COESFELD. Es war das gewohnte Bild der vergangenen Monate: Die Langstreckler der SG Wenden ließen bei den Westfalenmeisterschaften im Straßenlauf über 10 Kilometer der Konkurrenz keine Chance. Der „Sauerland-Express“ raste durch die Innenstadt von Coesfeld und am Ende lag bei den Männern mit Frederik Wehner (30:59 min.), Marco Giese, Fabian Jenne (beide 31:03 min.) und Manuel Schräder (31:11 min.) im Gesamteinlauf ein komplettes Quartett „Rothemden“ vorn.
„Wo liegt eigentlich dieses Wenden?“
Moderator bei der Siegerehrung,
nachdem er zum wiederholte Male Läufer der SG Wenden aufs Podium schickte
Dass die Läufer der SG Wenden seit einigen Jahren das Geschehen auf der Langstrecke in Westfalen dominieren, das ist bekannt. Doch wo der Ort liegt, aus dem die „Rothemden“ stammen, das hat sich offensichtlich noch nicht bis in den letzten Winkel des Bundeslandes herumgesprochen. Zumindest bei den Organisatoren des 30. Coesfelder DJK Citylaufs, zugleich die offiziellen Westfalenmeisterschaften im 10-Kilometer-Straßenlauf, gab es da noch etwas Nachholbedarf in Sachen Erdkunde. Als der Moderator der DJK Eintracht Coesfeld bei der Siegerehrung zum wiederholten Male Athletinnen und Athleten der SG Wenden aufs Podest rief unterbrach er sich mittendrin selbst mit den Worten: „Wo liegt eigentlich dieses Wenden?“ Natürlich konnte ihm da schnell geholfen werden, als jedoch der Name Siegerland fiel, da musste Trainer Egon Bröcher kurz humorvoll intervenieren. „Ich habe dann erklärt, dass Wenden zwar direkt an der Grenze zum Siegerland liegt, wir auch überhaupt nichts gegen die Siegerländer haben, aber Wert darauf legen, dass wir aus dem Sauerland kommen.“
„Ich hätte nicht gedacht,
dass die Jungs auf dem Kurs so flott unterwegs sind!“Egon Bröcher, Trainer der SG Wenden
Nicht nur bei den Organisatoren des Citylaufs – auch bei den Zuschauern und den Konkurrenten auf der Strecke dürften die Sauerländer „Rothemden“ mit ihren Leistungen einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen haben. Der „Sauerland-Express“ stand wieder mächtig unter Dampf und raste mit Karacho durch die 38.000-Einwohner-Kreisstadt, etwa 35 Kilometer von Münster entfernt. „Ich hätte nicht gedacht, dass die Jungs auf dem Kurs so flott unterwegs sind, denn die Strecke war mit den Kopfsteinpflaster-Passagen nicht unbedingt schnell“, erklärte Trainer Egon Bröcher nach dem 10-Kilometer-Lauf. Das Rennen über vier Runden wurde zu einem harten Ausscheidungskampf bei dem Läufer für Läufer aus der Spitzengruppe herausfiel und am Ende vier Langstreckler der SG Wenden vorne den Sieg unter sich ausmachten und damit auch souverän den Mannschaftstitel holten.
Frederik Wehner im Endspurt am stärksten
Der Alchener Frederik Jonas Wehner konnte sich in einem Zielspurt von seinen Teamkollegen absetzen, überquerte den Zielstrich auf dem Marktplatz als neuer Westfalenmeister in 30:59 Minuten. „Wir hatten eine 30:30 anvisiert, aber aufgrund der zahlreichen Ecken und Kurven und den Kopfsteinpflaster-Passagen war das Rennen dann doch nicht so schnell geworden. Das war gut für mich, denn so konnte ich meinen Endspurt auspacken“, freut sich der 24-Jährige über seinen Sieg.
Fabian Jenne nach Radunfall noch gehandicapt
Nur vier Sekunden dahinter kamen die beiden Olper Marco Giese und Fabian Jenne zeitgleich (31:03 min.) ins Ziel. Der Start von Jenne war noch bis einen Tag vor der Meisterschaft unklar. Sechs Tage zuvor hatte er noch einen Unfall mit dem Rennrad. „Bei einer Trainingsfahrt ist er im Olper Kreisel von einem Auto angefahren worden und danach klagt er über Rückenschmerzen. Er hat dann am Vortag der Meisterschaft zwei Mal 500 Meter angetestet. Erst nachdem das funktionierte ist er dann in Coesfeld gestartet, aber nach dem Rennen hat er dann wieder über Rückenprobleme geklagt“, so Trainer Bröcher.
Marco Giese ist für die Saison 2025 zuversichtlich
Trainingskollege Marco Giese, der sich nach seinem schweren Radunfall im Juli 2022 wieder in die westfälische Spitze zurückgekämpft hat, geht mit einem guten Gefühl in eine kleine Trainingspause: „Wenn ich ohne Verletzung im Wintertraining wieder viele Wochenkilometer rennen kann, bin ich sehr optimistisch für die kommende Saison.“ Manuel Schräder, der noch zwei Wochen zuvor beim Berlin-Marathon mit 2:23:07 Std. eine neue persönliche Bestzeit sowie einen neuen Olper Kreisrekord aufgestellt hatte, erklärte vor dem Start: „Ich habe seit Berlin fast nichts gemacht. Das wird heute eine Wundertüte.“ Für den 32-Jährigen lief es dann aber mit 31:11 Minuten und dem 4. Gesamtplatz doch recht gut.
Bestzeit für Julian Pulte – „Brocki“ sichert sich Vizetitel
Über eine neue persönliche Bestzeit freute sich Julian Pulte: In 33:49 Minuten belegte er den 3. Platz in der Männerhauptklasse. Christian Rüsche plagten in der 2. Rennhälfte Seitenstechen und so musste er sich mit dem 6. Platz (MHK) in der Meisterschaftswertung und 34:59 Minuten zufrieden geben. Einziger Starter aus den Reihen des TuS Deuz war diesmal Stefan Brockfeld. Der 58-Jährige lag in seiner Altersklasse lange Zeit an dritter Position und kämpfte sich mit einer schnellen letzten Runde auf Rang zwei vor. „Brocki“ wurde in 39:17 Minuten Vizemeister in der M55. Michael Kämpfer von der LG Kindelsberg Kreuztal lief in 44:39 Minuten auf den 3. Platz in der Klasse M65.
Judith Hacker trotz langer Corona-Pause schnell unterwegs
Die Frauen der SG Wenden trafen auf die starke Konkurrenz von Münster und Menden. Schnellste Läuferin im „Sauerland-Express“ war Judith Hacker. Nach schlechter Vorbereitung aufgrund einer vierwöchigen absoluten Sportpause nach einer Corona-Infektion lieferte sie trotzdem in 37:41 Minuten eine starke Leistung ab und belegte in der W30 hinter Daniela Wurm, die lange Zeit für die SG gestartet ist, den 2. Platz. Mit Stefanie Osthoff, die in 39:02 Minuten ihre Altersklasse W35 gewann, und Christl Dörschel, die mit 39:25 Minuten in der W45 auf dem 2. Platz landete, belegte die SG Wenden den 2. Platz in der Mannschaftswertung. Liv Behle bestätigte in 40:31 Minuten (5. WHK) ihre Trainingsergebnisse und Sandra Clemens, die ihr erstes 10-Kilometer-Rennen seit April 2022 absolvieren konnte, zeigte sich mit 40:43 Minuten (2. W35) ebenfalls zufrieden.
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