Siegen. Barrierefreiheit und Inklusion – diese Attribute sind beim Siegerländer AOK-Firmenlauf keine Worthülsen. Die größte Breitensportveranstaltung in Südwestfalen, bei der sich bis zu 9.000 Menschen sportlich bewegen, ist in puncto Teilhabe für alle ein inklusives Leuchtturmprojekt und wird von den Ideengebern Jahr für Jahr weiterentwickelt. Anlässlich des 20. Geburtstages wurde jetzt auf einem Infoabend in der Bismarckhalle nochmals das vielfältige Engagement des „Laufs für alle“ vorgestellt.
„Wir haben schon Inklusion gelebt, da gab es den Begriff noch gar nicht. Schon damals war uns wichtig, dass alle, egal welcher Leistungsstärke, ob mit oder ohne körperliche Beeinträchtigung, ob Azubi oder Chef, zusammen laufen können“, erklärte Jochen Groos, zusammen mit Martin Hoffmann einer der Ideengeber des Siegerländer AOK-Firmenlauf. Die größte Breitensportveranstaltung der Region trägt die Attribute „inklusiv“ und „barrierefrei“ nicht als öffentlichkeitswirksames Feigenblatt, beim Firmenlauf in Siegen wird echte Teilhabe für jeden gelebt und auch mit vielen Beteiligten an der Veranstaltung aktiv weiterentwickelt. In diesem Jahr, am Mittwoch 14. Juni, feiert der Siegerländer AOK-Firmenlauf seinen 20. Geburtstag. Aus diesem Anlass hatten Firmenlauf-Organisator Martin Hoffmann (:anlauf) und Jochen Groos von der AOK NordWest zu einem Infoabend in die Bismarckhalle eingeladen, um noch einmal die Idee des „Laufs für alle“ vorzustellen.
Seit der Premiere im Jahre 2004 gehört das Thema gesellschaftliche Teilhabe zum Firmenlauf dazu. Beim Siegener Firmenlauf gingen bereits vor 19 Jahren Menschen mit und ohne Behinderung gleichberechtigt an den Start. Der Siegerländer AOK-Firmenlauf ist Deutschlands erster barrierefreier Firmenlauf, wird von Wirtschaft und Politik als eine Bereicherung für die Region gesehen und bietet für das überregionale Projekt „Wir machen mit. Inklusion läuft!“ die Vorlage. Dass die Konzepte in Siegen gut funktionieren hat sich mittlerweile herumgesprochen, denn Barrierefreiheit ist mehr als die Beseitigung von ein paar potentiellen Stolperfallen und das Anbringen von Rampen für Rollstuhlfahrer. Ob Veranstaltungsausschreibung in leichter Sprache, der Einsatz einer Gebärdensprachdolmetscherin, die Begleitung mit Laufguides, Audiodiskription für blinde und sehbeeinträchtigte Menschen, zur Umsetzung einer inklusiven Veranstaltung gilt es viele Aspekte zu berücksichtigen. Martin Hoffmann: „Wir stehen auch mit dem Firmenlauf in Lüdenscheid und dem AWO-Lauf in Dortmund in Kontakt. Es gibt einige Veranstalter, die von unseren Erfahrungen profitieren.“
Über 70 Interessierte kamen zu dem Infoabend in die Bismarckhalle, darunter Vertreterinnen und Vertreter aus einigen großen Siegerländer Unternehmen, sowie Mitarbeiterinnen vom Bündnis gegen Depression, Reselve, Bethel Regional, der AWO und von der Selbsthilfe Kontaktstelle Siegen sowie die Beauftragten für Menschen mit Behinderungen vom Kreis, Rainer Groos, und von der Stadt Siegen, Monica Massenhove. Und weil der Firmenlauf ein „Lauf für alle“ ist, nahmen auch zwei der schnellsten Läuferinnen der Region, Kathie Schäfers vom Wasserverband Siegen und Franziska Espeter aus Laasphe, teil. Zusammen mit Brigitte Van Assche von der inklusiven Klettergruppe des Deutschen Alpenvereins (DAV), Andreas Otterbach von der Mukoviszidose Regionalgruppe und Reiner Bäcker, der beim Firmenlauf für die Umsetzung der Barrierefreiheit auf dem Bismarckplatz zuständig ist, sprachen sie in einer Podiumsrunde über ihre Erfahrungen mit der Veranstaltung. Franziska Espeter: „Ganz ehrlich, die Stimmung beim Firmenlauf in Siegen ist noch besser als beim Berlin-Marathon.“
Gezeigt wurde auch der vom Kreis Siegen-Wittgenstein geförderte Film „Ein Lauf für Alle!“, der 2019 erstmals im Lyz vorgestellt wurde, sowie der Kurzfilm „Fit für den AOK-Firmenlauf. Sport und Laufen antidepressiv wirksam“. Der kurzweilige Abend hatte den Zweck, Menschen zur Teilnahme am Siegerländer AOK-Firmenlauf zu motivieren und die zahlreich erschienenen AWO-Beschäftigten nahmen das Angebot der kostenlosen Laufkleidung vom Verein Inklusive Begegnungen an. Rund 30 von ihnen planen am 14. Juni erstmals eine Firmenlauf-Teilnahme. In 100 Meter Luftlinie entfernt werden sie dann gemeinsam mit über 8.000 Menschen an den Start gehen und die Idee des „Laufs für alle“ auf die Straße bringen.