Hachenburg. Der 28. Hachenburger Löwenlauf der DJK Marienstatt, gleichzeitig der 10. Lauf zum Ausdauer-Cup 2014, war fest in der Hand der Triathleten. So gewannen mit Sebastian Leins (Kölner Triathlon Team 01) und Uwe Jungblut (ASG Altenkirchen) Hand-in-Hand über die Marathonstrecke (43 Kilometer !), ebenso wie der Daadener Tim Meyer (Kölner Triathlon-Team 01) und die Neu-Dreis-Tiefenbacherin Caprice Giehl (TuS Deuz) über 10,8 Kilometer, sowie mit Christoph Eichner (Team Tri Dreikirchen) über die 21,9 Kilometer lange Strecke ausnahmslos Triathlon-Spezialisten.
Kaiserwetter beim 10. Ausdauer-Cup-Lauf 2014 in Hachenburg: Ein fast wolkenloser blauer Himmel und dazu Temperaturen, die man sich an manch einem Sommertag in diesem Jahr gewünscht hätte. Über 20 Grad, dazu ein kleines Lüftchen, beinahe bestes Wetter also – zumindest für die Strecken bis 10 Kilometer, denn darüber hinaus klagten viele der Teilnehmer auf den langen Distanzen über die „Oktoberhitze“. Das Wetter zog wieder viele Zuschauer an die Strecke und die Starterzahl ist beim Lauf in Hachenburg seit Jahren sowieso beachtlich. „Wir hatten heute insgesamt allein rund 800 Kinder“, freute sich Hans-Jörg Sievers vom Organisationsteam, der erneut für den reibungslosen Ablauf der Siegerehrung verantwortlich war. 800 Kinder, dazu 120 Marathonis, 366 Läuferinnen und Läufer über 10,8 Kilometer, 227 Starter über die Halbmarathonstrecke von 21,9 Kilometer, 206 Teilnehmer im Jedermannlauf/Nordic Walking über 6,8 Kilometer – insgesamt zählte der Veranstalter über 1.700 Teilnehmer! Zum Vergleich: Die Stadt Hachenburg hat nur etwa 5.700 Einwohner. Der Löwenlauf ist damit im weiten Umkreis der Primus unter den Laufveranstaltungen, nimmt man mal den Siegerländer AOK-Firmenlauf mit über 9000 Startern aus der Wertung.
Erlös des Hachenburger Löwenlaufs geht nach Indien
Und wie das bei einer Großveranstaltung nunmal so ist, ohne viele fleißige Helfer geht da nichts, ob auf der Strecke, im Organisationskomitee, oder am Kuchenbüffet. Über 120 waren es in diesem Jahr die mit angepackt haben. Bereits seit 1989 werden mit dem Erlös des Löwenlaufs zwei Kinderheime sowie eine Dorfambulanz in Madras/Südindien unterstützt. So konnten die Löwenläufer bisher über 90.000 Euro an den gemeinnützigen Verein Kinderheim und Dorfambulanz Südindien e.V. übergeben.
Seit vielen Jahren haben die Hachenburger nun die gleiche Streckenführung – doch in diesem Jahr war dann alles anders, ganz zum Leidwesen der Läufer, die ihre Laufzeit mit den Leistungen der Vorjahre vergleichen wollten. So mussten die Organisatoren aufgrund von Bauarbeiten die Strecke verändern und das Ziel vom „Alter Markt“ unter dem Löwenbrunnen verlegen. Und so lagen Start und Ziel diesmal direkt vor der Rundsporthalle. Wenngleich es durch eine Verlängerung von exakt 800 Metern (!) zu „krummen“ Strecken kam, so hatte der neue Start-/Zielbereich durchaus seinen „Charme“. Nur so war es für die Zuschauer möglich, parallel nebeneinander sowohl den Start auf der einen Seite und den Zieleinlauf auf der anderen Seite zu erleben. Erst im Jahr 2016, so die derzeitige Planung, wird der Wettkampf wieder auf der alten Strecke mit Ziel am „Löwenbrunnen“ ausgetragen.
