Betzdorf. Der 21. Molzberglauf über 5.000 Meter, der 6. Lauf im Ausdauer-Cup 2015, wurde zu einem Rekordrennen. Der Obersdorfer Tim-Arne Sidenstein (SG Wenden) lief die zwölfeinhalb Stadionrunden in 14:47,7 Minuten – so schnell, wie kein Läufer zuvor im Molzbergstadion. Die schnellste Läuferin des Tages kam vom TuS Deuz: Die 25-jährige Altenkirchenerin Tina Schneider lag im Ziel mit 18:23,8 min. nur 8/10tel Sekunden vor der 29-jährigen Steffi Bröcher von der SG Wenden, die ihre Bestzeit auf 18:24,6 min. verbesserte.
Es war die sechste Station der insgesamt zehnteiligen Laufserie, bei der man mindestens sechs Volksläufe absolviert haben muss, um in die Cup-Wertung zu kommen. Da der Wettkampf in mehreren 5000-Meter-Läufen ausgetragen wird (diesmal waren es fünf), rennen die Langstreckler vor allem gegen die Zeit – nicht wissend, ob der direkte Konkurrent in der gleichen Altersklasse im darauffolgenden Teilnehmerfeld nicht vielleicht doch ein paar Sekündchen schneller sein wird. Schnelligkeit, Tempohärte und Stehvermögen war bei den Hobbyläufern wie Spitzenläufern gleichermaßen gefragt. Insgesamt waren es diesmal zusammen mit den Schülerläufen 250 Teilnehmer – lediglich 176 in den fünf Hauptläufen über 5.000 Meter. Damit zählten die Veranstalter doch deutlich weniger Bahnläufer, als noch vor einigen Jahren, als die 200er-Marke immer übertroffen wurde.
Es war bereits gehörig dunkel geworden, als der fünfte und letzte Lauf des Tages über 5.000 Meter gestartet wurde und nur das Flutlicht sorgte für ein wenig „Büchsenlicht“ für die Schnappschüsse des Tages. War der Stadionwettkampf, seit 20 Jahren die „Sprintstrecke im Ausdauer-Cup“, in den Vorjahren im Juni/Juli ausgetragen worden, so sorgte das wenige Restlicht am letzten Freitagabend im August nun nicht eben für gute Fotobedingungen. „Die Kamera kannst du ruhig einpacken, gute Fotos vom Molzberglauf gibt es eigentlich nicht“, sagte kurz vor dem Startschuss der Favorit Tim-Arne Sidenstein mit einem schelmischen Lachen – und natürlich packte er mich damit bei der Fotografenehre! Bei Sonnenschein kann jeder – aber Sportfotos mit kurzer Verschlusszeit bei Mondlicht? Die Ergebnisse sind gar nicht so schlecht (siehe auch die Fotostrecke) und der Aufwand, bis zum schnellsten Rennen des Abends vor Ort zu bleiben, hatte sich gelohnt. So schnell war wohl ein 5.000 Meter-Rennen auf dem Molzberg noch nie und es wäre jammerschade, hätte es von dem Ereignis keine Fotos für die Nachwelt gegeben.
Die Frage die sich beim Startschuss stellte: Wie würde der Zweikampf zwischen dem Vorjahressieger Johannes Hailu Atey vom TuS Deuz, der 2014 in 14:56,8 min. vor Sven-Christian Sidenstein (SG Wenden/15:27,1 min.) gewann, und dem derzeit stärksten Langstrecken des Kreisgebietes, Tim-Arne Sidenstein von der SG Wenden ausfallen? Auf dem Papier war die Angelegenheit eine klare Sache, denn der 24-jährige Läufer aus Eritrea würde wohl gegen den langen Schlaks aus Obersdorf, der im Vorjahr bei den Deutschen Meisterschaften in Aichach im bayerischen Schwabenland in 29:03,05 Minuten über 10 Kilometer das Rennen seines Lebens lief und der eine 5.000-Meter-Bestzeit von 14:12,54 min. zu Buche stehen hat, keine Chance haben. Doch Tim-Arne Sidenstein konnte in diesem Jahr bislang nicht an seine Vorjahresleistungen anknüpfen und somit Versprach der Ausgang des Rennens auf dem Molzberg spannend zu werden. Bis etwa zur 3.000-Meter-Marke klebte Atey dem einen Kopf größeren Sidenstein im Windschatten an den Fersen, doch dann legte der Ausnahmeläufer aus der Trainingsgruppe von Egon Bröcher einen Zahn zu. Ein kurzer Zwischenspurt