathon-Norm (1:13:00 Std.) für die Leichtathletik-Europameisterschaft vom 6. bis 10. Juli 2016 in Amsterdam. Jetzt nimmt die Obersdoferin Ziel Nummer zwei ins Visier: Die Olympianorm für Rio de Janeiro.

„I’m back…step by step!“ schrieb Sabrina Mockenhaupt nach dem Rennen ihren Fans via Facebook, „der Lauf war super!“ Die 35-jährige Siegerländern im Trikot der LG Sieg nahm in Bad Liebenzell von Anfang an das Heft in die Hand und kaufte der Konkurrenz frühzeitig den Schneid ab. An der 3-Kilometer-Marke wurde sie mit 10:05 Minuten gestoppt, eigentlich viel zu schnell, wie sie später selbst einräumte. Auch der böige Wind machte den Läuferinnen und Läufern zu schaffen und vereitelte schnellere Zeiten. Ab Kilometer 16 wurde es dann für die 1,55 Meter kleine Läuferin, die sich zuletzt im Höhentrainingslager in Flagstaff/USA auf die Saison vorbereitet hatte, richtig schwer. „Mit noch nicht einmal 3 Monaten Training und einer längsten Tempoeinheit von 14 Kilometern hatte ich mir schon ein hohes Ziel für den heutigen Tag gesteckt“, schrieb sie auf ihrer Facebook-Seite.

Mocki 19 Sekunden unter der EM-Norm

Doch „Mocki“ kämpfte sich durch, lief nach 21,1 Kilometern als gefeierte Deutsche Meisterin über die Ziellinie. Richtig happy war die Sportsoldatin beim Blick auf die Zeit: 1:12:41 Stunden, 19 Sekunden unter der geforderten EM-Norm. Das nennt man wohl Punktlandung! Kurz dahinter folgten die Hamburgerin Agata Strausa (1:13:13 Stunden) und die Karlsruherin Melina Tränkle (1:14:09 Stunden). Ein positives Fazit zog nach der DM in Bad Liebenzell der leitende Bundestrainer für Lauf und Gehen, Wolfgang Hennig, der im Interview mit leichtathletik.de sagte : „Unter den gegebenen schwierigen Bedingungen waren die Leistungen bei den Männern und Frauen sehr gut. Bei den Frauen hat Sabrina Mockenhaupt, nach ihrer langen verletzungsbedingten Wettkamppause gezeigt, dass wieder mit ihr zu rechnen ist. Sie hat sich mit ihrer Zeit für die Europameisterschaft empfohlen.“

Mocki mit Odyssee: Ermüdungsbruch – OP – erneuter Fußbruch

Für Sabrina Mockenhaupt, deren Bestzeit über die Halbmarathondistanz bei 1:08:45 (2009) liegt, war der Sieg nicht nur ein weiterer DM-Titel für die sowieso schon große Sammlung – es war vielmehr ein Comeback nach einer Reihe von Rückschlägen. Anfang 2012 hatte sie sich einen Ermüdungsbruch im Fuß zugezogen, der ihre Vorbereitung auf die Olympischen Spiele in London beeinträchtigte. Immer wieder brach die Verletzung aus. Schon beim EM-Marathon von Zürich (Schweiz) hatte die erfolgreichste DLV-Langstrecklerin der vergangenen Jahre wegen Schmerzen im Fußgelenk aussteigen müssen. Doch „Mocki“ biss sich in der Zeit danach durch, lief unter anderem den Halbmarathon in New York (USA) im März 2015 in 1:13:07 Stunden und den Hamburg-Marathon im April  2015 in 2:32:41 Stunden. Danach entschied sie sich aber doch zu einer OP am Sprunggelenk und kehrte nach einer achtwöchigen Reha zurück ins Wettkampfgeschehen.

Schon bei den Deutschen Meisterschaften stand sie wieder am Start und wurde Zweite über 5.000 Meter (16:10,16 min.) hinter der Newcomerin Alina Reh (TSV Erbach/15:51,48 min.). Bei der Militär-WM in Muengyong (Südkorea) Anfang Oktober lief Sabrina Mockenhaupt über 5.000 Meter in deutscher Jahresbestzeit (15:35,75 min.) zu Bronze geholt, Mitte November folgte in Valencia (Spanien) ein Marathon in immerhin 2:30:44 Stunden – für die Olympia-Norm (2:28:00 Std.) reichte es allerdings nicht. Auch wenn sie sich da bereits vom Gedanken an einen Start beim olympischen Marathon verabschiedet hatte, ihre Formkurve zeigte nach der Operation und einer relativ kurzen Rekonvaleszenz wieder nach oben. Noch zur Weihnachtszeit 2015 war Sabrina Mockenhaupt bester Stimmung, wertete die Operation „als einzig richtige Entscheidung“, und wollte sich beim Silvesterlauf in Backnang über 10 Kilometer wieder ins Gespräch bringen und sich für die Olympiasaison gedüst zeigen. Doch dann sorgte ein Fehltritt im Training wenige Tage vor dem Jahreswechsel erneut für eine Zwangspause. Umgeknickt, Diagnose Fußbruch, mehr als vier Wochen Laufpause!

Erfolg durch Höhentraining und Mentaltrainerin

Doch Deutschlands erfolgreichste Langstreckenläuferin grübelte nicht lange, kämpfte sich wieder heran, arbeitete akribisch, holte sich die Ausdauerfähigkeit beim Höhentrainingslager in Flagstaff/USA und ließ diesmal auch die Regeneration und mentale Stärke nicht außer acht und nutzte die Fähigkeiten einer Mentaltrainerin. „Wenn man meinen Sport schon so lange auf dem Niveau ausübt wie ich, dann braucht man auch ab und zu Hilfe und Unterstützung von außen“, erklärte sie wenige Tage vor ihrem Start bei der DM in Bad Liebenzell. Der neuerliche Erfolg gibt ihr Recht.

Mockis großes Ziel heißt Rio: Olympia-Norm über 10.000 Meter in Celle

Und weil nach dem Wettkampf auch wieder vor dem Wettkampf ist, hat Mocki bereits das nächste Ziel vor Augen: Bei den Deutschen Meisterschaft über 10 000 Meter in Celle am 7. Mai will sie möglichst gleich die erste Chance nutzen, die Olympia-Norm von 32:15,00 Minuten zu schaffen. Dann hätte sie genügend Ruhe und Vorlaufzeit, um sich auf das 25-Runden-Rennen in Rio vorzubereiten. Ihre Bestzeit über diese Distanz ist schon etwas in die Jahre gekommen, vor nunmehr acht Jahren, bei den Olympischen Spielen in Peking lief die damals 27-Jährige 31:14,21 Minuten. Sollte es in Celle nicht mit der Olympia-Norm klappen, dann startet Mocki beim Europacup in Mersin/Türkei am 5. Juni den zweiten Anlauf. Fallen die 32:15 Minuten, dann würde ihr Traum von den vierten Olympischen Spielen in Erfüllung gehen.

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