Uwe Jungbluth und Sebastian Leins Hand-in-Hand ins Ziel
Es war schon reichlich warm für einen Langstreckenlauf – sicher etwas zu warm für die 120 Starter im Marathonlauf. Auch wenn es im Feld den ein oder anderen „alten Hasen“ über diese Distanz gab, eines hatten sie wohl alle noch nicht erlebt: Einen Marathon mit einer Streckenlänge von 43 Kilometern! Den beiden Schnellsten des Tages machte das jedoch wenig aus, sie laufen nach dem Ausklang ihrer Triathlonkarriere einen Marathon nur noch so „zum Spaß“. Mit dem Spaß war es jedoch für Sebastian Leins, den Marathonsieger in Hachenburg der Jahre 2009, 2010 und 2011 diesmal bei Kilometer 35 vorbei, der „Mann mit dem Hammer“ hatte zugeschlagen. „Da war bei mir der Ofen aus. Bei der Verpflegungsstation hat mich eine Flasche Cola gerettet. Wenn Uwe nicht mit dabei gewesen wäre, hätte ich das so nicht durchgehalten“, gestand der 33-jährige Sebastian Leins (Kölner Triathlon-Team 01) im Ziel – und mit Uwe war sein Trainingspartner Uwe Jungblut von der ASG Altenkirchen gemeint. Bereits vor dem Start hatten sich die beiden über einen gemeinsamen Zieleinlauf verständigt. Und so hat dann der 32-jährige Finanzbeamte aus Neuwied, Sieger in Hachenburg 2012 und 2013 mit der Erfahrung von „mindestens 20 Marathonläufen“ seinen Trainingspartner Leins, gebürtiger Hachenburger, Lehrer am Gymnasium Altenkirchen und mit einer Marathonbestzeit von immerhin 2:33 Stunden (2008 in Frankfurt) ausgestatteten Laufpartner, über die Strecke gezogen. Wie verabredet sind sie „Hand-in-Hand“ nach 3:04:15 Stunden ins Ziel an der Turnhalle gelaufen und haben sich dann zur Kühlung gleich eine Flasche Wasser über den Kopf geschüttet. Uwe Jungblut erklärte im Gespräch: „Ach der Sebastian, wenn der richtig gewollt hätte, der hat immer hintenraus noch ´was drauf.“
Claudia Reiter (TuS Deuz) drittschnellste Frau
Bei den Frauen gewann über 43 Kilometer Andrea Jung vom Team Bergisch in 3:33:26 Stunden. Nur wenige Starter gab es aus dem Siegerland. Schnellster aus heimischer Sicht war der aus Eisern stammende Triathlet Maik Baltes (Tri. Si.). Der 38-Jährige lief über die schwere Strecke in 3:18:11 Stunden eine gute Zeit und gewann die Klasse der M35. Claudia Reiter vom TuS Deuz war die drittschnellste Frau im Gesamteinlauf. Die 42-jährige gewann in 3:51:57 Stunden die Klasse der W40.
Fotofinish zwischen Tim Meyer und Yohannes Hailu Atey
Zu einem Fotofinish kam es im Lauf über 10 oder besser gesagt 10,8 Kilometer, der mit 366 Startern eine starke Beteiligung hatte. Hier ziehen gleich drei Laufserien die Teilnehmer an: der Wäller Lauf-Cup, der Sparkassen-Fitness-Cup und der Ausdauer-Cup. Als großer Favorit war Yohannes Hailu Atey vom TuS Deuz ins Rennen gegangen. Der 30:30-Minuten-Läufer über die 10.000 Meter-Strecke, der seit September 2013 für den TuS Deuz startberechtigt ist und nun mit seiner Familie im Siegerland wohnt, setzte sich zusammen mit dem Triathleten Tim Meyer aus Daaden schon früh vom Gesamtfeld ab. Immer wieder wechselten sich die beiden 24-Jährigen an der Spitze ab und als dann der Nordafrikaner schon einen kleinen Vorsprung herausgelaufen hatte, schien der Sieger des 28. Hachenburger Löwenlaufs bereits festzustehen. Doch Tim Meyer konterte und huschte mit einem starken Schlussspurt am Leichtgewicht Atey vorbei und siegte in 36:33,2 min. um Schuhbreite. Für den „kleinen“ Meyer (abgeleitet vom jahrelang erfolgreichen Vater Peter Meyer) war es der dritte Sieg in Hachenburg.
Ein überraschender Ausgang des Rennens, hat der Mann aus Eritrea mit einer 5000-Meter-Bestzeit von 14:31 doch ein gehöriges Maß an Schnelligkeit im „Portfolio“. Wie schon im Vorjahr, als er im Endspurt dem Wendender Florian Herr den Vortritt lassen musste, blieb Yohannes Hailu Atey auch diesmal nur der Silberrang. Sichtlich humpelnd im Zielbereich und mit einem Griff an die rechte Wade, hatte er für den Ausgang des Rennens diesmal eine einfache Erklärung: „Ich habe mich beim Intervall-Training auf der Bahn in Dreis-Tiefenbach verletzt. Ich habe drei Tage nicht trainiert, ich dachte aber, es würde heute gehen…“, erklärte er im Interview mit laufen57.de Angesprochen auf das Missgeschick seines Gegners antwortete Triathlet Tim Meyer knochentrocken: „Ich habe diese Woche über 30 Stunden trainiert und bin vor dem heutigen Wettkampf heute morgen noch über zwei Stunden Rad gefahren. Das ist ja sicher auch keine optimale Vorbereitung.“
Der 24-jährige Daadener, der sich derzeit voll auf den Leistungssport konzentriert und dabei auch von Vater Peter Meyer unterstützt wird, ist offensichtlich in einer blendenden Form. Vor vier Wochen überzeugte er beim Ironman auf Lanzarote auf Platz acht, in zwei Wochen startet er beim 70.03 Triathlon in Taiwan und will dort den Sprung unter die Top 3 schaffen. „Es läuft gut bei mir. Ich will unbedingt Punkte sammeln für die WM im nächsten Jahr.“
Hinter Meyer und Atey klaffte bereits eine gehörige Lücke von dreieinhalb Minuten, erst dann folgte der Thüringer Frank Merrbach aus Friedrichsroda, der sich einen Vorsprung von sieben Sekunden auf Knut Seelbach (SG Wenden/40:16 min.) herausgelaufen hatte. Als Fünfter im Gesamtenlauf folgte Radfahrer Tobias Lautwein vom RSC Betzdorf in 41:08 min., vor Dr. Patrick Löhr (7./TuS Deuz/41:53 min.), Markus Mockenhaupt (8./SG Wenden/42:01 min.) und Stefan Brockfeld (9./TuS Deuz/42:11 min.). Gute Leistungen erzielten der 64-jährige Klaffender Gerhard Schneider (TuS Deuz) mit 45:10 Minuten und auch der Dauerstarter dieser Tage, der Erndtebrücker Werner Stöcker von der LG Wittgenstein, der in 52:40 Minuten die Klasse der M75 gewann.