und schon war der Obersdorfer Tim-Arne Sidenstein enteilt. Es war eindrucksvoll, wie schnell und leichtfüßig er binnen weniger Runden einen Vorsprung von 50, 100 und zum Schluss 130 Metern herausgelaufen hatte. Seine Siegerzeit: 14:47,7 min. Damit war er von seiner Bestzeit zwar weit entfernt, ein gutes Rennen war es dennoch für den 26-Jährigen, der die 5.000 Meter auf dem Molzberg als letzten Formtest vor den Deutschen Straßenlauf-Meisterschaften in Bad Liebenzell am kommenden Sonntag in sein Trainingsprogramm eingebaut hatte. Im Interview mit Laufen57 sagte er: „Ich bin zufrieden mit dem Rennen, es war ein guter Test. Mal sehen, wie es jetzt bei den Deutschen läuft. Ich denke aber, mehr als eine Zeit von 30:30 Minuten ist nicht drin…“
Nicht ganz zufrieden mit dem Rennen war der Zweite, Johannes Hailu Atey. Der konnte aufgrund von Verletzungen nicht planmäßig trainieren. „Ich bin in drei Monaten nur ein mal auf der Bahn gewesen, deshalb konnte ich kein Tempo laufen“, erklärte er im Gespräch mit Laufen57. Die Plätze drei und vier gingen wie im Vorjahr an Nils Schäfer und Markus Mockenhaupt von der SG Wenden. Während der 25-jährige Nils Schäfer mit 15:47,6 min. sechs Sekunden langsamer war als im Vorjahr, waren es beim Wilgersdorfer Markus Mockenhaupt in 16:23,1 min. sogar 32 Sekunden. Dafür gab es jedoch eine einfache Erklärung: Markus Mockenhaupt hatte noch das 5.000-Meter-Rennen vom Vortag in den Beinen. Bei der Bahnlaufserie in Bergisch-Gladbach hatte Markus bei strömendem Regen seiner Schwester Sabrina Mockenhaupt Tempoarbeit geleistet und auf die neue Saisonbestzeit von 15:39 Minuten gezogen – er selbst war nach 15:38 Minuten ins Ziel gespurtet. Für Sabrina Mockenhaupt war es ein deutlicher Leistungssprung gegenüber der DM vier Wochen zuvor, bei der sie sich erstmals nach vielen Jahren auf Rang 1 mit dem Vizetitel begnügen musste. Zugleich war das für Sabrina Mockenhaupt ein guter Formtest vor der Straßen-DM am kommenden Wochenende. Für Markus Mockenhaupt war es eine durchaus harte Doppelbelastung, erst 15:38 und 24 Stunden später nochmal 16:23 obendrauf zu packen – seine Zeit ist deshalb umso stärker einzuschätzen. „Ich bin hier am Molzberg nur für die Bonuspunkte im Ausdauer-Cup gelaufen. Ich denke, dass ich derzeit über 5.000 Meter die Form für etwa 15:20 min. habe“, erklärte er nach dem Rennen.
Auf den weiteren Plätzen folgten Fabian Jenne (SG Wenden/16:32,3/4. MHK) sowie die zwei starken Altersklassenläufer des TuS Deuz, Stefan Brockfeld (16:33,1/1. M45) und Andreas Senner (16:40,9/2. M45). Das Deuzer Trio komplettierte Lars Brandenburger als Achter in 16:48,1/1. M40). Knapp an der 17-Minuten-Marke gescheitert sind Lennart Stühn (SV Emmerzhausen/17:03,0) und der wiedererstarkte Andreas Rottler (TuS Deuz/17:03,9).
Die Frauen waren in diesem Jahr deutlich langsamer als die Siegerin 2014, Christl Dörschel (SG Wenden/17:12,9). Die Michelbacherin (bei Altenkirchen) Tina Schneider im Trikot des TuS Deuz sowie die Ottfingerin Steffi Bröcher von der SG Wenden machten diesmal den Sieg unter sich aus. Am Ende gewann die 25-jährige Läuferin des TuS Deuz in 18:23,8 knapp vor der Sauerländerin in 18:24,6 min. Deutlich schneller als im Vorjahr lief die Seelbacherin Ramona Wied, die als Dritte und Siegerin der Klasse W45 einlief. Die Läuferin der SG Wenden wurde von ihrem Vereinskollegen Sven Daub auf 18:33,6 min. gezogen und war somit 33 Sekunden flotter als 2014 an gleicher Stelle. Sven Daub absolvierte nach Rennende noch ein paar Tempoläufe, denn für ihn war der Abend die Vorbereitung auf die kommenden Polizeimeisterschaften.