Caprice Giehl hatte Konkurrenz im Griff
Während der Sieg bei den Männern über 10,8 Kilometer hart umkämpft war, konnte sich Dr. Caprice Giehl (TuS Deuz) unterwegs Zeit lassen und während des Laufes noch die warmen Sonnenstrahlen genießen. Wie schon im Vorjahr siegte die Ärztin aus dem Marienkrankenhaus Siegen souverän. Mit 44:50 Minuten war sie fast zwei Minuten schneller als die Zweite, die 25-jährige Franziska Espeter (TV Laasphe/46:48). Auch Platz drei im Gesamteinlauf der Frauen blieb in der Familie Espeter, den belegte die 19-jährige Maria in 48:08 min. Eine starke Vorstellung gab wieder die 58-jährige Conny Wagner, die in 48:50 min. die Klasse der W55 gewann.
Christoph Eichler gewinnt 21,9-Kilometer-Rennen – Schmechel vor Senner
227 Teilnehmer gingen auf der Halbmarathonstrecke, die nach der Streckenänderung diesmal 21,9 Kilometer lang war, an den Start. Und auch hier lag am Ende ein Triathlet weit vorne. Der 32-jährige Christoph Eichler (Team Triathlon Dreikirchen), der Sieger der Silvesterläufe in Montabaur 2013 und 2014, brauchte für seinen Sololauf in Hachenburg 1:20:33 Stunden. Über vier Minuten dahinter folgte dann der Zweitplatzierte, Tobias Schmechel (BSG Geisweid/1:24:43). Und wie schon beim Zieleinlauf des Rothaar-Waldlaufs in Aue-Wingeshausen folgte dahinter mit einer knappen Minute Rückstand der Eiserner Andreas Senner (TuS Deuz/1:25:35). Senner kann sich nun vor dem Finale des Ausdauer-Cups 2014 in Wenden beruhigt zurücklehnen, ihm ist der Klassensieg in der AK45 nicht mehr zu nehmen. Er könnte es sich sogar erlauben, beim Saisonfinale einen „Familienausflug“ auf der Waldstrecke der SG Wenden zu machen und der Konkurrenz Beifall zu spenden.
Über 21,9 Kilometer siegte bei den Frauen die 44-jährige Carmen Heese vom TV Wiesbaden in 1:38:28 Stunden, vor einer weiteren Triathletin, Sabine Helf von Triathlon Mülheim (1:45:28 Stunden) sowie der Lokalmatadorin Anne Bey aus Hachenburg, die sich mit Platz zwei begnügen musste.
Hans Hoffmann über 6,8 Kilometer vorn
Umstellen mussten sich all die Läufer, die beim Ausdauer-Cup über die 5 Kilometer starten. In Hachenburg kam bislang der Lauf über 6 Kilometer in die Wertung, jetzt gab es nochmal einen „Nachschlag“ von 800 Metern, so dass die Strecke nun eine Länge von 6,8 km Gesamtlänge hat. In der Jedermann-Klasse gewann Hans Hoffmann (Sunshine Projekt) in 27:44 Minuten. Schnellste Läuferin in der Jederfrauklasse war Petra Gürntke aus Stahlhofen in 32:51 Minuten.
Herausragend war die Leistung eines Nachwuchsläufers im insgesamt 206-köpfigen Teilnehmerfeld: Der erst zehnjährige Joel Griesar von den Trikids Montabaur war Neunter (!) im Gesamteinlauf in 31:28 Minuten und lag damit eineinhalb Minuten vor der schnellsten Läuferin des Tages. Unter den 43 Walkern war Sascha Wienen (GFB Hachenburg) nach 6,8 Kilometern Schnellster des Tages in 40:47 Minuten, Doris Hammer von der DJK Gebhardshain benötigte 52:21 Minuten. Zweite wurde Katja Kranz-Noll (WSG Bad Marienberg/57:14).