Gerhard Schneider läuft neue Siegerlandbestzeit der M65
Beachtliche 5.000-Meter-Zeiten liefen wieder einige Seniorenläufer. So stellte der 65-jährige Gerhard Schneider im Trikot des TuS Deuz eine neue Siegerlandbestzeit in der Klasse M65. Er verbesserte die alte Bestmarke von 19:56,2 min. von Dietmar Lehmann aus dem Jahre 2012 auf überragende 18:45,3 min. Die beiden ältesten Läufer im Feld waren der Erndtebrücker Werner Stöcker (75/LG Wittgenstein), der in 22:30,4 min. seine eigene M75-Siegerland-Bestmarke um wenige Sekunden verpasste und der 78-jährige Ulrich Gans von der ASG Altenkirchen, der starke 23:49,0 min.
Erwähnenswert auch die Leistungen der Jüngsten im Feld der 176 Teilnehmer über 5.000 Meter: der 17-jährige Nils Wehner lief 18:20,7 min., der 16-jährige Maximilian Clemens (beide SG Wenden) wurde in 18:59,8 min. gestoppt. Kurz vor seinem 12. Geburtstag lief Lukas Steinseifer (TV Niederschelden) 20:17,5 min. und der ein Jahr jüngere Tom Luca Krumm (CLV Siegerland) erreichte nach 22:57,9 min. das Ziel.
Beim 21. Molzberglauf der LG Sieg gab es neben vielen Erfolgen auch einen ernsten und traurigen Moment. Der Freusburger Manfred Niehüser (VfL Kirchen/Lauftreff des VfL Wehbach) war am Montag, 24. August, beim Lauftraining auf seiner Hausstrecke an den Folgen eines Herzinfarktes im Alter von 68 Jahren gestorben. Mit einer Schweigeminute gedachten die Läuferinnen und Läufer dem Sportler, der über Jahre hinweg Teil der Läufergemeinde war. Noch im Vorjahr war er auf dem Molzberg über 5.000 Meter gestartet.
Hier ein kurzer Blick in die Statistik des Molzberglaufs:
- Das schnellste Rennen: Das gab es am 5. Juli 1995 als gleich vier Läufer unter der 15-Minuten-Marke blieben. Bei der Premiere gewann Michael Loos (LAG Siegen) in 14:50 min. vor Dietrich Rockenfeller (LG RH-Wied Andernach) und Dieter Müller (DJK Betzdorf) jeweils in 14:55 min. Auch der Viertplatzierte, der Hilchenbacher Thomas Braukmann, damals für kurze Zeit im Trikot der LAG Siegen, blieb in 14:57 min. noch unter der 15-Minuten-Grenze.
- Die größte Teilnehmerzahl: Die gab es im Jahre 2003 als 294 Läuferinnen und Läufer das Ausdauer-Cup-Rennen über 5.000 Meter an den Start gingen. Das große Teilnehmerfeld wurde in sieben Wertungsläufe aufgeteilt.
- Die schnellste Männerzeit: die lief wie erwähnt Tim-Arne Sidenstein beim 21. Molzberglauf in 14:47,7 Minuten.
- Die schnellste Frau: Das war im Jahre 2010 Sabrina Mockenhaupt, die im Trikot des Kölner Verein für Marathon 15:55,66 min. lief.
Ergebnisse HIER
Ausdauer-Cup 2015:
1. Lauf – Herdorf: Bericht und Fotogalerie
2. Lauf – Kirchen: Bericht und Fotogalerie
3. Lauf – Deuz: Bericht und Fotogalerie
4. Lauf – Mudersbach: Bericht und Fotogalerie
5. Lauf – Friesenhagen: Bericht und Fotogalerie
6. Lauf – Molzberglauf: Bericht und Fotogalerie
Die weiteren Termine
7. Lauf: 5. Sept. 2015 – Wielandlauf in Wilnsdorf
8. Lauf: 3. Oktober 2015 – Wissener Jahrmarktslauf
9. Lauf: 17. Oktober 2015 – Hachenburger Löwenlauf
9. Lauf: 7. Nov. 2015 – 40. Südsauerlandlauf Wenden
Abschlussfeier Ausdauer-Cup 2015: 13. November
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